BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
Flugzeugen anstellen konnte. Im Raum gab es kein verdammtes Wetter.
»Mattaku«, grunzte sie, ein Ausdruck, der etwa dem Ausruf »Verdammt!« der Inneren Sphäre entsprach. Sie wies mit der Hand auf das gemütliche, in warmes Licht getauchte Innere des Shuttles. »Was ist also los? Warum machen Sie sich die Mühe, eine einfache Schwadronkommandantin zu treffen? Müssen Sie nicht eine Schlacht leiten?«
Kondracke verzog das Gesicht, und das nicht wegen der offensichtlichen Insubordination seiner Pilotin, die nur Fassade war. Diese beiden respektierten einander. »Der Luftkampf läßt wegen des bevorstehenden Sturms nach – aber ja, das muß ich. Ich habe den Befehl erhalten, mir Zeit für eine Willkommenszeremonie zu nehmen.«
Während Kondracke sprach, war das heulende Dröhnen eines Landungsschiffs, das in Richtung der Startmulde herabsank, deutlich durch die isolierte Wandung des Shuttles zu hören; es durchschnitt das Heulen des Windes wie ein Wakizashi. »Da Sie den auffälligsten Abschuß erzielt haben, dürfen Sie mitkommen und unseren himmlischen Führer und seine Freunde von der Kai treffen.« Dieses Wort hatte mehrere Bedeutungen, die alle etwas mit einer Organisation oder Gesellschaft zu tun hatten. In diesem Fall bezog sich Kondracke zweifellos auf die Yakuza.
Maus lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. »Ich habe mich gefragt, wie Kusunoki wirklich ist.« Sie freute sich darauf, den berühmten Kriegshelden persönlich zu treffen.
Kondrackes Antwort war ein uncharakteristisches Grunzen. Sie sah ihn scharf an.
»Heißsporn-sama«, sagte sie unter Verwendung seines Rufzeichens und eines unterwürfigen Ehrensuffixes, »sagen Sie mir eines. Glauben Sie, daß der Koordinator in Wirklichkeit um diese Mission weiß und sie insgeheim gutheißt?«
Sie erwartete eine einfache Zustimmung. Schließlich war wohlbekannt, daß es ein junger Theodore Kurita gewesen war, der vor Jahren, 3029, die unerlaubte Offensive in den Steiner-Raum gestartet hatte, unmittelbar vor Ende des Vierten Nachfolgekrieges.
Statt dessen sah Kondracke weg. »Wer vermag das zu sagen? Wie Sie bin ich nur eine unter vielen Tränen des Drachen, die darauf warten, zu fallen wie eine Kirschblüte im Frühling in Luthien.«
17
Prinz John-Raumhafen, Port Howard
Provinz Aquilonien, Towne
Mark Draconis, Vereinigtes Commonwealth
23. Januar 3058
Edwin Kimura, stellvertretender Befehlshaber der wichtigsten Ya
kuzaorganisation der Präfektur Dieron, stand da und wartete geduldig darauf, daß die Laderampe des Landungsschiffes der Union-Klasse ausgefahren wurde. Offiziell trug er den Titel eines sabu, auch wenn Kimura überrascht gewesen wäre, wenn er erfahren hätte, daß das Wort von dem englischen Präfix ›sub‹ kam. Als sich die Rampensektion entriegelte, wegklappte und ihm die Welt Towne enthüllte, hielt er bereits seinen hohen schwarzen Zylinder fest. Kimura-Sensez war ein Mann, der hart daran arbeitete, die Form der Zukunft zu erkennen und sich darauf vorzubereiten.
Seine momentane Bekleidung – der Zylinder, ein schwarzweißer Kimono mit dem man des Kuritadrachen auf der rechten Brust und dem Wappen des rasenden schwarzen Drachen der Kokuryu-kai auf der anderen, gestreifte Hosen, Gamaschen und spiegelblank polierte Schuhe – schien kaum ein Ergebnis von Umsicht zu sein, bedachte man den harten Winter, für den diese Welt berühmt war. Und sie war es auch nicht, sondern eher Produkt einer Zeremonie. Traditionen waren Mr. Kimura sehr wichtig, genau wie seinem Oyabun, Hiraoke Toyama, sowie dem Mann, den er gleich begrüßen würde und auf den er hoffentlich begütigend würde einwirken können.
Bei dieser gesamten kriegerischen Übung ging es im Grunde um das Aufrechterhalten von Traditionen. Deshalb nahm Mr. Kimura daran teil, trotz gewisser sehr realer Befürchtungen bezüglich des gesamten jarajam. Tradition und der Wille seines Oyabun, dem er gewaltige Mengen an giri und nicht gerade wenig ninyo schuldete.
Als sich die Tür des Landungsschiffs nach außen öffnete, traf ihn der Wind ins Gesicht wie ein Eimer Eiswasser – das er im übrigen in Form windgepeitschter Schneeflocken auch enthielt. Außer einem reflexartigen Zusammenkneifen der Augen hinter seinen dicken runden Gläsern zeigte Mr. Kimura keine Reaktion. Kimura, klein, dürr, mit dünnem Hals und einem runden Kopf, der ihn auf unselige Weise einer Schildkröte ähneln ließ, wußte, daß sein Erscheinungsbild körperlich nicht beeindruckend war. Aber das war
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