BattleTech 32: Operation Excalibur
durchliefen in den vergangenen sechshundert Jahren kaum eine Veränderung, und dasselbe galt für die Taktiken bei ihrem Einsatz. Was Hesperus II anging, so war der Planet heute noch weit lebenswichtiger für die lyranische Nation geworden, als es sich Takashi Myu je hätte träumen lassen.
Myus ursprüngliche Einschätzung der Bedeutung von Hesperus II hatte allerdings weder taktisches noch strategisches Genie erfordert. Seine Analyse war heute ebenso nachvollziehbar wie im achtundzwanzigsten Jahrhundert.
Eben darum hatte Grayson sich entschlossen, auf Gareths Spiel einzugehen. Wenn die neue Lyranische Allianz Hesperus II gerade jetzt verlor, würde sie in enorme Schwierigkeiten geraten. Wie das Lyranische Commonwealth des Hauses Steiner, dessen Nachfolge die neue Allianz angetreten hatte, war auch sie ein unvorstellbar großes interstellares Imperium aus Sonnensystemen und Hunderten, Welten, auf denen sich Vorposten und Außenstationen befanden. Doch trotz der schieren Größe des Steiner-Reiches machten gerade die enormen Ausmaße der lyranischen Nation sie verwundbar – an einer Front durch einen Angriff des Hauses Marik, an einer anderen durch Attacken ihres Erbfeindes, des Draconis-Kombinats. Dazu war in den letzten sieben Jahren die Bedrohung durch eine Invasion der Kriegerclans aus der Peripherie gekommen, deren Technologie alles übertraf, was in der Inneren Sphäre in den letzten zweihundert Jahren gesehen worden war. Ohne die von den Defiance Industries gelieferte Hochtechnologie – und das ging weit über die BattleMechs hinaus –, über vierhundert besiedelten wenn nicht Tausenden weiterer würde sich die Lyranische Allianz ständigen Angriffen von drei Fronten und zusätzlichen Auflösungsbestrebungen aus ihrem Inneren ausgesetzt sehen. Der Gesellschaftskontrakt zwischen den Herrschenden und den Beherrschten war zu jeder Zeit ein anfälliges Gut, das auf jede Bedrohung, ob real oder eingebildet, reagierte. Eine Steiner-Regierung, die sich nicht mehr durchsetzen konnte, würde bald stürzen, weil sich ein System um das andere einem näheren und mächtigeren Beschützer zuwenden würde.
Der Schluß, daß Brandal Gareth es darauf anlegte, in diesem Teil des lyranischen Raums sich auf Kosten der Allianz sein eigenes kleines Imperium aufzubauen, war nicht schwer gewesen. Andere hatten in der Vergangenheit ähnliche politische und militärische Versuche unternommen, kleinere Staaten wie diese neue Freie Sternenrepublik zu gründen.
Grayson warf Walter Dupre einen schrägen Blick zu. Wahrscheinlich sahen weder Dupre noch Gareth oder die anderen in die Verschwörung verstrickten Offiziere ihr Handeln an sich als destruktiv an. Nach Graysons Erfahrung betrachteten sich die ›Bösen‹ in einer militärischen Auseinandersetzung selbst nie als die ›Bösen‹. Ganz sicher nicht! Wahrscheinlich hielt sich Gareth für eine Art Retter, der dieser kleinen Ecke im zerbröckelnden Machtbereich eines untergehenden Hauses Steiner die rettende Ordnung sicherte. Schlimmstenfalls erblickte er eine Chance, seine Macht zu vergrößern, aber niemals würde er sein Vorgehen als einen ersten Schlag der Barbarei sehen, die an die Tore der Zivilisation hämmerte.
Grayson jedoch glaubte fest an die Vorteile dieser Zivilisation und war sich nur zu bewußt, wie zerbrechlich sie war. Der lyranische Staat und seine Herrscherfamilie waren keineswegs perfekt. Ganz und gar nicht. In den vergangenen Jahrhunderten war es immer wieder zu undurchdachten, korrupten, dummen, verdammenswürdigen, herzlosen und regelrecht bösartigen Aktionen gekommen, aber all das ließ sich ebenso über jede andere Regierung sagen, die es in der langen, blutigen Geschichte der Menschheit je gegeben hatte.
Doch trotz alledem hatte das Haus Steiner eine Stabilität garantiert
– eine Stabilität, wie sie für das Bildungswesen, eine funktionierende Wirtschaft und die öffentliche Sicherheit unabdingbar war. Im großen und ganzen genossen lyranische Bürger mindestens so viele individuelle und persönliche Freiheiten wie andere Bewohner der Freien Inneren Sphäre, und das war schon immer der Maßstab gewesen, den Grayson an eine Regierung anzulegen pflegte, um festzustellen, ob sie es wert war, für sie in den Kampf zu ziehen.
Und wenn das Haus Steiner fiel, welche Alternative bot sich an? Möglicherweise die Übernahme durch das Vereinigte Commonwealth
– vielleicht keine ganz und gar unattraktive Aussicht, da das VerCom seinen Bürgern dieselben
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