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BattleTech 33: Der schwarze Drache

BattleTech 33: Der schwarze Drache

Titel: BattleTech 33: Der schwarze Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milán
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sagte dieser, »die im Kanal trieb. Natürliche Todesursache, meint die Polizei.«
    Die Kammer war mit blendend weißen Kacheln verkleidet, und das Neonlicht an der Decke ließ ihre Sicht am Rand verschwimmen. Cassie sah auf den Leichnam auf dem Rolltisch hinab, bläulich inmitten kleiner Kondenswölkchen, die aus dem Kühlfach quollen, und war froh über den Reinlichkeitsfimmel des Drachen - sie roch nur das Desinfektionsmittel, aber dafür brannte es in den Augen wie Reizgas. Jinjiro san war nicht lange genug im Wasser gewesen, um allzusehr aufzuquellen. Das dunkelblaue Würgemal war noch immer unübersehbar an seinem Hals.
    »Ein natürlicher Tod«, sagte Chi-i Tzu-Chien McCartney vom Büro für Verbrechensbekämpfung der Zivilen Stadtpolizei von Imperial City.
Cassie wandte sich ihm zu, eine Augenbraue fragend hochgezogen. Sie trug ein schiefergraues Kostüm mit schwarzen Strümpfen und Schuhen, die zum Kostüm paßten. Eine Perücke war in einem Knoten auf dem Kopf aufgetürmt und wurde von polierten Teakstäben in Form gehalten. Ihre Kleidung und ihr Auftreten ordneten sie eindeutig der Gruppe der Verwaltungsbeamten der Mittelklasse zu.
Er sah sie mit seinen traurigen, breiten, chinesischen Gesicht an, das um eine Zigarette herum in Falten lag. »Sehen Sie die Tätowierungen? Irezumi. Er ist Yakuza.«
Sie nickte. McCartney war für die Innere Sphäre mittelgroß, also fünf Zentimeter größer als der durchschnittliche Draco. Das Wetter hatte sich seit letzter Nacht geändert, aber er trug noch immer den grauen Regenmantel im Kombinatsstil mit den ausgestellten Schultern, den er draußen angehabt hatte. Der Mantel wurde an der Brust von einem rotweißen Medaillon zusammengehalten, das die Insignien der Stadtpolizei trug. Darunter trug er einen weiten blauen Anzug im westlichen Stil mit gelockerter Krawatte statt der üblichen Roben des kleinen Funktionärs. Ob er so weit war, weil er billig gewesen war oder um seinem eher umfangreichen Körperbau Platz zu bieten, vermochte Cassie nicht zu sagen. Wahrscheinlich beides. McCartney war das, was im Kombinat als Straßenbulle durchging.
Einer von wenigen.
Er machte eine Geste mit zwei Fingern der rechten Hand, als wolle er auf die Würgemale klopfen. Sie bemerkte, daß er das kalte Fleisch dabei nicht berührte. »Origami«, sagte er.
»Origami?« Sie empfand ein wenig Verärgerung darüber, wie er sie zu seinem Echo degradierte. Aber wenn er bei ihr - die ja nur eine Frau war Punkte machen wollte, so zeigte er zumindest keinerlei Triumph. Sein Gesicht schien mit dieser Empfindung nicht vertraut zu sein.
»Die Yaks haben viele Worte für Mord«, erklärte er ihr, griff sich seine Zigarette und betrachtete sie, als sei er nicht sicher, was das war und wie es dazu kam, an seiner Unterlippe zu kleben. Er hielt sie wie im Kombinat üblich zwischen Daumen und Zeigefinger, die Glut zur Handfläche. »Eines der momentan beliebtesten ist zusammenfalten. Jemanden zusammenfalten heißt, ihn töten.« Er zuckte die Schultern. »Origami.«
»Welchen Unterschied macht das?«
Sein Gesicht verriet nichts, aber das hatte sie erwartet. Wie die Leute in der Konföderation Capella waren die im Kombinat sehr geduldig darin, Fremden gegenüber steinerne Mienen zur Schau zu tragen. Jahrtausendelange Übung. Aber er knickte ganz leicht in der Taille ein, als habe er einen sachten Magenstüber erhalten.
Haragei. Genau wie die Yaks viele Worte für Mord kannten, legte jeder, der des Japanischen kundig war, viele Bedeutungsnuancen in dieses eine Wort. Wörtlich bedeutete es ›Bauchsprache‹. Es konnte das bedeuten, was ein Marik oder Steiner »sich nicht in die Karten schauen lassen« nennen würde oder sich auf die Angewohnheit beziehen, die Gefühle ins Hara, in die Körpermitte zu lenken, genau wie man es mit dem Ki tat. Haragei bezeichnete auch die manchmal angesagte Angewohnheit - die zu Cassies Lebzeiten gerade auf dem Rückgang war -, die Kanji-Zeichen für bestimmte Worte im Gespräch vor seinem Bauch in die Luft zu zeichnen, um so die Verwirrung zu lindern, die einer Sprache inhärent war, in der ein einziges Wort ein halbes Dutzend völlig unterschiedlicher Bedeutungen haben konnte. Cassie, die in einer Draco-Gemeinschaft im Exil aufgewachsen war, konnte Haragei in seinen meisten Gestalten gut lesen.
»Es gibt ein Sprichwort«, sagte er und zog erneut an seiner Zigarette. »›Wenn man den Kai überquert und am Ende darin treibt, dann heißt das natürlicher Tod.‹«
»Im

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