BattleTech 25: Die Kriegerkaste
abzuwägen, was mit dem Wohlergehen der Freien Welten zu tun hatte. Cassandra und Kuan-Yin Allard-Liao standen hinter ihrem Bruder Kai auf der Thronfolgeliste. Obwohl sie eineiige Zwillinge waren, unterschieden sie sich vom Charakter her deutlich. Cassandra war wie ihre Mutter Candace MechKriegerin geworden. Sie war lebensfroh und extrovertiert. KuanYin war von einer stillen Spiritualität, die Thomas bereits aufgefallen war, als sich die Führer der Inneren Sphäre auf Outreach versammelt hatten, um Pläne zur Abwehr der Clanbedrohung zu schmieden. Eine Heirat mit einer dieser beiden würde eine Verbindung zwischen der Liga Freier Welten und dem St. Ives-Pakt schmieden, die Sun-Tzus Konföderation Capella von zwei Seiten einschloß und weit leichter kontrollierbar machte.
Omi Kurita, die Tochter Theodore Kuritas, würde niemals auf den Thron des Kombinats steigen, aber ihr Einfluß auf ihren Bruder Hohiro konnte keinen Zweifel daran lassen, daß sie bei der zukünftigen Politik ihres Reiches ein kräftiges Wort mitreden würde. Eine Heirat mit ihr konnte das alte Bündnis zwischen der Liga Freier Welten und dem Draconis-Kombinat erneuern und ein starkes Gegengewicht gegen eine mögliche Aggression von selten des Vereinigten Commonwealth schaffen.
»Und dann«, flüsterte Sophina leise, »gibt es auch noch Katrina Steiner.«
Thomas zuckte zusammen. Katrina, die er vor Jahren noch als ebenso unverantwortlich wie Isis abgetan hatte, hatte sich in letzter Zeit durch ihre Handhabung der Skye-Krise als äußerst fähig erwiesen. Es war ausschließlich ihren Anstrengungen zu verdanken, daß ein Bürgerkrieg in der gesamten Isle of Skye abgewendet werden konnte. Offensichtlich vertraute Victor Davion ihr genug, um die lyranische Hälfte seiner Nation ihrer Regentschaft anzuvertrauen, und wer konnte sie besser kennen als ihr Bruder?
Eine Heirat mit ihr würde zwei Drittel seiner Grenzen sichern und zudem jedes Bündnis mit Sun-Tzu Liao und der Konföderation Capella unnötig machen. Ihre Mitgift würde wahrscheinlich alle Systeme umfassen, die im Vierten Nachfolgekrieg an das Vereinigte Commonwealth verlorengegangen waren. Die Möglichkeiten für die Wirtschaft und insbesondere Wissenschaft und Forschung durch eine Verbindung mit dem VC würden eine Renaissance der Freien Welten einläuten und ihre Position unter den Nationen der Inneren Sphäre erheblich stärken.
Thomas strich wieder über ihr Haar. »Und es gibt noch viele, viele andere Frauen in der Inneren Sphäre. Jetzt aber gibt es nur eine, an die ich denken will.«
»Aber was wird mit all den Menschen deiner Nation? Sie verlassen sich auf dich.«
»Meine Antwort ist >Nein<. Für jetzt. Während ich Trauer trage.«
»Aber du wirst darüber nachdenken?«
»Ich kann dir nichts abschlagen, Sophina.«
»Halt mich fest, Thomas.«
Als er sie an sich drückte, preßte sie den Knopf in ihrer rechten Hand. Mit einem leisen Surren öffnete sich das erste Ventil, und die Flüssigkeitsmischung der Infusion veränderte sich. Zunächst floß aus dem gelben Beutel ein Beruhigungsmittel in ihren Kreislauf, das sie sanft einschlummern ließ. Fünf Minuten später gab das zweite Ventil die smaragdgrüne Flüssigkeit aus dem zweiten Beutel frei. Es war ein Nervengift, das ihre gefolterten Lungen und ihr hämmerndes Herz zum Stillstand brachte.
Thomas preßte die leblose Gestalt seiner Frau an seine Brust, noch lange nachdem er ihre Seele entweichen fühlte. Seine Tränen benetzten ihr Gesicht ebenso wie sein eigenes, und sein Schluchzen ließ seinen Körper erbeben wie der Husten den ihren geschüttelt hatte. Schließlich richtete er sich auf und ließ sie auf die Kissen sinken. Er legte ihre Arme an die Seiten, nahm ihr die Sauerstoffmaske ab und zog die Nadel aus ihrem Arm. Dann trat er zurück und ließ den Schleier des Bettvorhangs herunter.
Thomas Marik wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sprach ein letztes Mal zu seiner Frau. »Ich werde die Weisheit deiner Worte nicht vergessen, aber ich werde auch nicht danach handeln. Denn noch lebt unser Sohn, und du lebst in ihm. Ich werde unserer Nation nicht die Dienste unseres Kindes und die selbstlose Weisheit vorenthalten, die ihm seine Mutter vererbt hat.«
Daosha, Zürich
Mark Sarna, Vereinigtes Commonwealth
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