BattleTech 25: Die Kriegerkaste
dich heute noch zu sehen.«
Noble löste sich weit genug, um ihr einen schnellen Kuß geben zu können. »Es ist auch schon morgen, Schätzchen.« Er zuckte die Achseln. »Ich mußte kommen. Ich wußte, daß ihr hungrig sein müßt, und da das Mandrinris Dragon nicht ins Haus liefert…«
»Es war das reinste Chaos, aber vor zehn Minuten sind wir doch noch aus dem OP gekommen, und jetzt sitzen alle im Aufenthaltsraum. Komm mit.« Sie wartete, bis er den Karton aufgenommen hatte, dann führte sie ihn von der Notaufnahme an mehreren blutüberströmten Bahren vorbei zum Aufenthaltsraum. Kaffeeduft und Schweißgestank wetteiferten miteinander, und der Geruch von Blut gab dem Aroma des Raumes einen kupferartigen Unterton. Anne Thompson und Rick Bradford saßen am runden Tisch und starrten auf die Zuckerdose, als könnten sie deren Inhalt durch reine Willenskraft zum Kochen bringen.
Noble schob den Karton vorsichtig über den Tisch in ihr Sichtfeld, als habe er Angst, er könne explodieren. Beide blinzelten, dann sahen sie zu ihm auf. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sie ihn erkannten, aber dann trat ein Lächeln auf ihre Gesichter.
Rick warf einen Blick über den Rand des Kartons. »Genau das hätte der Onkel Doktor verschrieben, wenn er noch die Kraft dazu gehabt hätte, den Visiphonhörer abzunehmen.«
Noble zuckte die Schultern. »Das war das mindeste, was ich tun konnte. Die Nachrichten sind voll mit Berichten über den Zhanzhengde-Guang-Anschlag auf die New-Syrtis-Bank-Filiale. Ich nehme an, ihr habt die schweren Fälle bekommen, während die Leichtverletzten ins Daosha Kommunal gekommen sind.«
Anne nickte, während sie Cathy half, die Packungen mit den einzelnen Gerichten aus dem Karton zu holen und zu verteilen. »Das Daosha-Kommunalkrankenhaus ist im Grunde ein Ambulanzzentrum mit sehr beschränkter Bettenzahl. Unser Traumazentrum ist besser, und wir haben den neuen Magnetresonanz-Scanner. Die Möglichkeit, mit dem MRS die Schrapnellsplitter vor der Operation exakt zu lokalisieren, war die einzige Chance des Busfahrers.«
Bradford sank wieder auf seinen Stuhl. »Wenn Deirdre hier gewesen wäre, hätte sie ihn retten können.«
Noble ging zum Büffet und holte Teller. »Laut Holovid hat sich der Fahrer auf eine Granate geworfen, die ein Zhanzheng de Guang mitten unter die Schulkinder warf. Mit so einer Bauchwunde hatte er schon gehöriges Glück, den Transport ins Krankenhaus noch zu überleben.«
»Du hast recht, aber er war noch am Leben, als er hier eintraf. Er war ein Kämpfer, und ich wollte ihm wirklich eine Chance geben.« Rick schüttelte den Kopf und starrte auf den Tisch. »Andererseits war sein Innenleben dermaßen zerfetzt, daß er nie wieder hätte gehen können, und von seinem Darm war auch nicht viel zu retten. Der Nierenschaden hätte ihn für den Rest seines Lebens an eine Dialysemaschine gefesselt.«
»Ich verstehe nicht, wie jemand so etwas tun kann.« Cathy öffnete eine Portion mit einem dampfenden Zitronenhühnchen, und der Raum füllte sich mit dem scharfen, süßen Duft des Essens.
Noble reichte ihr einen Löffel. »Er sah es als seine Pflicht an, die Kinder zu beschützen.«
»Nein, ich meinte die Zhanzheng de Guang – eine Handgranate in eine Gruppe Kinder zu werfen? Sie waren gerade erst im zweiten Schuljahr.«
Anne brach ein Paar Eßstäbchen auseinander und rieb sie, um die Splitter zu entfernen. »Es sind Terroristen. So einfach ist das.«
»Sie haben die Bank ausgeraubt, um sich Betriebskapital zu verschaffen. Außerdem war es eine politische Aktion, denn ein Angriff auf eine Bank macht die Leute unsicher. Das führt zu Angst und Instabilität.« Noble löffelte etwas Huhn nach Art General Tsos auf den Teller. »Sie wollen deutlich machen, daß die Regierung nicht in der Lage ist, die Bürger zu beschützen. Sie decken auf, wie hohl der Anspruch der Regierung ist, Sicherheit zu bieten, und das hat Auswirkungen auf andere Bereiche. Sie stellen sich als logische Alternative zur Regierung dar.«
Anne sah ihn an. »Aber kaum als wünschenswerte Alternative, wenn sie herumlaufen und siebenjährige Kinder umbringen.«
»Nun, sie sehen es anders. Die Aktion beweist nur, daß Kinder auf der Straße nicht sicher sind. Wenn die Eltern befürchten müssen, daß ihre Kinder in Gefahr sind, lassen sie die Kleinen nicht mehr zur Schule. Das führt zu Unzufriedenheit. Wenn die Eltern die Terroristen unterstützen, werden ihre Kinder nicht mehr zu Zielscheiben.« Noble hielt ein, die
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