BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
hatte, war er nicht zu entziffern. Karlac hob einige Disketten hoch, arrangierte sie wie Spielkarten in ihrer Hand und wischte den Staub ab. »Die hier sind ohne Zweifel verschlüsselt, aber inzwischen nutzen die Informationen ohnehin niemand mehr.«
»Ich weiß, daß Jadefalken von Natur aus etwas gegen Verschwendung haben, aber dermaßen wertlosen Müll aufzuheben ist… worüber grinst du so, Karlac?«
»Über dich. Du hast dich nicht aufgegeben. Im Grunde deines Herzens kannst du keine Solahma-Kriegerin sein. Solahma sein heißt, sein Schicksal akzeptieren. Aber du stellst alles und jedes in Frage. Das ist mir gleich aufgefallen, als du hier ankamst.«
Joanna war sich nicht sicher, wie sie auf diese Aussage reagieren sollte. Einerseits bedeutete sie, daß sie gute Arbeit leistete. Sie hatte es geschafft, das Wie und Warum ihrer Anwesenheit auf Dogg zu verschleiern. Andererseits war sie zu sehr Clannerin, um von diesem Gedanken nicht angewidert zu sein.
»Ich bin genauso«, fuhr Karlac fort. »Ich sollte gelassen auf meinen Tod warten, so wie die anderen. Nichts für mich! Oder dich! Ich sehe Trotz in dir, eine Weigerung, unser Schicksal zu akzeptieren, die Abschiebung in den Solahma-Haufen hinzunehmen. Ich denke, wir sind uns sehr ähnlich.«
»Du kennst mich überhaupt nicht.«
Karlac wirkte von Joannas abrupter Zurechtweisung erschrocken, möglicherweise sogar etwas verletzt.
Selbst Joanna war über ihren plötzlichen Ärger erstaunt.
Wortlos arbeiteten sie weiter. Joanna wollte herausfinden, was sich hinter den Kisten verbarg. Als sie jedoch eine davon zu bewegen versuchte, gab diese keinen Millimeter nach. Sie versuchte es bei einer anderen, mit demselben Ergebnis. Offensichtlich hing sie an der Kiste unter ihr fest. Dann versuchte sie, die mittlere zu verschieben. Die Kiste war nicht nur zwischen den beiden anderen eingekeilt, sie war an ihnen befestigt. Ob diese Verbindung durch Klebstoff oder mechanisch hergestellt war, konnte sie allerdings nicht sagen.
Joanna legte die Arme um einen der oberen Kästen und zog mit aller Kraft. Ihr Grunzen hallte durch das Weit der Halle.
»Vorsichtig, Joanna«, flüsterte Karlac. »Wenn der Kistenstapel umfällt, macht das einen Lärm, der…«
»Das ist es ja gerade. Er kann nicht umfallen.« Sie erklärte Karlac, was sie entdeckt hatte.
»Aber wozu soll das gut sein?«
»Genau das müssen wir herausfinden.«
»Ich finde, wir sollten hier verschwinden, bevor jemand kommt.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, wir sind uns ähnlich. Trotzig, neugierig – Moment mal, sieh dir das an.« Joanna deutete auf eine schmale Lücke zwischen zwei Kistenstapeln. Sie war eng, zu eng, um einen Finger hineinzuschieben, aber man konnte sie erkennen. »Wie auch immer man da reinkommt, es geht hier durch«, murmelte sie.
»Wie auch immer man wo reinkommt?«
»Weiß ich nicht. Aber ich bin sicher, daß Bailly hier herausgekommen ist. Irgendwo hier dahinter ist etwas…« Sie untersuchte die Oberfläche mehrerer Kisten auf beiden Seiten des Spalts. Nichts geschah. Sie drückte auf die Kästen. Wieder nichts. Sie versuchte, sie auseinanderzuziehen. Nichts.
»Vielleicht ist es eine Art Kombinationsschloß«, schlug Karlac vor. »Wenn man die Tasten in der richtigen Reihenfolge berührt…«
Joanna starrte die Stapel an. »Das wäre eine Möglichkeit. Mal sehen.«
Sie berührte einen Kasten nach dem anderen, mal in diesem Muster, dann in jenem. Sie wollte schon aufgeben, als plötzlich ein tiefes Rumoren ertönte und die Kistenstapel sich voneinander fort bewegten. Mit einem Zischen auf Bodenhöhe öffnete sich der Spalt mehrere Zentimeter, dann bewegte sich nichts mehr.
Keine der beiden Kriegerinnen war schlank genug, um sich durch die Öffnung zu zwängen. Joanna legte den Kopf an den Spalt und sah mit einem Auge hindurch.
»Was siehst du?« fragte Karlac.
»Nicht viel. Es ist ziemlich düster. Aber jedenfalls keine Kisten. Dort hinten ist alles leer. Wahrscheinlich eine Art Gang.«
»Es könnte einfach ein Versteck sein, ein Unterschlupf für den Fall eines Angriffs.«
»Das ist etwas für Feiglinge. Kein Krieger würde sich während eines Gefechts verstecken.«
»Ich habe nur gemeint, es könnte…«
»Es spielt keine Rolle, was du gemeint hast, es sei denn, wir kommen dort hinein und können nachsehen, was es wirklich ist. Und ich glaube nicht, daß wir das…« Frustriert trat Joanna nach einer der unteren Kisten. Das Ergebnis dieses Tritts war ein weiteres Rumoren von unterhalb des
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