BattleTech 33: Der schwarze Drache
Millimeter tief in seinen Oberschenkel, gerade tief genug, um die Haut zu verletzen.
»Du hast ja schon einige Dummheiten gemacht, Abtacha«, bemerkte Raven, als sie in ihr Quartier gingen. Sie hatten die Versorgung der Kinder sehr zu ihrer Erleichterung abgegeben. »Aber ich kann noch immer nicht glauben, daß du wirklich auf Johnny Tchang eingestochen hast.«
»Ich wollte ihm den Unterschied zwischen der Probebühne und der Straße zeigen«, erwiderte Cassie finster. Sie hatte Bluttrinker wieder umgeschnallt und ihre Jacke über eine Schulter gelegt.
»Ja, das hast du. Aber du mußt zugeben, daß er es recht gut verkraftet hat. Und es war jede Minute wert, das Gesicht des alten Mishcha zu sehen, als du den größten Holostar der Inneren Sphäre angeritzt hast.«
Cassie zuckte die Achseln. Raven rückte ihr auf die Pelle, schien es aber nicht zu bemerken. Sie war sich gar nicht so sicher, warum sie Tchang gepiekst hatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Sie hielt den Gedanken nicht aus, außer Kontrolle geraten zu sein. Das war ein Grund dafür, warum sie nie Zuflucht in Drogen oder im Alkohol gesucht hatte.
Sie gingen die Stufen hoch ins Foyer. Jemand erhob sich von einem der niedrigen Sofas, die zur Linken standen. Beide Frauen drehten sich um, und ihre Hände wanderten unauffällig zu den Waffen, Cassies Hand zu ihrem Kris und Ravens nach irgendeinem griffbereiten Gegenstand. Cassie war nicht die einzige Caballera, die niemals in ihrer Wachsamkeit nachließ besonders nicht, wenn sie sich auf dem Hauptplaneten des Reiches befanden, das zu bekämpfen die meisten von ihnen den Großteil ihren Erwachsenenlebens geopfert hatten.
Aber wenn die Bewegung eine Bedrohung darstellte, dann war es nicht offensichtlich. Es war eine magere junge Frau - eigentlich ein Mädchen, wahrscheinlich nicht älter als vierzehn, selbst wenn man die üblichen alterslosen Dracogene in Betracht zog, eine Brünette, deren Gesicht in erster Linie aus Augen, Mund, Sommersprossen und Nase bestand und das wahrscheinlich recht hübsch werden würde, wenn alle vier irgendwann einmal zueinander passen würden. Zwei kleine Kinder, ein Junge und ein Mädchen, waren hinter ihr in Deckung gegangen und sahen die Gaijin ängstlich an.
»Chu-i Suthorn?« fragte das ältere Mädchen.
»Das bin ich«, sagte Cassie.
»Ich bin Sariko Corelli. Das sind Anna-ko und Tommy, mein Bruder und
meine Schwester.«
Cassie lächelte. »Es ist eine Ehre, daß Sie sich mit uns treffen.« Die
Kinder fühlten sich offenbar überhaupt nicht wohl, und zwar in
ausgeprägterer Form, als daß man es mit der bloßen Angst vor den
exotischen, fremden Söldnern hätte erklären können. Das spannte alle
Nerven Cassies bis zum Zerreißen, aber sie wußte, daß sie jetzt nichts
überstürzen durfte. Was immer auch diese Kinder erschreckt hatte, sie
würden es zu gegebener Zeit von selbst erzählen.
»Jinjiro Coleman ist unser Großvater«, sagte Sariko. »Unser Vater ist mit
der 6. Geisterlegion im Kampf gegen die Clans gefallen. Unsere Mutter
wurde beim Clanangriff in Imperial City getötet. Wir haben nur noch
unseren Großvater.«
»Tut mir leid, das über eure Eltern zu hören«, sagte Cassie. »Was kann
ich für euch tun?«
Das Mädchen warf seinen Geschwistern einen Blick zu, dann sah sie
wieder Cassie an. »Unser Großvater ist verschwunden. Er ist gestern nacht
nicht heimgekommen.«
Deshalb war er also heute morgen nicht da. Cassie hatte
angenommen, der Hausmeister der Unterkunft des 17. hätte seinen freien
Tag. Selbst Dracos hatten einmal in der Woche frei.
Sarikos Selbstbeherrschung bröckelte. Tränen strömten ihr aus den
Augen. »Das hat er nie zuvor getan! Ich habe solche Angst, daß ihm etwas
zugestoßen ist.«
8
Kinostadt vor den Toren Imperial Citys Luthien
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
23. Juni 3058
»Man hat den Hausmeister gefunden«, sagte Mishcha Kurosawa. Es war zwar schon heller Morgen, doch Cassie war gerade erst eingeschlafen, als ein Klopfen an der Tür des Zimmers ertönte, das sie sich mit der derzeit abwesenden Kali teilte. Cassie hatte wieder bis spät gearbeitet.
Der Organisator trug das übliche schreiend bunte Hemd. Cassie trug nur ein langes T-Shirt, das sie sich nach dem Aufstehen übergezogen hatte. Sie machte keine Anstalten, ihn hereinzubitten. Parallel zu ihren eigenen Nachforschungen über den verschwundenen Coleman hatte sie Kurosawa gebeten, bei den örtlichen Behörden nachzufragen.
»Beziehungsweise seine Leiche«,
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