BattleTech 22: Fernes Land
aufgeregt, daß er den Mechrumpf losließ. Goodall starrte ihn an. Seit sie sich vom Landungsschiff entfernt hatten, hatte das Vogelwesen seinen Halt am Rumpf des Heuschreck nicht gelockert.
Goodall setzte den Heuschreck vorsichtig in Bewegung. Der Boden unter seinen Metallfüßen war weich und nachgiebig, aber die Geländeanzeige gab kein Warnsignal. Sie wurde schneller. Jetzt war sie zuversichtlich, ohne Probleme weiterzukommen. Der Tetaetae spürte ihre Sicherheit und hielt sich statt mit beiden Armen nur noch mit einem fest. Mit der freien Hand deutete er weiter auf den dunklen Punkt im Wald voraus. Dann erkannte Goodall eine Höhle in der Wand der Schlucht, in die sie mit ihrem Mech gestürzt war.
Jacobs schlug das Herz bis zum Hals. Das Aufblitzen der Laser hatte ihn völlig überrascht. Es war schwer genug, den Heuschreck einigermaßen in der Gewalt zu behalten. Daß er jetzt auch noch beschossen wurde, schien alles andere als gerecht. Das konstante Getschilpe des kleinen Tetaetae neben dem Kanzeldach regte ihn zusätzlich auf. Er wollte nur seine Ruhe haben, um sich ganz den Problemen widmen zu können, die das Führen dieses Metallkolosses mit sich brachte. Er bedauerte die Entscheidung nicht, den Heuschreck übernommen zu haben. Das Gefühl der Macht, das ihm seine Position vermittelte, war unbestreitbar. Aber warum konnte man ihn nicht in Ruhe arbeiten lassen?
Plötzlich zerfetzte etwas die Baumwipfel zu seiner Linken, und Jacobs fühlte einen wuchtigen Schlag. Er verstand nicht, was geschehen war, begriff nicht, daß der Panther auf große Distanz einen PPKTreffer erzielt hatte. Auf den Kontrollen flackerten immer mehr rote Warnlämpchen, und der Tetaetae schnatterte wild. Schweiß troff unter dem Neurohelm in Jacobs' Augen. Die Lage wurde immer schwieriger. Er schob den Gashebel leicht nach vorne, und fühlte den Heuschreck plötzlich abrutschen. Er riß den Hebel zurück, aber es war schon zu spät.
Der Heuschreck krachte völlig außer Kontrolle durch die Bäume. Jacobs klammerte sich fest, während er im Pilotensitz vor und zurückgeschleudert wurde. Äste zuckten an der Kanzel vorbei, dann stieg eine leuchtende Dampfwolke auf, als die FLUM-Laser das Laub zerkochten. Jacobs konnte den beißenden Geruch verkohlten Holzes in seinem Cockpit riechen, während die Maschine unaufhaltsam nach vorne fiel. Das Auge des Vogelwesens tauchte vor dem Laserloch in der Cockpitkanzel auf. Dann schlug der Heuschreck auf. Das Auge verschwand.
Jacobs beugte sich vor, soweit die Gurte es erlaubten, und sah nach draußen. Das Wipfeldach der Bäume, das im Licht der Morgensonne prallgrün leuchtete, war verschwunden. Statt dessen sah Jacobs hinaus in eine grüne Dunkelheit. Er befand sich in einem tiefen Tal, das sich vor ihm unter dem Blätterdach weiter erstreckte. Er drehte den Torso des Mechs, um einen Rundblick zu erhalten, und stellte fest, daß sich ihm in alle Richtungen derselbe Anblick bot, eine grüne Dunkelheit, soweit das Auge reichte. Der kleine Tetaetae klopfte vorsichtig an die Seite der Kanzel. Jacobs öffnete das Luk und steckte den Kopf nach draußen. Der Tetaetae deutete ein Stück voraus. Auf eine dunklere Stelle in der grünen Finsternis. Jacobs setzte den Heuschreck in Bewegung.
Der Urwald glitt in gleichmäßiger Geschwindigkeit an dem Mech vorbei. Der kleine Tetaetae tschilpte fröhlich, klopfte auf das Cockpit und deutete auf ihr Ziel. Jacobs sah noch andere Vogelwesen durch den Wald huschen. Sie trugen seltsam vertraut wirkende Lasten. Über ihnen erklang das Zischen verdampfenden Laubs, und abgetrennte Zweige prasselten zu Boden. Die Tetaetae verschwanden in der Dunkelheit. Dann öffnete sich plötzlich ein Höhleneingang vor Jacobs, und er verstand, was sein Lotse ihm hatte sagen wollen. Dort würde er sicher sein. Die Höhle würde ihn vor dem suchenden FLUM verbergen. Er richtete den Heuschreck mit einer sanften Drehung aus und erhöhte die Geschwindigkeit. Er wollte nicht so kurz vor dem lockenden Ziel doch noch abgeschossen werden.
Hoch über den Bäumen legte Seagroves den Feuerfalken-FLUM zu einem weiteren Angriffsflug auf den unter dem Blätterdach verborgenen BattleMech in eine Kehre. Er zog die Maschine steil hoch und kippte über eine Tragfläche in den Sturzflug ab. Seine bisherigen Vorbeiflüge waren alle relativ flach gewesen, und aus der Reaktion des Zieles wußte er, daß er keinen Abschuß erzielt hatte. Diesmal würde er senkrecht hinabstoßen, ohne Abweichung, beinahe
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