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BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

Titel: BattleTech 31: Im Herzen des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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»Geht mir gegen den Strich, Leute aus Versehen zu argem.«
Cassie biß sich auf die Lippe und wünschte sich, mit geschwärztem Gesicht, ein Shimatsu-42-Sturmgewehr auf dem Rücken und Bluttrinker an den Oberschenkel geschnallt, durch feindliches Gelände zu schleichen. Das Leben war dann so viel einfacher.
»Es liegt nicht an dir, Kali«, erwiderte sie. »Mir geht es nur im Moment nicht gut.«
»Alle geraten aneinander«, sagte Kali. »Wir waren daheim auf Hachiman viel zu lang mit Garnisonsdienst beschäftigt, und das geht jedem unter die Haut. Aber du warst nervös wie eine Katze, die auf ein Wochenende im Club Rottweiler wartet. Bist du sicher, daß ich nicht meinen Teil dazu beitrage?«
»He, meine Damen«, ertönte aus dem Schacht in der Mitte des Decks eine maskuline Stimme mit Cowboyakzent. Einen Augenblick später folgte ihr ein Kopf mit einer Nase wie ein Skihang, einem ölig-einschmeichelnden Lächeln und dunklem Haar, das zu einem Entenschwänzchen zurückgegelt war. »Ich bin nur vorbeigeschlendert, um Lady K zu bitten, mit mir zu einem späten Mittagessen zu gehen, aber was soll's? Je mehr, desto besser, sage ich immer.«
6
    Sprungschiff Finnegan's Wake
Ladestation Zenit, Matar-System
Distrikt Benjamin, Draconis-Kombinat
10. November 3057
Der Rest des Mannes, zu dem der Kopf gehörte, eine hochgewach
    sene, schlaksige und ziemlich unmöglich aussehende Gestalt, schwebte in den Sichtbereich. Er hakte die Spitze eines abgetretenen Banthlederstiefels in den Rand des Schachtes, um sein Emporschweben zu bremsen, und schritt dann voran, am Boden gehalten von den Magnetkufen unter seinen Stiefeln.
»Das ist ein Teil des Problems«, sagte Cassie.
     
Lady K sah aufgebracht aus. »Nur welcher Teil – es ist vorbei, Buckaroo, also mach dich vom Acker, klar?«
    Unterleutenient William Payson, Rufzeichen ›Cowboy‹, grinste breit. »Das ganze Problem«, erklärte er. »Der nächste Weg vom Acker ist leider voller Schlaglöcher, und außerdem hat meine Mami mich so erzogen, daß ich ›nein‹ als Antwort nicht akzeptiere.«
    »Wie wäre es mit meiner Stiefelspitze dahin, wo sie am besten tut?«
»Ich kann immer noch nicht glauben, daß du dich überhaupt mit ihm eingelassen hast«, sagte Cassie.
Ihre Freundin zuckte die Achseln. »Keine Entschuldigungen, Schatz. Das war wohl der Lagerkoller.«
Cassie hatte sich schon immer davor gehütet, sich auf Menschen einzulassen, sie hinter ihre Verteidigungsmechanismen sehen zu lassen: Das tat weh. Deshalb hatte sie sich so entschieden gewehrt, als Kali MacDougall sich direkt nach der Ankunft der Caballeros auf Hachiman in ihr Leben drängte – und weshalb Cassie immer noch argwöhnisch war und zu Trotz neigte, wenn es um ihre Freundschaft mit der großen blonden MechReiterin ging.
Aber sie hatte gelernt, Menschen genau zu durchschauen, eine Fertigkeit, die zwar helfen konnte, jemandem nahezukommen, aber nichts damit zu tun hatte, andere an sich heranzulassen. Unausgesprochen blieben die Worte, die Kali nie sagen würde, eben weil sie
– so wahr sie auch waren – eine Entschuldigung darstellten: Es ist besser, als wieder zu trinken.
Cowboy sah verletzt aus, was ihn einem zu groß geratenen Vierzehnjährigen ähneln ließ, der sich zu Halloween als MechKrieger außer Dienst verkleidet hatte: klobige Stiefel, schwarz-grau-weiße Stadttarnhose, ausgebeulte schwarze LFW-Motorradbotenjacke über zerfetztem schwarzen T-Shirt mit dem Logo der Crash Metal-Band Slow Russian Death, einem Schädel über gekreuzten Knochen, und natürlich ein abgetragener geflochtener Gürtel mit Kali-YamaAutopistole, die in einem festgebundenen Halfter tief auf seiner mageren Hüfte hing.
»Oh, Kali«, jammerte er, »ein Versuch ist doch nicht strafbar.«
»O doch, etwa nach dem zweihundertsten Mal schon.«
Er schüttelte langsam den Kopf wie ein gescholtenes Kind. Dann verflog seine Düsternis, und er sah zu dem BattleMech auf, an dem die anderen arbeiteten.
»Diese alte Naga sieht aus wie eine Tankstelle, wenn die ganze Wäsche an den Halteleinen hängt«, sagte er. »Zu schade, daß es so verdammt schwer ist, sie zum Laufen zu kriegen.«
»Es ist keine Naga«, korrigierte Cassie. »Das ist ein OBK-M10 OBakemono der Luthien-Rüstungswerke.«
»Nun, er sieht auf jeden Fall aus wie eine Naga.«
Das stimmte, und die Ähnlichkeit war kein Zufall. Im Rahmen eines streng geheimen Blitzprogramms unter Leitung von Theodore Kurita persönlich – das der NAIW-Initiative ähnelte, die Rakasha

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