BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
Behauptung ließ sich nicht ernst nehmen. Ihre uneskortierte Anwesenheit so weit entfernt von ihrer Zentralwelt wäre unglaublich leichtsinnig oder dumm gewesen.
Oder beides. Vlad hatte nur Verachtung für die Innere Sphäre und ihre Bevölkerung übrig, aber er legte Wert auf die Informationen, die sich aus den öffentlichen Holoprogrammen ziehen ließen. Was an Unterhaltung gesendet wurde, interessierte ihn nicht im geringsten, aber der Informationswert der Nachrichtensendungen war bemerkenswert hoch. Die Freiheit, mit der in der Lyranischen Allianz und anderen Teilen der Inneren Sphäre Informationen verbreitet wurden, war eine Goldgrube für die Clans bei dem Versuch, die Schwächen ihrer Feinde zu finden.
Daher wußte er, wer Katrina Steiner war – es verging kaum eine Nachrichtensendung ohne irgendeine lächerliche Tratschmeldung über sie. Er mußte inzwischen Tausende von Holographien dieser Frau gesehen haben. Sie trug, schien es, keine Kleidung öfter als einmal und fand beständig neue Arten, ihr blondes Haar zu frisieren. Zuerst hatte er über sie gelacht, aber inzwischen faszinierte ihn, wie sie geschickt ihr Image veränderte, um die Bevölkerung ihrer Nation subtil zu beeinflussen.
Zischend öffnete sich die Tür seiner Kabine, und Vlad stand auf. Sein grauer Overall stand am Hals auf, und der Stoff spannte sich über den Muskeln an seinen Oberarmen und dem Brustkorb. Er fuhr sich mit der Hand nach hinten durch das schwarze Haar, um sein Erscheinungsbild härter und kälter zu machen. Wer auch immer diese Hochstaplern ist, sie wird ihren Scherz bereuen.
Ein Elementar betrat den Raum und zerrte eine Frau am Oberarm herein. Ihr langes, zerzaustes Haar verbarg ihr Gesicht, bis sie sich aus dem Griff des Clanners befreite. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und starrte Vlad mit funkelnden blauen Augen an. »So lasse ich mich nicht behandeln!«
Ein Gefühl ähnlich einem Stromstoß durchfuhr ihn. Vlad wollte sagen – versuchte zu sagen: »Du wirst behandelt, wie es zu deinem Status bei den Clans paßt.« In Gedanken hörte er den knurrenden Unterton der Drohung in diesen Worten, der schon unzählige Leibeigene hatte erzittern lassen. Aber das waren Schwächlinge, die schon vor einem harten Blick oder einer erhobenen Faust gekuscht hätten.
Was er in seinem Innern fühlte, erschien ihm wie Angst – sein Magen schien sich zusammenzuziehen, und in der Gegend seines Herzens lastete ein plötzlicher Druck auf ihm. Die Schmerzen in seinen Gelenken waren augenblicklich vergessen, überlagert von einer Art Krampf in den tiefsten Tiefen seiner Eingeweide. Mit diesen Gefühlen überkamen ihn Gedanken, wie er sie nie zuvor gespürt hatte – Gedanken, die über körperliches Verlangen und Lust hinausgingen –, Gedanken, die ihm die Stimme raubten.
Verwirrt zögerte Vlad. Trotz des Zorns in ihrem Blick und der Anspannung in ihrem Körper war sie wunderschön. Was er fühlte, was er wollte, ging über körperliche Anziehung hinaus. Viele der Frauen seiner Geschko und seines Clans waren schön. Die von den Wölfen eroberten Welten waren von Legionen schöner Frauen bevölkert. Innerhalb der Clans und über sie hinaus hatte er sich mit Frauen gepaart, die ihm gefielen, aber nicht eine davon hatte solche Gedanken in ihm geweckt.
Gedanken an Fortpflanzung.
Im Augenblick, in dem es ihm gelang, diese Gedanken einzuordnen – diesen Drang, den er beinahe von der Zellebene nach ihr schreien hörte –, fühlte Vlad sich jenseits aller bisherigen Erfahrung. Es ergab keinen Sinn für ihn, und das machte ihm Angst. Er war ein Krieger, erschaffen und ausgebildet als emotionsloser Vernichter seiner Feinde. Logik und Intelligenz waren die Mittel, mit denen er das bekannte Universum definierte, verstand und eroberte, aber hier stand er einer Reaktion gegenüber, die sich der Logik widersetzte, seine Intelligenz unterlief und trotzdem die Kraft besaß, ihn zu erschüttern.
Innerhalb des Clansystems der Menschenzucht war der Akt der Paarung für die Mitglieder der Kriegerkaste ganz und gar von dem der Fortpflanzung losgelöst. Vlad hatte für seine Sexualpartner Zuneigung gefühlt, aber nicht mehr oder weniger als für andere Mitglieder seiner Geschko während der Jugend oder seiner Einheiten im Kriegerleben. Sex diente ClanKriegern ausschließlich zur Entspannung und Unterhaltung. Er wurde frei gewährt – ein gegenseitiges Geschenk zwischen Kameraden –, ohne die emotionalen Verstrickungen und Eifersüchteleien,
Weitere Kostenlose Bücher