BattleTech 22: Fernes Land
über den Wald, als eine Kurzstreckenrakete abgefeuert wurde und ihr Ziel fand. Es war ein kinderleichter Abschuß. Im Vergleich zur Geschwindigkeit eines Mechs standen die schwerfälligen Usugumo-Panzer praktisch still. Die Rakete traf das Fahrzeug voll. Sie durchschlug das metallbeschlagene Holz, noch bevor der Sprengkopf explodieren konnte. Die Detonation entlud sich vollständig im Innern des Fahrzeuges. Wo einen Augenblick zuvor noch ein Panzer gefahren war, erhob sich plötzlich ein brodelnder Feuerball über das Gebüsch.
Zwei Panzer dahinter flogen ebenfalls brennend auseinander, dann zwei andere. Vost suchte nach dem Ausgangspunkt der Raketen, fand aber weder Mündungsfeuer noch Kondensspuren. Durch den Staub, Dampf und Rauch bemerkte er einen schattenhaften Riesen über den Wipfeln. Zwei Riesen. Vost warf einen Blick auf den Sekundärschirm. Dort erstrahlten für jeden, der Augen hatte, sie zu sehen, die Icons der beiden Heuschrecks. Sie zeigten die Transponderkennung von Vosts Lanze, aber sie standen eindeutig nicht auf seiner Seite. Er wollte gerade den Befehl zum Angriff auf die feindlichen Mechs geben, als die Icons hinter der Kuppe eines entfernten Hügels verschwanden.
Vost knirschte mit den Zähnen. Er war sich der Vernichtung der Heuschrecks so sicher gewesen, daß er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, die Transponderfrequenz zu ändern. Die Usugumi zogen sich inzwischen noch hastiger über die Savanne zurück, als sie angegriffen hatten. Aber diesmal war Vost besser beraten. Um seine Mechs in den Wald zu führen, wo sie die Heuschrecks aufspüren und ausschalten konnten, würde er an den flüchtenden Infanteristen vorbei müssen. Aber ohne die Unterstützung der Usugumo-Infanterie gegen Takudas Leute und ihre Fremdwesenhelfer hatte es keinen Sinn vorzurücken. Es war Zeit zum Rückzug. Schon wieder.
31
Seagroves hielt den Weinpokal mit ausgestrecktem Arm und drehte ihn langsam, so daß sich die Flammen des lodernden Kamins im glänzenden Metall fingen und spiegelten. Er hob den Pokal an den Mund und ließ den Duft des schillernden grünen Branntweins seine Nase umschmeicheln. An den Geschmack von Cabolos mußte man sich erst gewöhnen, aber Seagroves machte gute Fortschritte. Es gefiel ihm, wichtig genommen zu werden, und jetzt hatte er endlich einmal das Gefühl, so beachtet zu werden, wie er es verdient hatte.
Seine erste Ahnung von dem, was hier auf ihn wartete, hatte er nach der ersten Landung in Usugumo erhalten. Bei der Erinnerung daran mußte er lachen. Wie anders wäre diese erste Begegnung verlaufen, hätte er damals schon gewußt, was er jetzt wußte. Aber das war vergangen und vergessen. Hier und jetzt ging es ihm blendend. Er ließ den Cabolos über seinen Gaumen rollen. Immer noch etwas zu süß für seinen Geschmack, aber wenn die Bewohner dieses Planeten das als Luxus ansahen, war es auch für ihn gut genug.
Vom Kamin zog die Wärme des Feuers herüber, das seine Dienerin gegen die Abendkühle des Spätsommers entfacht hatte. Der Tag war nicht allzu warm gewesen, der Himmel bedeckt, und jetzt zog vom Fluß Nebel herauf. Der Tanz der Flammen badete den Raum in rötliches Licht, das den Glanz der goldenen Einrichtung verstärkte. Alle Metallobjekte in diesem Raum waren aus Gold; dafür hatte Seagroves gesorgt. Er liebte das schwere Metall. Was nicht aus Gold gefertigt werden konnte, so hatte er seine Gastgeber informiert, wollte er auch aus keinem anderen Metall. Der Rost, auf dem die glühenden Kohlen lagen, bestand aus Keramik.
Auf dem Mahagonitisch, den er als Fußstütze benutzte, waren die verschiedensten Goldgegenstände aufgehäuft. Niemand auf dieser Welt hätte sie als Kunst bezeichnet, denn das Kunstgewerbe benutzte in aller Regel das hier sehr viel seltenere Eisen. Aber Brian Seagroves war das egal. Er wollte Gold, und es kümmerte ihn nicht, welche Form es hatte. Es war das Metall, auf das es ankam. Er ließ einen weiteren Schluck Cabolos durch die Kehle rinnen.
Von der Tür ertönte ein lautes Klopfen. Unmittelbar danach trat Elizabeth Hoond ins Zimmer. Seagroves sah hoch. In seinen Augen tanzte der Schein der Gasbeleuchtung. Hoond wirkte grimmig, wütend, kurz vor der Explosion. Auf ihrer Stirn stand eine tiefe senkrechte Falte, ihre Schultern waren steif vor Zorn. Seagroves störte es etwas, daß sie nicht auf seine Aufforderung einzutreten gewartet hatte, aber er entschied sich, nichts zu sagen. Er würde noch reichlich Gelegenheit haben, Hoond zu
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