BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
verrottenden Abfalls drang in seine Nase, und seine Augen tränten leicht, als er sich umsah.
Zu seiner Glanzzeit fast fünfzig Jahre früher war Galaport Drehscheibe der Aktivität des vielbesuchten Söldnerplaneten Galatea gewesen. Jetzt grüßten Bovos vor dem violetten Abendhimmel verlassene, zerfallene Gebäude und aus dem Stadtinnern aufsteigende Rauchsäulen. Auf dem Raumhafen, an dem früher täglich Dutzende Söldnereinheiten zu neuen Aufträgen abgeflogen und angekommen waren, um neue Verträge auszuhandeln, wuchs heute das Unkraut durch Risse im Asphalt.
Als Wolfs Dragoner den Planeten Outreach übernommen und die Regierungen der Inneren Sphäre ihre Söldnerrekrutierung dorthin verlagert hatten, war die Wirtschaft Galateas zusammengebrochen. Sie hatte sich nahezu vollständig auf das Söldnergeschäft gestützt, aber die einzigen Einheiten, die jetzt noch hierher kamen, waren entweder zu schlecht, um auf Outreach eine Chance zu haben, oder aus irgendeinem Grund nicht bereit oder nicht in der Lage, auf legalem Weg einen Auftraggeber zu finden. Früher einmal war Galatea der Söldnerstern gewesen. Heute war es eine Brutstätte verzweifelter Männer und Frauen, denen die Gesetze gleichgültig waren.
Als er den beiden anderen Passagieren über den Platz folgte, fragte Bovos sich, wie es auf diesem verfallenen Raumhafen wohl mit den Sicherheitsbestimmungen aussah. Seine einzigen Waffen waren ein Messer und die Laserpistole seines Vaters, und er hatte kein Verlangen, auch nur eine davon abzugeben. Auf dem Weg ins Freie kam er an einer Kabine vorbei, die wohl einmal ein Wachtpunkt gewesen sein mochte, aber sie war nicht besetzt und schien es auch schon seit Jahren nicht mehr gewesen zu sein. Hermann Bovos hätte ebensogut eine Rakfaust in die Stadt tragen können. Und das hieß, daß die Leute dort draußen mit so ziemlich allem bewaffnet sein konnten.
Die Straße vor dem Raumhafen war nicht besser als der Landeplatz. Viele Häuser waren verlassen oder vernagelt. Was noch bewohnt war, fungierte vorzugsweise als Kneipe, Pfandleihe, Bordell oder Schlimmeres.
Die wenigen Einheimischen, die Bovos sah, waren an ihrem sauberen, gepflegten Äußeren zu erkennen. Hauptsächlich sah er allerdings Söldner jedweder Art, von der gefährlichen bis zur verwahrlosten. Mache lehnten an den Fassaden der zahlreichen Kneipen. Ihre Uniformen waren häufig zerlumpt und verdreckt, und offensichtlich seit Wochen, wenn nicht Monaten, nicht mehr gewaschen worden. Manche trugen Einheits- und Rangabzeichen, aber Bovos hatte ernste Zweifel, daß auch nur einer von ihnen während seiner richtigen Militärlaufbahn jemals Offizier gewesen war. Die Aufnäher waren in der Regel Insignien längst vergessener und aufgelöster Söldnereinheiten. Die meisten hatten nicht einmal das, nur dunklere Flecken, wo einmal Abzeichen gesessen hatten, bevor sie abgerissen und weggeworfen worden waren.
Als Bovos an einer dieser Gruppen vorbeikam, trat einer der Männer direkt vor ihm auf die Straße. Er sah aus, als hätte er sich seit mindestens einer Woche nicht rasiert, und stank nach Bier und Schweiß. Bovos blieb stehen und spannte die Muskeln an.
»Kann ich dir helfen, Fremder?« fragte er, und erwartete halb, daß sein Gegenüber grundlos eine Schlägerei anfing.
»Neu hier?«
»Ja, mein Freund. Gibt es ein Problem?«
»Ich bin der Mann, den du suchst. Black Jack Barton. Der beste Mechjockey auf hundert Lichtjahre.« Black Jack Barton streckte die Hand aus. Bovos schüttelte sie, ohne zu verstehen, was los war.
»Ich habe nicht erwartet, hier irgend jemand zu treffen.«
»Aber sicher doch«, meinte Barton. »Du willst doch jemand anheuern, ni'wahr?«
Bovos ließ schnell den Blick über die im Vergleich zu seinem sauberen, frischgebügelten grünen Gefechtsanzug der 2. Oriente-Husaren zerknitterte und schmutzige Uniform des Mannes wandern.
»Du irrst dich, Freund. Ich bin nicht hier, um jemand anzuheuern, ich suche selbst nach Arbeit.«
Bartons Gesichtsausdruck wechselte von Hoffnung zu Verärgerung. Er schätzte Bovos von Kopf bis Fuß ab.
»Viel Glück«, meinte er, als er sich umdrehte. »Du wirst's brauchen.«
Bovos sah ihm nach, als er davonwanderte, und fühlte einen kalten Windzug über sein Gesicht streifen, als sich ein Gewitter über der düsteren, zerfallenen Stadt zusammenzog. Er rückte den Seesack zurecht und trat auf die Straße, in der Hoffnung, im Hotel auf der gegenüberliegenden Seite ein sauberes, aber billiges Quartier zu
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