BattleTech 24: Auge um Auge
den Randbezirken von Masamori, der größten Stadt der Welt Hachiman im Draconis-Kombinat, herrscht festliche Stimmung. Die über neunzig Battle-Mechs des Siebzehnten Aufklärungsregiments kommen auf dem Planeten an, um ihre Stellung bei Hachiman Taro Electronics, Limited, dem zweitgrößten Konzern des Planeten, anzutreten. HTE gehört Chandrasekhar Kurita, einem entfernten Mitglied der Familie, die das Kombinat seit seiner Gründung vor mehr als sieben Jahrhunderten regiert.
Hinter mir sehen Sie das Landungsschiff, das Mechs des Ersten Bataillons von Camachos Caballeros entlädt, während sich die Männer und Frauen des Siebzehnten ausgehfertig machen. Sie werden in die Stadt selbst einmarschieren, um in dem mächtigen Industriekomplex von HTE, der am Westufer des Yamato im Stadtbezirk Murasaki liegt, Sicherheitsdienste zu verrichten. Die für ihre Unrast berüchtigte Bevölkerung Masamoris hat die Gelegenheit für eines ihrer ausgelassenen Matsuri oder Straßenfeste genutzt.«
Der junge Mann mit dem bleistiftdünnen Schnurrbart wandte sich halb nach links und ließ die Holokamera sein schön gemeißeltes Profil einfangen, während sie in Großaufnahme auf eine Auslegerbrücke schwenkte, die den Yamato überspannte, der hier eine Breite von fünfhundert Metern erreichte und südwärts durch die Metropole floß. Menschenmengen säumten die Zufahrt und schwenkten Banner und bunte, karpfenförmige Drachen. Am anderen Ufer verwandelte das spätnachmittägliche Licht die Wolkenkratzer Masamoris in Bronzetürme.
»Hinter mir sehen Sie die Hohiro-Kurita-GedächtnisEisenbahnbrücke. Wie die meisten Autobahnbrücken im DraconisKombinat sind auch die nach Masamori führenden so gebaut, daß kein Fahrzeug sie überqueren kann, das schwerer als neunzehn Tonnen ist, eine Eigenschaft, die dazu dienen soll, feindliche Battle-Mechs im Falle einer Invasion an der Benutzung der Brücken zu hindern. Nur eine Eisenbahnbrücke kann die bis zu einhundert Tonnen schweren Söldnermaschinen tragen.
Sie können die Erregung der Menge vernehmen, während sich der erste BattleMech dem Brückenbogen nähert. Und zu Recht; vielleicht wurde seit der deutschen Stuka von Terra aus der Zeit vor der Raumfahrt keine Maschine mehr so völlig mit einem mächtigen und makellosen Reich identifiziert. Denn der Mech, der dem Kommandanten des Siebzehnten, Kolonel Carlos Camacho, gehört, der früher zum Militär der Liga Freier Welten zählte, hat die unverkennbare bucklige, kugelnasige Form eines Katamaran – das Symbol schlechthin der fürchterlichen Macht der Clan-Invasoren.
Hinter dem Katamaran seines Vaters schreitet der Dunkelfalke, der Komtur Gavilän Camacho gehört, dessen Mech vorn und hinten mit dem beeindruckenden Bild eines Falken mit gespreizten Schwingen und Klauen bemalt ist. Hinter ihm reihen sich die restlichen Maschinen des Ersten Bataillons ein.
Aber der Katamaran, auf dessen Schnauze ein Haimaul prangt, ist nicht das erste Fahrzeug in der Reihe. Die Ehre, die Prozession nach Masamori zu führen, ist einem Mitglied des Kundschafterzugs des Siebzehnten zugefallen.«
Die Kamera fuhr näher heran und konzentrierte sich auf eine einzelne Gestalt, die vor dem furchteinflößenden Koloß von Kolonel Camachos Großem Weißen unbedeutend wie ein Käfer wirkte. »Der lange und herausragende Dienst im Regiment hat Unterleutenient Cassiopeia Suthorn diese Ehre eingebracht. Sie führt die mächtige Prozession der Kampfkolosse auf dem möglicherweise bescheidensten Fahrzeug im gesamten Regiment an: einem Mikoyan-GurevichMountainbike mit dreißig Gängen.«
Nahaufnahme von Cassie, die – langer Zopf auf dem Rücken und das Sturmgewehr an die Fahrradstange geschnallt – tapfer in die Pedale tritt. Dann fährt die Kamera wieder zurück, um den hübschen jungen Reporter in seiner makellosen Buschjacke ins Bild zu bekommen.
»Das war Archie Westin, VCND, aus Hachiman in der Präfektur Oshika, Militärdistrikt Galedon.«
»Gut, Archie«, sagte seine Kamerafrau und ließ die Holokam von der Schulter gleiten. Archie lächelte fast scheu und nickte mit dem blondgelockten Kopf.
»Entschuldigung, junger Mann«, ertönte eine sanfte Stimme hinter Westins linker Schulter. Der Nachrichtenreporter drehte sich um und sah einen Mann mittlerer Größe in mittleren Jahren, der sich von der Stelle näherte, an der er in diskretem Abstand gewartet hatte, bis die Aufnahme im Kasten war. Der Wind zerzauste die dunkelbraunen Haarsträhnen, die er über die
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