BattleTech 27: Highlander Gambit
Commander Gomez schien einfach ganz und gar desinteressiert zu sein, während Mulvaney auf ihre Weise versuchte, mit widersprüchlichen Gefühlen fertigzuwerden. Er verbrachte den halben Tag damit, die Stadt auf sich einwirken zu lassen, und die andere Hälfte mit dem Versuch, Gomez zu einem Gespräch zu bewegen. Nach drei Stunden gab er es schließlich auf und konzentrierte sich ganz darauf, die Schönheit der Stadt Tara zu genießen.
Die Stadt lag im Schatten der Rockspire Mountains. Morgens waren die hohen, zerklüfteten Gipfel der Berge häufig unter dem dichten Nebel verborgen, der über Tara hing, aber sie waren immer präsent, gigantische natürliche Hüter, stumm, manchmal unsichtbar. In der strahlenden Nachmittagssonne boten die Gipfel einen ehrfurchterweckenden Anblick. Loren und Gomez machten einen der Touristenrundflüge in einem heliumgefüllten Zeppelin mit und ließen die Landschaft auf sich wirken. Es war leicht zu verstehen, warum Northwinds britische Siedler Tara hier gebaut hatten. Der natürliche Schutz der Berge lieferte ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit.
Aus dem Gebirge floß die Grand Thames. Vor Jahrhunderten hatten die ersten Siedler den Fluß in einem Labyrinth aus Beton quer durch die Innenstadt gelenkt. Über dem Fluß erhoben sich beeindruckende Bauwerke wie ComStars HPG-Station und die uralte SternenbundKunstakademie. Letztere war in ihrer beeindruckenden Bauweise mit Mauern aus Granitplatten und eleganten Glanzlichtern aus schwarzem Marmor das bei weitem schönste Gebäude, das Loren je gesehen hatte. Die Tatsache, daß die Akademie und ihr Inhalt die letzten drei Jahrhunderte nahezu pausenloser Kriege unbeschädigt überstanden hatte, erhob sie in den Augen von Kunsthistorikern geradezu zu einem Tempel.
Commander Gomez beendete die Rundfahrt im Pub, wo Loren zu seiner Überraschung Major Mulvaney sah, die allem Anschein nach auf ihn gewartet hatte. Sie trug ein kleines, in braunes Packpapier gewickeltes Päckchen unter dem Arm. Er bedankte sich bei seiner Führerin, kletterte aus dem Schweber und ging hinüber.
»Guten Tag, Major.«
»Ich bin im Auftrag des Obersten hier. Er bedauert, daß er die letzten Tage nicht zur Verfügung stand, aber Angelegenheiten von höchs
ter Dringlichkeit haben uns beide in Trab gehalten. Ich wurde beauftragt, Ihnen beim Essen Gesellschaft zu leisten, falls Sie das wünschen.«
Ihr Tonfall machte klar, daß sie es als unliebsame Pflicht ansah. Loren hätte es anders vorgezogen, aber was Mulvaney anging, gab er sich keinen Illusionen hin. Wenn sie überhaupt an ihm interessiert war, dann nur mit der Art von Interesse, die eine Wölfin einem Eindringling in den Bau entgegenbrachte, worin sich ihre Jungen aufhielten.
»Ich weiß das Angebot zu schätzen«, meinte Loren und hielt die Tür für sie auf. Sie trat wortlos ein, und Loren folgte. Sie gingen durch das Dämmerlicht des Lokals zu einer kleinen Nische an der hinteren Wand. Mit breitem Grinsen humpelte Mr. Pluncket herüber.
»Was für eine angenehme Überraschung«, stellte er fest, während er Servietten und Besteck verteilte.
»Was meinen Sie damit?« schnappte Mulvaney.
»Gar nichts«, erwiderte Pluncket. »Es ist nur so, daß man im Regiment erzählt, zwischen ihnen beiden bliese ein eisiger Wind. Meine Quellen scheinen weniger zuverlässig als ich dachte.«
Mulvaney schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht zusammen hier – ich meine, wir sind zusammen, aber wir sind nicht miteinander hier.« Ihre Frustration war nicht zu übersehen. »Zum Teufel, Pluncket. Sie wissen, was ich meine.«
Der ältere Barmann ignorierte ihren Ausbruch. »Das ganze Regiment ist im Aufruhr wegen des Kriegercabals heute nacht.«
»Mister Pluncket, wenn Sie nach einer Andeutung fischen, was der Oberst sagen wird, geben Sie sich mit der Falschen ab.« Mulvaney warf Jaffray einen Blick zu. »Aber unser Gast hier weiß darüber Näheres. Hab ich nicht recht, Major?«
Loren zuckte die Schultern. Er dachte nicht daran, sein Blatt aufzudecken. »Was können Sie uns denn empfehlen?« fragte er.
»Der Koch macht ein ausgezeichnetes Langgrasochsensandwich.«
»Dann werde ich das mal versuchen. Und ein Northwind Red.«
Pluncket nickte und drehte sich zu Mulvaney um. »Ich nehm das Stew, Mr. Pluncket, und dazu ebenfalls ein Bier.« Als der Barmann sich langsam auf den Rückweg gemacht hatte, konzentrierte sich Loren wieder auf sein Gegenüber. »Geht's gut?«
Mulvaney antwortete mit leiser Stimme, um nicht belauscht
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