BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
drehte sich weiter, und manchmal stand sie Kopf. Diana hatte begonnen, viel Zeit in Gesellschaft Coronel Camachos zu verbringen, mit El Patron persönlich, und es ging das Gerücht, sie zündeten nicht nur gemeinsam Votivkerzen an.
»Ihr kriegt das Ding immer noch nicht zum Laufen, hm«, erkundigte sich Cassie.
Diana grinste und zuckte die Achseln. »Es gibt noch ein paar Macken auszubügeln.«
»Der Torsoaktivator klemmt«, verriet Risky. »Das Vieh könnte genausogut im Streckverband liegen.«
Astrozombie hob den Kopf aus dem Cockpit. »Schlampige DracoArbeit«, sagte er. »Die Luthien-Rüstungswerke haben den Mund ein bißchen zu voll genommen, als sie beschlossen, sich an Clan-Tech heranzuwagen.«
»Vermisch die Metaphern nicht, Marshai«, sagte Risky mit lieblicher Stimme.
Astrozombie blinzelte sie an. Sie war die einzige im Siebzehnten, die seinen Vornamen verwendete. Er ging wieder an die Arbeit.
Cassie packte die Schnauze des Cockpits, stieß sich leicht ab und schwebte an dem schroffen, keilförmigen Torso zur Mitte des BattleMech hinab. Die obere Armatur des fehlerhaften Aktivators war entfernt worden und gab den Blick auf MyomerPseudomuskelstränge frei, die sich um das Endo-Stahlskelett spannten. Ein kleiner Mann schwebte neben dem Aggregat und überprüfte Nervenknoten aus bunten Drähten mit einer nichtleitenden Zange aus polymerisierter Keramik. Er war nackt bis zur Hüfte und zeigte so eine große Jungfrau von Guadalupe, die auf seine muskulöse Brust und den flachen Bauch tätowiert war.
»Odale, prima«, sagte er, und ein Grinsen teilte als Reaktion auf Cassies Gruß sein mongolisch aussehendes Gesicht mit dem Schnurrbart. »Que pasa?«
»Astrozombie sagt, die culebras seien nicht in der Lage, Clantechnologie zu imitieren.« Culebra war die Caballeroversion von ›Schlange‹, ein Standardbeiname der den Drachen verehrenden Kuritas.
›Zuma‹ Gallegos, der Chefazteke – wie die Heros ihn nannten – des Siebzehnten, schnaubte und schüttelte den Kopf. »Der Zombie klopft wieder Sprüche. Die Dracos können ziemliche Schlamper sein, aber die Jungs von den Luthien-Rüstungswerken werden keinen Mist bauen, wenn ihnen Koordinator Teddy über die Schulter schaut. Das hier ist ein Mech, bei dem alle Nähte verschweißt und alle Muttern richtig gut angezogen sind.«
»Was glaubst du, was los ist?« Trotz ihrer wenig erfolgreichen Versuche, MechPilotin zu werden, war Cassie in erster Linie daran interessiert, was sie daran hinderte zu funktionieren.
Er lachte. Sein schwarzes Haar, glatt und kurzgeschnitten, war ebenso graumeliert wie sein Schnurrbart. Aber er hatte dieses unbestimmbare Alter vieler Südwestler, besonders derer mit Indio-Blut: Er hätte um die Zwanzig, um die Fünfzig oder irgend etwas dazwischen sein können.
»Mäuse«, sagte er.
»Mande?«
»Die Luthien-Jungs waren so sorgfältig wie möglich, als sie diesen Welpen hier bauten«, sagte Zuma. »Aber egal, wo man im Kombinat hingeht, es gibt Mäuse. Selbst auf Hachiman, wo sie Roboter haben, die ihren Reis kochen, und lebende Schaufensterpuppen in den Fenstern der Warenhäuser. Und Mäuse lieben es, an der Isolation zu knabbern.«
Er wühlte in dem verworrenen Drahtknäuel herum, pflückte ein loses gelbes Ende heraus und hielt es hoch, so daß Cassie es betrachten konnte. Dort, wo es gezackt durchgebissen war, konnte man deutlich Nagespuren erkennen.
»Ich wollte das hier gerade Astrozombie unter die spitze Gringonase halten, als du kamst«, sagte Zuma. »Er ist ein cleverer Bursche, aber er sucht für alles nach komplizierten Ursachen, verstehst du? Hat zuviel Zeit auf diesem College in Santa Fe verbracht.« Kapitän Harris hatte in der Tat die Universität in Santa Fe besucht, der Hauptstadt von Sierra und einst der Verwaltung von NeuNeugrenada. Aber Zuma benutzte den Begriff Santa Fe umfassender, er meinte damit die Abneigung der ländlichen Südwestler gegen ihre Vettern aus der Stadt, die sie als überkultivierte Weicheier betrachteten.
Er griff hinein, um mit einem Drahtschneider den beschädigten Bereich herauszuschneiden. Von unten ertönte eine Stimme: »Cassie«.
Sie drehte sich um und runzelte die Stirn. »Kali«, sagte sie mürrisch.
Die große MechKriegerin stand mit magnetisierten Stiefelsohlen, die vom Deck angezogen wurden, zwischen den großen quadratischen Füßen des Mech und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. »Ich habe mich nur gefragt, was ich getan habe, um dich gegen mich aufzubringen«, sagte sie.
Weitere Kostenlose Bücher