BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
es sicherer als herkömmliche Luftfahrzeuge, und sein Betrieb kostete nur einen Bruchteil.
Die wichtigste Tatsache daran war, daß es an jenem frühen Frühlingsmorgen in aller Herrgottsfrühe planmäßig von einem Holzfällercamp in den Gunderlandbergen abflog. Mit Ausnahme einer zweiwöchigen Pause durch die Invasion hatte es in den letzten zwölf Jahren jede Woche den Weg in die Höfe der TTG zurückgelegt.
Niemand schenkte ihm die geringste Aufmerksamkeit. Es überflog unbemerkt das Straßenkreuz, wo sich die Route 55 und der Highway 1 trafen, die Küstenstraße von Norden nach Süden und den bescheidenen Wolkenkratzerhain des zentralen Geschäftsbe
zirks von Port Howard. Das Verwaltungszentrum, eine Art ›C‹ in Blockbuchstaben mit kurzen, nach Südwesten weisenden Querstrichen und einem senkrechten Strich, der so dick war, daß man einen beträchtlichen Bereich in der Mitte als Hof hatte aussparen können, war in Licht getaucht, und BattleMechs strichen in der Umgebung durch die Straßen. Aber wenn jemand das Schnurren der Triebwerke des Zeppelins hörte oder die großen, bleichen Schatten bemerkte, die die Sterne droben verdunkelten, erwähnte er es niemandem gegenüber.
Das Luftschiff sank, als es die Bahnlinie überquerte, die am Ufer der Kreisbucht entlang nordwärts führte, und streifte fast das Dach des Markbreit, ehe es die Straße der Weisheit der Sterne und die Mauer um das TTG-Gelände überquerte. Es bremste und kam neben dem Zementturm im nordwestlichen Quadranten des Komplexes zum Stehen, dort warf es Leinen aus. Das Bodenpersonal ergriff sie, zog sie über Seilwinden und verankerte das Luftschiff.
Das erste Packstück, das ausgeladen wurde, war Oberleutenient Cassie Suthorn, gekleidet in einen schwarzen Trainingsanzug, eine schallgedämpfte Shimatsu-42 über der Schulter, Bluttrinker an den rechte Oberschenkel geschnallt und ein taktisches KommunikatorHeadset auf dem Haar, das sie zu einem Knoten am Hinterkopf aufgedreht hatte. Zur Bedienung des Headsets brauchte sie die Hände nicht. Hinter ihr kamen weitere, ähnlich ausgerüstete Personen: weitere Caballeroscouts, männliche und weibliche Milizionäre und schließlich die enteigneten MechKrieger des Ersten Bataillons.
CEO Fred Landrey wartete in einem langen Mantel mit Pelzkragen auf sie. Er war ein großer Bursche, dessen Glatze im Vormarsch war und der einen Walroßschnurrbart trug, der Mann, der sich an dem Morgen, als das Wolfsmädchen Pipiribaus Heuschreck umgelegt hatte, mit dem unbekannten Redner angelegt hatte. Cassie und mehrere der Heros gingen zu ihm hinüber.
»Bin ich froh, Sie zu sehen«, sagte er, schüttelte ihr die Hand und ging dann zu den anderen. »Ich muß Ihnen sagen, es hat mich fertig gemacht, den Dracos fünf Monate lang den Arsch zu küssen. Und schlimmer war es noch, mit Blaylocks Verrat und seinen Raufbolden fertig werden zu müssen.«
»Was ist mit den Frachtinspektoren?« fragte Ödland Powell. Er wurde seinem Namen gerechter denn je. Eine Wollmütze mit aufgerolltem Rand verbarg seine von der Chemotherapie herrührende Kahlheit. Eine brennende Zigarette hing ihm zwischen den Lippen, als wolle er sagen: Was macht es jetzt noch für einen Unterschied? Ten Bears war überrascht, daß er überhaupt noch atmen konnte.
Landrey wies ruckartig mit dem Kopf auf das Lagerhaus hinter sich. Zwei dunkle Gestalten lagen direkt außerhalb des gedämpften Lichtscheins, der aus der Tür fiel, ausgestreckt auf dem Asphalt. Wenn man nicht auf sie aufmerksam gemacht wurde, hätte man sie für Fettflecken halten können.
Die Luke des zweiten Frachtmoduls schwang auf. Ein Rabe trat wacklig aufs Pflaster, schüttelte den Kopf mit dem langen Schnabel und entfernte sich ein paar Schritte. Raven O'Connor hatte es heraus, wie sie ihren Mech bewegen konnte, als sei er ein echter Vogel.
»Seid ihr Jungs hierzu wirklich bereit?« fragte Landrey durch Atemwölkchen hindurch. »Wenn man die Towne-Garde mitzählt, haben die Schlangen zwölf Bataillone in dieser Burg – vier Regimenter Truppen.«
»Yeah«, sagte Cowboy Payson. »Wir haben sie genau da, wo wir sie haben wollten.«
Der TTG-Chef rollte die Augen. »Hat der feine Herr nicht einen Großteil seiner Truppen aus der Stadt geschickt?« fragte Buck Evans und kratzte sich an der graustoppeligen Wange.
»Was macht das für einen Unterschied? Was habt ihr? Ein mitgenommenes Regiment – eigentlich eher zwei Bataillone, um ehrlich zu sein.«
»Wir haben Freunde«, sagte Cassie.
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