BattleTech 22: Fernes Land
Sanae und Miranda am nächsten Morgen weckte, hatte er bereits alles ausgearbeitet. Die Streife würde in den Polygonfalken umziehen, ein kleines, aber respektables Ryokan am Rande des Hauptmarktplatzes, den Sanae in der vergangenen Nacht gesehen hatte. Sobald sie sich dort eingerichtet hatten, würde Pikaete ausgewählte Usugumi vorbeibringen, die mit den beiden Menschen reden sollten. Er hatte eine Aufstellung möglicher Kontakte angelegt, die er in eine ›Muß‹-, eine ›Soll‹- und eine ›Kann‹-Liste unterteilt hatte. An der Spitze der Muß-Liste stand Homma Sirayuki, Usugumos Hauptverwalter.
Der Name sagte Sanae nichts, aber die Position des Mannes ließ ihr Herz schneller schlagen. Das war ein Preis, für den sie alles zu riskieren bereit war. Wenn sie Takuda die Unterstützung dieses Menschen liefern konnte, würde Usugumo möglicherweise dem Traum von einer besseren Welt folgen. Schon die Tatsache, daß er überhaupt auf der Liste stand, machte Usugumo zu einem Topanwärter.
Als sie sich später an diesem Tag in ihrem Zimmer einrichteten, besprach sie mit Miranda die sich bietenden Möglichkeiten. Das Einchecken war viel reibungsloser verlaufen, als Sanae es sich erträumt hatte. Pikaete kannte den Tetaetae an der Rezeption, und sie hatten keine Probleme gehabt, ein Zimmer zu bekommen. Die einzige andere Person war ein einzelner Mensch, der in einer Ecke der Eingangshalle saß und eine abgegriffene Zeitung las. Der Mann war von Teekuchenkrümeln umringt. Die Zeitung hatte nur einmal leise geraschelt. Ansonsten waren sie niemand begegnet, der ihre Anwesenheit hätte zur Kenntnis nehmen können.
Spät am Abend ertönte ein leises Klopfen an der Tür. Sanae und Miranda schoben die Reste ihres Abendbrots in den Kleiderschrank und bereiteten sich auf den siebten Gast dieses Tages vor. Die Usugumi waren einer nach dem anderen während des Spätnachmittags und frühen Abends erschienen. Die beiden DESTler hatten keine Ahnung, wie viele Besucher sie noch zu erwarten hatten, aber jemand, der erst so spät erschien, mußte wichtig sein. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß das Zimmer einen ordentlichen Eindruck machte, öffnete Miranda die Tür. Auf dem Gang stand ein großgewachsener, distinguierter und elegant gekleideter älterer Herr. Sie tauschten Verbeugungen aus, und Homma Sirayuki trat mit der Nonchalance eines Mannes, der Verehrung gewohnt ist, in den Raum. Er wandte sich zu Miranda um. »Ich bin Shidosha Sirayuki«, stellte er sich mit einer weiteren Verbeugung vor. »Sie sind der Gesandte der anderen Macht?«
Miranda schloß die Tür und deutete zu Ariake Sanae, die an dem kleinen Schreibtisch an der gegenüberliegenden Wand saß. »Ich gehöre zu ihr, aber die Leitung hier hat meine Gun-sho, Ariake Sanae.«
»In meiner Welt«, stellte Sirayuki mit leicht gekräuselter Oberlippe fest, »findet man nur selten Männer, die bereit sind, den Befehlen einer Frau zu folgen.«
Miranda sah, wie Sanae zusammenzuckte. Sie setzte zu einer Antwort an, aber Miranda wehrte mit einer leisen Handbewegung ab. »In meiner Welt«, erwiderte er mit einer tiefen Verbeugung, »haben wir dieses veraltete Vorurteil überwunden.« Die Worte kamen so glatt über seine Lippen, daß ihr Stachel fast unbemerkt blieb. Der Jotohei deutete auf einen Stuhl gegenüber Sanae. »Daher wird sie für uns sprechen.« Bei den anderen Gesprächen hatten sich die beiden Soldaten abgewechselt, aber Miranda wollte sichergehen, daß Sirayuki möglichst nervös war. Einer der Schlüssel zu einer erfolgreichen Verhandlung lag darin, sie für sein Gegenüber so unangenehm wie möglich zu machen. Miranda hatte das Gefühl, dieses Ziel erreicht zu haben.
Sirayuki ließ sich in den Sessel sinken, zupfte seine fließende Robe zurecht und lächelte Sanae ölig an. »Ich bin gekommen, um mir anzuhören, was Sie anzubieten haben. Ich habe bereits mit der anderen Partei gesprochen, und wir wissen, was sie liefern kann. Wir wurden gestern Zeuge einer kleinen Demonstration, und heute noch einmal. Sie sind bisher nicht bereit, ihre gesamte Streitmacht einzubringen, was verständlich ist, aber Sie werden schon einiges mehr bieten müssen, um im Rennen zu bleiben.« Sirayuki hatte Erfahrung auf dem Gebiet der Verhandlungstechnik und kannte alle Tricks. Wenn man in Schwierigkeiten war, empfahl sich der Angriff.
Direkte Verhandlungen waren in den Befehlen Sanaes nicht vorgesehen. Sie und Miranda sollten beobachten und die Voraussetzungen für
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