BattleTech 27: Highlander Gambit
Highlanders. Wenn ich sie auf meine Seite ziehen kann, verbessern sich meine Erfolgschancen dramatisch. Das einzige Problem ist, daß ich meinen Worten allmählich selbst glaube.
»Ich glaube Ihnen«, stellte sie knapp fest.
»Was haben Sie gesagt?«
»Ich glaube Ihnen, Loren.« Die Verwendung seines Vornamens war beruhigend. »Ich glaube Ihren Worten, aber ich traue Ihnen trotzdem nicht. Seit Ihrer Ankunft hat sich zuviel ereignet, als daß es Zufall sein könnte. Und was auch geschieht, ich werde nicht untätig dabeisitzen, wenn jemand meine Art zu leben bedroht.«
»Chastity, in den letzten Tagen ist soviel vorgefallen, daß wir, nun, daß wir alle unter Druck stehen.« Loren rieb sich den Oberschenkel, wo ihn wenige Tage zuvor der Nadlerschuß erwischt hatte.
»Es ist nicht nur die Anspannung, Loren. Ich bin Streß gewohnt. Als Kommandeurin lebe ich tagtäglich damit.« Sie verzog besorgt das Gesicht, und Loren bemerkte jetzt erst die dunklen Ringe unter ihren Augen.
»Chastity, der Cabal heute abend. Was wird geschehen?«
»MacLeod wird den Truppen die Wahrheit darüber sagen, was zwischen uns und den Davions vorgeht. Er wird uns auffordern, sich hinter ihn und seine Entscheidung zu stellen. Die meisten Offiziere und Krieger werden ihm folgen. Ich bin sicher, er wird auch Sun-Tzus Angebot an die Highlanders bekanntmachen.«
»Und Sie?« Loren wünschte sie an seiner Seite, ob sie von seinen wahren Motiven wußte oder nicht. Der Gedanke, Chastity zum Feind zu haben, versetzte ihm einen Stich.
»Ich bin anderer Meinung als der Oberst… und als Sie, was das angeht. Meine Familie und die Highlanders haben von unserer Beziehung zum Haus Davion deutlich profitiert. Ich will diese Verbindung ehren.«
»Und wenn der Rest der Highlanders dafür stimmt, sich MacLeod anzuschließen?«
Chastity sah ihm in die Augen. »Ich weiß es nicht, Loren.« Plötzlich stand sie auf. »Meine Gefühle scheinen mich zu überwältigen, Major. Vielleicht war es ein Fehler vom Oberst, mich heute hierher zu schicken. Ich entschuldige mich.« Sie nahm das Päckchen von ihrem Platz. »Das hier ist für Sie.«
»Chastity…«, setzte Loren an, aber er fand keine Worte, um sie zum Bleiben zu bewegen. »Gehen Sie nicht, nicht so.«
Sie ignorierte seine Bitte. »Oberst MacLeod schickt Ihnen das, damit Sie heute abend nicht aus dem Rahmen fallen. Bis dann.«
Mit einer perfekten Kehrtwendung drehte Chastity Mulvaney um und marschierte aus dem Pub. Loren blieb allein in der Nische zurück. Er hatte nicht gewußt, was er sagen sollte, aber selbst wenn ihm etwas eingefallen wäre, ging doch alles viel zu schnell. Es lief eine Kette von Ereignissen ab, die sie beide nur noch weiter auseinandertreiben konnte, statt sie zusammenzubringen.
Loren riß das braune Packpapier auf. Im Innern fand er ein Kleidungsstück in blaurotem Schottenmuster mit einer dünnen grünen Fadenlinie. Er erkannte den Tartan des Clans Jaffray. Ein Ausgehkilt. Dazu ein schwarzes Uniformhemd und eine Kriegerschärpe. Eine komplette Ausgehuniform von MacLeods Regiment.
Er hielt die Uniform hoch, dann faltete er sie sorgfältig zusammen. Ein Schauer lief sein Rückgrat hinab. Zum ersten Mal seit fast drei Jahrzehnten würde ein Jaffray wieder die Uniform der Northwind Highlanders tragen. Loren wußte, wäre sein Großvater noch am Leben gewesen, hätte es ihn vor Stolz fast zerrissen. Er wußte auch, daß der Kanzler nicht minder erfreut darüber sein würde, daß Loren die Highlanders ganz nach Plan unterwandert hatte. Dasselbe Gefühl, aber doch waren beide Fälle Lichtjahre auseinander. Und irgendwo allein mitten dazwischen saß Loren Jaffray und dachte an die Schwere seiner Aufgabe. Die Highlanders mußten vernichtet werden. Er hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen.
Mister Pluncket humpelte an den Tisch und stellte Lorens Essen und Drink vor ihm ab. »Keine Bange, Lad. Sie ist verrückt nach dir.«
»Wie meinen Sie das?« Er hatte nie irgendeinen Zweifel gehabt, daß sie es auf ihn abgesehen hatte.
»Als ob du das nicht wüßtest, Laddie. Sie hat diesen Blick, den Frauen entwickeln, wenn sie etwas für einen Mann empfinden. Ich habe gesehen, wie sie dich anschaut. Kann sein, daß sie dich anbrüllt und bekämpft, als wärst du der Teufel persönlich, aber tief drinnen sieht sie etwas, das ihr gefällt. Wenn du klug bist, Laddie, läßt du sie nicht entwischen.«
Loren sah zu dem Mann hoch und schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wäre mir da so sicher.«
12
Caithness
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