BattleTech 24: Auge um Auge
solchen Mob war natürlich Cassie Suthorn.
Er wußte, daß sie die Beförderung zur Offizierin nach dem Abflug von Jeronimo nur angenommen hatte, weil Don Carlos darauf bestanden hatte. Für ihn würde Cassie so ziemlich alles tun – besonders jetzt, wo Patsys Tod eine klaffende Wunde in seine Seele riß. Sie war die beherrschende Persönlichkeit im Kundschafterzug. Auch das akzeptierte Badlands. Seine launischen Leute waren zwar nicht sonderlich mannschaftstauglich, er hingegen war es trotz seiner eigenen beachtlichen Begabung als Späher.
Cassies Gefährten waren vor allem aus reiner Neugier oder schlicht aus Langeweile mitgekommen. Sie erwarteten hier im Herzen einer Metropole offenbar keine große Nachfrage nach ihren Diensten und freuten sich darauf, zum Sportplatz vor der Stadt zurückzukehren, wo die anderen beiden Bataillone biwakierten. Dort konnten sie sich zumindest die Beine vertreten oder ein wenig wandern und jagen gehen. Sie teilten nicht Cassies Gefühl, daß es dringend sei, ihre Umgebung zu überprüfen, und auch nicht ihren besessenen Leistungstrieb.
Ihr war das recht. Niemand, den sie je getroffen hatte, konnte ihrer Sturheit je das Wasser reichen. Was ihr bei der Begegnung mit zahlreichen Feinden zustatten gekommen war und einen Hauptgrund dafür darstellte, daß sie noch lebte und die nicht.
Cassie inspizierte das Stockwerk, um zu überprüfen, ob sich einer von ihren Kumpels mit Draht an den Fenstern der geparkten und verschlossenen Fahrzeuge zu schaffen machte. Sie hatte versprochen, jedem weh zu tun, der sich bei diesem kleinen Ausflug ins Feld auf Kosten der Bevölkerung bereicherte. Selbst der größte, übelste Chauvi des Zugs – und übrigens auch des gesamten Regiments – wußte, daß Cassie ausgesprochen gut im breiten Spektrum der Möglichkeiten war, diese Drohung wahrzumachen. Also benahmen sie sich.
Sie wandte sich dem kleinen rundköpfigen Burschen mit den großen runden Gläsern und dem Hawaihemd zu, der an ihrem Ellbogen klebte. »Yo, Preetam.«
Preetam Masakawa, der HTE-Gnom, der ihr als Fremdenführer bei diesem kleinen Rundgang zugeteilt war, nickte und sagte: »Bitte?«
»Wir müssen unbedingt etwas dagegen tun. Haben Sie irgendeine Ahnung, wem dieses Gebäude gehört?«
»Natürlich«, sagte er stolz. »Onkel Chandy!«
»Onkel Chandy?«
»Sri Chandrasekhar Kurita. Dem großen Boß.«
Das erinnerte sie an etwas; Sri war auch auf Larsha ein verbreiteter Ehrentitel.
Ihr ging ein Licht auf, langsam wie die Hauptstraße, die sich aus Sodegarami herausquälte, dem Ukiyo-Distrikt im Osten am anderen Ufer des Yamato. »Wem gehören die Gebäude links und rechts von diesem hier?« fragte sie.
»Onkel Chandy. Er besitzt alles, was an den Komplex angrenzt.«
Scooter Barnes pfiff. Der Halbkiowa-Cowboyheckenschütze war ein wenig kultivierter als die meisten von Cassies Gefährten im Kundschafterzug, weil er einen Teil seiner Jugend in Städten zugebracht hatte.
»Ein solches Stück Land würde eine Stange Geld kosten«, sagte er. »Jedes einzelne Gebäude würde bestimmt soviel kosten wie ein BattleMech.«
Preetam lachte. »Wie ein Bataillon«, sagte er.
»Mein Gott«, entfuhr es Billy Huckaby.
Das erklärte natürlich einiges. Sie waren bei diesem Erkundungsstreifzug herumgelaufen, wo sie wollten, wobei Preetam gelegentlich beiseite getreten war, um ein paar Worte mit dem Sicherheitsdienst des Gebäudes zu wechseln. Cassie hatte gedacht, Onkel Chandy müsse etwas Kohle unter den benachbarten Grundbesitzern verteilt haben – oder auf die harte Tour gelernt haben; er war ein Kurita. Aber die ganze Zeit über hatte als Schmierstoff die Tatsache gedient, daß Chandy der Grundbesitzer war.
»In Ordnung«, sagte Cassie, wandte sich von der Brüstung ab und Preetam zu, der tatsächlich kleiner war als sie. »Jetzt bringen Sie mich zu Onkel Chandy.«
Der kleine Eingeborene war schockiert. »Sie nicht sehen Onkel Chandy! Warum Sie wollen sehen Onkel Chandy?«
»Um eine Gehaltserhöhung zu erbitten.«
Egal, wieviel sie von sich selbst hielt, eine dahergelaufene kleine Abtacha-Söldnerin bekam keinen Termin bei Onkel Chandy, nur weil sie darum bat, aber Cassie arbeitete nach dem Prinzip ›Man weiß nie, was man bekommen kann, wenn man nicht danach fragt‹ und hatte in der Vergangenheit einen Haufen Leute damit überrascht, was sie alles bekommen hatte.
Und dieses Mal bekam sie eine Unterredung mit Mirza Peter Abdulsattah. Es war nicht der Chef persönlich, aber es war beeindruckend
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