BattleTech 25: Die Kriegerkaste
nicht weiter, und wenn ich nicht innerhalb der nächsten fünf Jahre einen gewinne, fallen meine Chancen, jemals einen zu bekommen, rapide ab – ebenso wie meine Chancen, diesen Rang zu halten.«
Phelan nickte. Unausgesprochen, aber nicht weniger klar war die Tatsache, daß Ranna ohne einen Blutnamen praktisch keine Chance hatte, ihr Generbe jemals in das Zuchtprogramm des Clans einzubringen. Phelan hatte sich entschieden, seine DNS zurückzuhalten, bis die Rannas für die Zucht verfügbar war, aber als Khan hatte er diese Möglichkeit. Haus Kerensky war bekannt als ultrakonservativ, wenn es um die Erlaubnis zur Fortpflanzung ging, und Ranna hatte bis heute noch keinen Platz auf der Liste.
Phelan strich ihr mit dem Handrücken über die glatte Haut ihrer Wange. »Und du glaubst, durch eine Absetzung Ulrics und eine Wiederaufnahme des Krieges würdest du weiterkommen?«
»Nein, Phelan, aber darum geht es nicht. Clan Wolf hat viele Krieger, die bei der Invasion ihren Wert bewiesen haben, aber nicht in höhere Positionen vorrücken können, weil der Krieg keine freien Stellen unter den älteren Kriegern mehr schafft. Von allen Clans waren nur die Wölfe auf Tukayyid erfolgreich, aber gerade das setzt jetzt unsere jungen Krieger zurück. Sie sehen sich zwar als Teil des Wolfsclans und baden in seinem Ruhm, aber sie glauben nicht daran, daß sie jemals Gelegenheit haben werden, ihren Teil zum größeren Ruhm der Wölfe beizutragen.«
»So steht es geschrieben im Evangelium nach Vlad.« Ranna streckte die Hand aus und rüttelte Phelan an der Schulter. »Wenn du dich so an ihm als dem Kern des Problems festbeißt, übersiehst du den größeren Zusammenhang. Wir Clanner sind ein Kriegervolk. Wir haben drei Jahrhunderte Krieger gezüchtet, mit dem deutlich formulierten Ziel, die beste Kriegsmaschinerie aller Zeiten zu erschaffen. Die Bewahrer haben so lange die Oberhand behalten, weil sie uns versprachen, eines Tages könnten wir unsere Bestimmung erfüllen, indem wir die Innere Sphäre gegen eine Bedrohung von außen verteidigen. Aber als diese Bedrohung ausblieb, setzten sich die Kreuzritter durch, und es kam zur Invasion. Wie kannst du von einem speziell für den Krieg gezüchteten Volk erwarten, daß es sich von einem Tag zum anderen mit dem Frieden abfindet? Unsere gesamte Sozialstruktur ist auf Kampf als Mittel des Aufstiegs ausgerichtet. Wir dürfen uns nicht einmal fortpflanzen, solange wir nicht bewiesen haben, daß unser Genmaterial geeignet ist, die Kampfkraft des Clans zu erhöhen. Eine solche Gesellschaftsstruktur in Verbindung mit einem Kampfverbot für drei Kriegergenerationen muß zu einem Druck von unten führen, wie wir ihn jetzt erleben.«
»Aber wir führen Krieg. Wir überfallen ständig andere Clans. War es denn vor der Invasion auf den Clan-Heimatwelten nicht genauso?«
»Nach der Erfahrung des echten Kriegs sind das nur Simulatorgefechte.« In Rannas blauen Augen funkelte die Erregung. »Gegen die Innere Sphäre und ComStar haben wir nichts zurückgehalten. Wir haben weder Gnade erwartet, noch haben wir sie gegeben. Wir wurden bis zum Äußersten getestet, und wir und unsere Kampfkolosse haben das Beste besiegt, was die Innere Sphäre uns entgegenzusetzen hatte.«
»Nicht immer.«
»Nein, nicht immer. Wir haben einzelne Schlachten gegen tapfere Krieger und geschickte Taktiker verloren, aber es läßt sich nicht abstreiten, daß wir heute fast ein Viertel der Inneren Sphäre kontrollieren.«
Phelan verzog das Gesicht. »Und wenn die Rote Korsarin etwas gezeigt hat, dann doch, daß es noch viel mehr sein könnte.«
»Genau auf diesen Punkt wollen Vlad und seine Leute hinaus.« Ranna gestattete sich ein vorsichtiges Lächeln. »Für sie bedeutet Krieg Eroberungen, und Eroberungen bedeuten eine Zukunft bei den Clans.«
»Und diese Anklageschrift ist ein Schuß vor den Bug, damit der ilKhan seine Haltung zum Waffenstillstand überdenkt?«
»Zumindest habe ich diesen Eindruck, aber möglicherweise spielt Vlad mir wegen unserer Beziehung etwas vor. Seine wahren Absichten könnten – wegen seiner Haltung dir gegenüber – weit gefährlicher sein.«
Phelan nickte. »Die Hochverratsanklage aufgrund meiner Ernennung zum Khan nehme ich persönlich.«
»Das kann ich verstehen.« Ranna stand auf und nahm Phelans Hand. »Und ich denke, du wirst die Anschuldigungen und die möglichen Antworten darauf besser verstehen, nachdem du richtig ausgeschlafen hast.«
Phelan ließ sich auf die Füße ziehen, dann nahm er sie
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