BattleTech 25: Die Kriegerkaste
zusammengeschmolzen, aber ich habe die besten Garnisonspiloten aus der Tau-Galaxis abgezogen, um unsere Fronteinheiten zu verstärken. Es bleiben uns zwei komplette Garnisonssternhaufen, die 5. Regulären Wölfe und die 1. Kavallerie, als mögliche Verstärkungen.« Vlad gestattete sich ein kurzes Lächeln. »Selbst wenn sich die Falken einigeln, können wir sie besiegen.«
Ulric nickte langsam, als messe er Vlads Worten großes Gewicht bei, aber Vlad hatte den Eindruck, daß Ulric ihm kaum zuhörte. »Wie schätzt du den Zustand ein, in dem sich unsere Truppen nach dieser Schlacht befinden werden? Gib mir eine konservative Schätzung – die höchsten Verlustzahlen und die niedrigste Reparaturrate.«
Der Ernst in Ulrics Stimme überraschte Vlad; seine Müdigkeit war vergessen. »Wenn wir gezwungen sind, unsere Reserven einzusetzen, kommen wir vermutlich mit anderthalb Frontklasse-Sternhaufen und vielleicht einem Trinärstern an Garnisonsklasse-Truppen aus dem Gefecht. Die Verteidiger sind uns zahlenmäßig überlegen, und auch wenn sie sich zur Verteidigung mehrerer Standorte entschlossen haben, was uns die Möglichkeit gibt, die Garnisonen einzeln zu überwältigen, werden sie sich sicher schnell zusammenschließen und uns verfolgen.«
»Das denke ich auch.« Ulric fixierte Vlad mit kalten blauen Augen. »Was für ein Wolf bist du, Vlad?«
»Ich verstehe die Frage nicht, Ulric.«
Ulric lächelte langsam. »Wie loyal stehst du zu deinem Clan, Vlad?«
»Habe ich dir je einen Anlaß gegeben, an meiner Loyalität zu zweifeln?« Vlad runzelte die Stirn, und die Haut spannte sich um die Narbe auf der linken Gesichtshälfte. »Du hast in den fünf Tagen, bis wir Butler erreichen, reichlich Zeit, meine Planung zu überprüfen. Wenn du glaubst, ich hätte die Wölfe verraten, kannst du mit mir abrechnen, bevor wir angreifen. Sollte ich eines Verrates schuldig sein, wäre keine Strafe zu hart.«
»Ah, eine ausgezeichnete Abwehr mit gleichzeitigem Gegenangriff, Vlad. Du erinnerst mich daran, daß ich selbst des Verrats angeklagt worden bin – durch deine Untersuchung.«
»Das war nicht meine Absicht, Ulric.«
»Nein, das war es wohl nicht – jedenfalls nicht ausschließlich.« Der weißhaarige Clanner wanderte durch den Holotank und umkreiste Vlad wie ein hungriger Hai. »Die Kämpfe, die uns bevorstehen, werden hart werden. Du wirst an meiner Seite kämpfen. Wenn mein Mech ausfällt, was wirst du tun?«
»Ich werde dich verteidigen oder tun, was notwendig ist, um dich zu beschützen.«
»Warum?«
Mit dieser Frage brachte Ulric die Fassade zum Zusammenbruch, die Vlad im Lauf der Monate errichtet hatte, um sich vor seinen bohrenden Fragen zu schützen.
Warum sollte ich ihn retten? Ich verachte ihn. Ich will seinen Tod.
Plötzlich erkannte er die Antwort, und er wußte, daß er sie Ulric gegenüber niemals aussprechen konnte.
Ich will seine Niederlage, aber er wird sich niemals geschlagen gegeben. Die Falken haben es nicht gesehen – kein Kreuzritter hat es gesehen. Ulric ist ein Wolf, und zu stark, als daß sie ihn je bezwingen könnten.
»Ich werde dich verteidigen, weil du ein Wolf bist und ich ein Wolf bin. Ich brauche keinen anderen Grund.«
Ulric blieb vor Vlad stehen und sah ihm in die Augen. »Wenn ich falle, kennst du deine Pflicht, frapos?«
»Zu siegen.«
»Den Clan zu erhalten. Wenn der Sieg dies möglich macht, wirst du siegen. Wenn nicht, wirst du tun, was immer notwendig ist, um so viele Clanmitglieder wie möglich zu Khan Phelan zu bringen.«
Vlad versteifte sich. »Sie zu Khan Phelan bringen?«
Ulric zuckte die Achseln. »Das, oder dich den Jadefalken ergeben und einer ihrer Leibeigenen werden.«
»Unter diesen beiden Alternativen gibt es kein kleineres Übel, Ulric.«
Der alte Mann brach in lautes Gelächter aus. »Du hättest möglicherweise doch einen guten Khan abgegeben. Vielleicht findest du eine bessere Lösung, wenn die Zeit gekommen ist.«
Wer weiß, Ulric, vielleicht finde ich sie tatsächlich.
Vlad atmete langsam aus.
»Phelan kämpft auf Morges. Du willst, daß ich unsere Überlebenden zu ihm bringe, falls er überlebt?«
»Wenn er überlebt. Wenn er tot ist, wenn Natascha tot ist, fällt die Verantwortung für Clan Wolf dir zu.«
Vlad blieb der Mund offen stehen. »Mir?« Er schüttelte den Kopf. »Warum solltest du die Zukunft der Wölfe mir anvertrauen? Ich bin ein Kreuzritter.«
Ulric breitete die Hände aus. »Bei den Clans wählen wir die Genkombinationen, aus denen die besten Krieger
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