BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke

Geräuschs.
Sie hielt die Pistole vor sich, zielte auf den Punkt, an dem sie die Aufzugstüren vermutete. Das Rumoren wurde lauter, und als es seinen Höhepunkt erreichte, glaubte sie den Boden unter ihren Füßen vibrieren zu spüren. Dann war es vorbei. Der Aufzug war unterwegs zu einer tieferen Ebene.
Joanna blinzelte mehrmals, so sinnlos das auch war. Mehrere Sekunden blieb sie reglos stehen und versuchte sich an Hand des leiser werdenden Rumpelns zu orientieren. Dann brach das Geräusch plötzlich ab. Die Kabine war so lange unterwegs gewesen, sie mußte auf die unterste Ebene gefahren sein. Das Echo ihrer Ankunft schien den Schacht entlang zu ihr aufzusteigen.
Der Aufzug war an dieser Ebene vorbeigefahren. Warum? Wenn sie gefangen worden war, lag es nicht in Karlacs Interesse, Joannas Aufenthaltsort zu verraten, also mußte die Mission der Aufzugspassagiere sie an einen anderen Ort geführt haben. Diese Ebene war offenbar längst aufgegeben und schien keinerlei Bedeutung für die Operation zu haben, die hier ablief. Das erklärte, warum der Aufzug weitergefahren war. Sie konnte hier sterben, und in diesem Jahrtausend würde niemand ihren Leichnam finden. Aber sie konnte hier weg. Ein Druck auf den Rufknopf, und der Aufzug würde zurückkehren, um sie abzuholen. Wenn der Knopf funktionierte. Wenn er überhaupt für den Aufzug gedacht war, und nicht für irgendein Überbleibsel aus den Tagen der Bergwerksarbeiten. Einen Augenblick fühlte Joanna so etwas wie Panik und verstand, was Karlac möglicherweise so zugesetzt hatte.
Aus der Richtung des Aufzugsschachtes kam eine ganze Weile kein Geräusch. Was die letzten Passagiere der Kabine auch taten, offenbar taten sie es zwei Ebenen tiefer.
Sie konnte hier stehenbleiben und darauf warten, daß etwas geschah.
Oder sie konnte den Aufzug rufen und es herauszufinden versuchen.
Joanna verschwendete keine Zeit mit Nachdenken. Sie wußte, was sie zu tun hatte.
Vorsichtig ging sie zu dem Punkt an der Wand, an dem sie den Rufmechanismus vermutete. Dann tastete sie sich weiter, bis sie ihn gefunden hatte. Auf dem Paneel waren zwei Knöpfe. Sie drückte beide.
Einen Moment hörte sie gar nichts. Dann erklang weit unter ihr ein vertrautes Rumoren. Und es kam schnell näher.
Sie hielt die Pistole schußbereit, als das Rumpeln stoppte und die Aufzugtüren rasselnd aufglitten.
Hätte sich jemand in der Kabine befunden, hätte Joanna ihn nicht gesehen. Das Licht traf ihre Augen wie ein Messerstich. Sie war geblendet. Ihre Sicht kam erst allmählich wieder zurück, als sich die Türen wieder schlossen.
Noch tollkühner als Karlac vor ihr hechtete Joanna in die Kabine. Sie rutschte über den Boden und schlug mit dem Kopf gegen die Rückwand. Das Bewußtsein verlor sie nicht, aber vor ihren Augen tanzten bizarre Lichtmuster, als der Aufzug sich wieder abwärts in Bewegung setzte.
Als ihre Sicht zurückgekehrt war, blickte sie auf die Tafel an der Seite der Kabine. Neben dem untersten Druckknopf leuchtete ein Lämpchen.
Aber sie hatte keinen der Knöpfe gedrückt. Jemand auf der untersten Ebene mußte den Aufzug gerufen haben. Blinzelnd stand Joanna auf und versuchte, ihre Pistole ruhig zu halten. Noch tanzten einzelne Punkte vor ihren Augen.
Sie hatte eben die Beine in Gefechtshaltung gebracht, als der Aufzug zum Stillstand kam und die Türen sich vor ihr öffneten.
23
    Jadefalken-Lagerhalle 893, Dogg
Station Dogg, Jadefalken-Besatzungszone
    3. November 3057

    Vor ihr standen drei Techs und hielten Waffen auf sie gerichtet. Sie waren offensichtlich im Vorteil. Aber es waren nur Techs. Also eröffnete sie das Feuer.
    Joanna traf den rechten Tech mitten in die Brust. Der Energiestoß aus ihrer Laserpistole warf den Mann mehrere Meter nach hinten, bevor er zu Boden ging. Seine Waffe schlidderte funkensprühend an der Wand entlang.
    Sie nahm die Funken nur aus dem Augenwinkel wahr, denn sie war vollauf damit beschäftigt, sich die mittlere der Techs vom Halse zu schaffen, die einen harmlosen Schuß auf den Kabinenboden abfeuerte, nachdem Joannas Schuß ihr die Beine unterm Leib weggerissen hatte. Joanna duckte sich nach rechts, um dem Angriff des dritten Techs auszuweichen, dessen Laserstrahl knapp an ihrer Schulter vorbeizischte. Joannas nächster Schuß warf ihn vornüber in die Minenschlacke.
    Sie starrte auf das Trio hinab. Alle drei Techs waren tot. Beim Geräusch von Schritten hinter sich wirbelte Joanna herum, die Waffe schußbereit.
    »Ich bin es nur, Joanna«, sagte Karlac und