BattleTech 33: Der schwarze Drache
getötet?«
Achselzucken. »Er hat versagt. Den Oyabun einmal zu oft enttäuscht.«
»Sie haben seine Hände gesehen. Er hatte noch alle Finger.«
»Dann hat er so richtig versagt.«
»McCartney san , ich kannte diesen Mann. Er arbeitete als Gebäudevorsteher der Besucherunterbringung bei Eiga-toshi.«
Diesmal verriet ihn die Erweiterung seiner Pupillen, die auch Johnny Tchang am Vortag verraten hatte. » So ka. Das ist ein guter Job. Bequem.«
»Genau. Er war kein Soldat mehr. Er war Pensionär. Was hätte er getan haben können, das seinen Oyabun dazu brachte, ihn töten zu lassen?«
Der Detektiv zog eine neue Zigarette hervor und entzündete sie. »Der alte Yamaguchi - er ist der oberste Oyabun Luthiens; wir nennen ihn die Katze
- der Alte ist ein Tier wie der ganze Rest auch, aber er hat eiserne Vorstellungen davon, was bei den Yaks als ehrenhaft gilt. Sie nennen es Ninkyo.«
Cassie wußte das, aber ihr falsches Gesicht nicht. Sie sagte nichts.
»Ihr Mann hier hat offenbar gute Dienste geleistet. Die Katze nimmt ihre Verpflichtungen ernst. Und das ist ein häßlicher Weg abzutreten, auch wenn er vergleichsweise schmerzfrei ist. Wenn der Tote etwas getan hätte, wofür er sterben mußte, hätte Yamaguchi ihm entweder einen ehrenvolleren oder einen wesentlich ekligeren Abgang verschafft.«
Er sah sie erneut prüfend und abschätzend an. »Da haben Sie ganz recht. Sie sind eine dieser neuen Frauen, ebenso sehr Gaijin wie Kurita. Ich weiß nicht, ob ich das mag. Aber Sie sind nicht dumm.«
»Danke«, erwiderte sie und versuchte, ihre Stimme nicht zornig klingen zu lassen. »Was glauben Sie denn, wer ihn ermordet hat? Irgendein Rivale?«
»Yamaguchi hat keine Rivalen.«
»Üblicherweise nicht. Aber aus dem ganzen Kombinat kommen jetzt Oyabuns, um unseren Koordinator bei seinem Geburtstag zu ehren.«
»Aber für diese Gelegenheit gilt ein Waffenstillstand. Und es wäre keine einfache Aufgabe, die alte Katze Yamaguchi aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er ist ein kluger Kämpfer in den Gassen, ein harter Gegner. Und er genießt das Wohlwollen des Koordinators. Selbst ein sehr hohes Tier würde zweimal darüber nachdenken, ehe man einen treuen Unterstützer Theodores angreift und in Yamaguchis Revier wildert.«
»Wer hat dann Jinjiro san getötet?«
Alle Luft entwich aus ihm wie aus einer Papiertüte, die jemand aufblies und platzen ließ. Cassie hatte nie vom Sisyphos-Mythos gehört und wäre Pater Doktor Bob gegenüber grob geworden, wenn er versucht hätte, ihr davon zu erzählen. Aber wenn sie die Geschichte gekannt hätte, hätte sie in diesem Augenblick ein besseres Gefühl dafür entwickelt.
»Was macht das schon für einen Unterschied?« fragte er. »Für mich ist hier nichts zu holen. ›Natürlicher Tod‹.«
»Aber Sie würden die Mörder gerne fangen? Und wenn es nur in diesem einen Fall wäre.«
In seinen Augen flackerte etwas auf und erstarb dann wieder. »Vorher gehe ich noch auf Orientalis Wasserski fahren.«
»Vielleicht auch nicht. Vielleicht kann ich helfen, Recht zu schaffen. Wenn Sie bereit sind, mir zu helfen.«
»Sie? Was könnten Sie tun?«
Später war sie sich nicht mehr sicher, warum sie sagte: »Ich bin Scout im 17. Aufklärungsregiment. Wir wurden hierher eingeladen, um an den Geburtstagsfeierlichkeiten des Koordinators teilzunehmen. Ich habe mehr Handlungsfreiheit als Sie - und vielleicht können Sie mir dabei helfen, sie mir zu bewahren.«
Er glotzte. »Was? Sie sind Gaijin?«
»Ich bin im Kombinat geboren, McCartney san . Meine Eltern brachten mich weg, als ich noch klein war. Der Kolonel meines Regiments bewahrte mich vor einem bösen Schicksal, und ich schwor ihm Loyalität. Aber ich bin das, was man Ihnen sagte, eine Gefolgsfrau Chandrasekhar Kuritas. Wir sind vertraglich an ihn gebunden. Sie wurden nicht belogen.«
Er sah sie mit offenem Unglauben an. Sie unterdrückte ein wildes Gelächter. Zum ersten Mal in ihrem Leben sagte sie einem Polizisten die reine, ungeschminkte Wahrheit, und er glaubte ihr nicht.
Er winkte. »Selbst wenn all das wahr wäre - warum sollten Sie mir helfen, einen Mörder zu fangen?«
»Wegen der Kinder - der Enkel des Toten«, sagte sie. »Und weil ich befürchte, daß der Mord etwas mit uns zu tun hat, mit meinem Regiment. Mit etwas, das uns bedroht.« Von Natur und von Beruf aus war Cassie selbst so paranoid wie eine Straßenkatze. Ein unerklärter gewaltsamer Tod in so enger Umgebung von la familia war Anlaß zur Sorge. Außerdem konnte sie es sich nicht
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