BattleTech 22: Fernes Land
zeigen, wer hier das Sagen hat.« Vost legte den Kopf in den Nacken und sah zu den ersten Sternen hoch, die sich am dunkler werdenden Himmel zeigten. »Bei den Augen des Drachen, das wird ein Abenteuer, von dem noch unsere Kinder und Kindeskinder erzählen werden.«
In der Stille des nächtlichen Lagers erhob sich Dakodo Stunden später aus seinem Nest. Über ihm funkelten die Sterne. Es war praktisch windstill. Mit einer Lautlosigkeit, die zum Teil instinktiv und zum Teil Übung war, schlich er sich aus dem Lager.
14
Sho-sa Yubari Takuda hatte sich mit den anderen Mitgliedern des DEST-Führungsteams zusammengesetzt. Er würde eine Patrouille aussenden müssen, die Kontakt zu den Menschen aufnahm, und für diese Mission waren nur die Besten gut genug. Knytes Sektion hatte den Erstkontakt mit den Tetaetae besorgt, also wären eigentlich Arsenaults Leute für diese Aufgabe an der Reihe gewesen. Es war eine Frage der gerechten Verteilung von Verantwortung und Gefahren. Aber ihm fehlte das rechte Vertrauen in Arsenaults Leute.
Roland Dupe, die Nummer Zwei der Sektion, hatte eine Tendenz zu meckern. An sich war das nicht so schlimm. Über den Dienst zu meckern, war bei Soldaten geheiligte Tradition. Aber Dupe hatte die unangenehme Angewohnheit, sich über alles und jedes zu beschweren, auch schon, bevor sie auf Kaetetöä gelandet waren. Arsenault tat Takuda leid, weil er sich das konstant anhören mußte.
Das dritte Mitglied der Sektion war Dana Lost. Eine der hervorstechendsten Eigenschaften Losts war sein übertriebenes Bedürfnis zu helfen – er bot sich ständig freiwillig für irgendwelche Aufgaben an. Es gab nicht eine Gefechtsstellung im DEST-Lager, an der Lost nicht mitgebaut hatte. Erst hatte er seine Stellung aufgebaut, dann war er durch das Lager gezogen und hatte Ausschau nach anderen Arbeiten gehalten, die noch nicht erledigt waren. Das Problem daran war, daß Dana Lost gleichzeitig eine Menge haltloser Vorurteile besaß, die er lautstark zu vertreten pflegte. Er und Dupe waren die besten Freunde, aber das ständige Gemeckere des einen und die Vorurteile des anderen führten dazu, daß sie sich konstant in den Haaren lagen. Arsenault stand ruhig und gelassen über diesem Chaos. Takuda entschied sich schließlich doch, ihnen den Auftrag zu geben, wenn auch nur, damit sie im Lager nichts anstellten.
Seit undenkbaren Zeiten haben militärische Organisationen mit der Notwendigkeit zu kämpfen, Rastlosigkeit unter den Truppen zu vermeiden. In der Regel tun sie das durch mit Messing überhäufte Uniformen und häufigen Drill, um die Truppen in den unzähligen, endlosen Perioden der Langeweile zwischen den Kämpfen beschäftigt zu halten.
Takuda besprach seinen Plan mit Sho-ko Saitan Yura. Er hätte einen zweiten Offizier, jemanden von gleichem Status, im Führungsteam vorgezogen, aber er mußte sich mit dem Unteroffizier Yura begnügen. Nach fast vierzig Jahren Dienstzeit für das DraconisKombinat hatte der Sho-ko Kommandeure, Grundsätze, Siege und Niederlagen kommen und gehen sehen. Mit zustimmendem Nicken hörte er seinem Vorgesetzten unbeteiligt zu, während der ihm die Mission und seine Wahl der Patrouille erklärte. Yubari Takuda hoffte, daß das Nicken Zustimmung zu dieser speziellen Entscheidung ausdrückte, und nicht nur die Akzeptanz jeder Entscheidung. Er stand auf, um den Kashira mit den Befehlen auf den Weg zu schicken, als plötzlich Garber Vost erschien.
»Hören Sie, Sho-sa«, erklärte der Söldner. »Ich habe über eine Kontaktaufnahme mit diesen Menschen im Westen nachgedacht. Ich finde, wir sollten das so schnell wie möglich erledigen.«
Takuda konnte kaum ein Lächeln zurückhalten. Zum erstenmal hatte der Söldnerkommandeur ihn mit seinem draconischen Rang eines Sho-sa angesprochen, und nicht als ›Major‹. Und zum erstenmal, seit sie an Bord des Landungsschiffes gegangen waren, begegnete Vost Takuda mit so etwas wie Respekt. Irgend etwas war faul an dieser Sache, aber Takuda war bereit mitzuspielen. »Haben Sie eine Idee, Pilot Vost?«
»Nun, wir wissen nicht, wie weit entfernt diese Menschen leben. Wir könnten eine Fußstreife losschicken, aber sie könnte Tage für den Weg brauchen, und noch einmal genauso lange für den Rückweg. Wenn die Patrouille in Schwierigkeiten geriete, was mich nicht überraschen würde, nach dem, was der pelzige Bursche erzählt hat, wären wir nicht in der Lage, ihr zu helfen. Wir müßten alle zusammen losziehen. Und dann ist da noch das Problem,
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