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BattleTech 24: Auge um Auge

BattleTech 24: Auge um Auge

Titel: BattleTech 24: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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aufnahm?«
Der Raumfahrer schnaubte. »Habe nicht mal hingeschaut. War mir egal. Um die Wahrheit zu sagen, ich war froh, daß ich sie nicht mehr sehen mußte. Und wenn sie direkt auf den Meeresgrund gesunken sind, um so besser. Nicht einmal Untersuchungsbeamte der ISA können aus toten Clannern viel herausholen.«
Er stand auf. »Schätze, ich habe so viel geredet, wie meine Gesundheit verträgt«, sagte er. Er hob die in einem fingerlosen Handschuh steckende rechte Hand und zählte den Stapel C-Noten durch, den Cassie ihm zugeschoben hatte.
»Leicht verdientes Geld, schätze ich«, sagte er. »Sicher, daß du mir nicht beim Ausgeben helfen willst?«
Cassie sah zu ihm auf und nickte langsam. Er zuckte die Achseln und war weg.
Sie saß da, mit verschwommenem Blick, und ließ ihre Sinne Eindrücke der Menge und der Taverne um sie herum sammeln: Geruch von Tabak und verschiedenen rauchbaren Drogen, Schweiß, ein Hauch von Furcht; gemurmelte Gespräche, Zornesschreie, gezischte Beruhigungen, die blecherne Marokko 'n' Roll-Musik, die derzeit bei Raumfahrern der Inneren Sphäre beliebt war; Blicke voll Zorn und Gier und Lust und nackter Verzweiflung. Langsame, rauchgeschwängerte Luftschwaden und der Druck der Anwesenheit vieler Menschen.
Der Guru hatte ihr beigebracht, das Vorhandensein von Gefahr zu spüren, indem sie einfach ihren Sinnen freien Lauf und ihr Bewußtsein nicht eingreifen ließ; ihren Instinkt in den Wahrnehmungen nach Nuggets der Bedrohung sieben ließ. Natürlich klappte das nicht immer. Guru Johann trat auf eine Glaskobra und starb, noch ehe sein zuckender brauner Körper vor seiner Hütte in den Außenbezirken Larshas auf dem Boden aufschlug. Cassie war vom Tod des einzigen Menschen im Universum, der ihr etwas bedeutete, so erschüttert gewesen, daß sie sich zwei Tage später von einer zufälligen Straßenfegerstreife der Polizei hatte einlochen lassen.
Aber sie hatte seit damals viel durchgemacht. Sowohl ihre Sinne als auch ihre unterbewußte Verarbeitung dessen, was sie ihr zutrugen, waren auf zwanzig Welten und in tausend potentiell tödlichen Situationen geschärft worden. Hier drohte keine Gefahr.
Keine unmittelbare Gefahr, setzte sie im Geist hinzu. Draußen war es, als sei die Nacht zu einem gewaltigen Meer der Bedrohung geworden; sie konnte seinen Druck spüren, wie sie sich immer einbildete, tausend Meter tief in einem Tauchboot den zerquetschenden Druck des Ozeans spüren zu können.
Sie hatte keine Ahnung, was die Anwesenheit der Clanner auf Hachiman bedeuten mochte, für sie, für ihren Arbeitgeber, für ihre Ersatzfamilie. Aber sie wußte in ihrer DNS, daß sie bedeutsam war. So bedeutsam wie die Anwesenheit des rothaarigen Mannes – und so potentiell tödlich.
Einige der männlichen Singles in der Bar warfen ihr begehrliche Seitenblicke zu. Es würde Aufmerksamkeit auf sie lenken, wenn sie jemanden verletzen oder töten mußte. Daß sich jedermann an die Frau mit dem ausgeprägten Muttermal erinnerte, die ausführlich mit dem schlaksigen Raumer gesprochen hatte, dem einmal das Gesicht von der rechten Augenbraue bis zur Kinnspitze aufgerissen worden war, war das letzte, was sie wollte. Sie hatte das portweinfarbene Mal gewählt, weil es Aufmerksamkeit erregte und das einzige sein würde, woran sich jeder würde erinnern können. Aber sie gab sich nicht der Illusion hin, den Psychotechnikern der ISA mangele es an Methoden, aus dem Unterbewußtsein eines Zeugen ein genaueres Bild herauszuholen.
Ihre Instinkte schrien ihr zwar zu, von hier zu verschwinden, aber sie zwang sich, sitzenzubleiben und so zu tun, als rauche sie eine Zigarette, um Abstand zwischen den Weggang ihres Informanten und ihren eigenen zu legen. Dann erhob sie sich und schritt durch die rauhbeinige Enge der Trinkenden lässig nach draußen.
Draußen war die Nacht erhellt von den holografischen falschen Versprechungen Yoshis. Cassie verschaffte sich rasch einen Überblick über die Straße. Eine Traube betrunkener Dockarbeiter kam auf sie zu und sang ein zotiges Lied in der Sprache von Rasalhaag: Muß um sie herumgehen. Keines ihrer Pferdchen war in Sicht – sie hatte den Treffpunkt so gewählt, daß er in angemessener Entfernung von ihrem Revier lag -, und wenn jemand im Schatten lauerte, um sie zu beobachten, war er verdammt gut.
Sie steckte die Hände in die Taschen. Die Rechte schloß sich beruhigend um den schwarzen Gummikolben ihrer verborgenen abgesägten 10-mm-Waffe. Sie begann, die Straße entlangzugehen, als

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