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BattleTech 33: Der schwarze Drache

BattleTech 33: Der schwarze Drache

Titel: BattleTech 33: Der schwarze Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milán
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Ernst?«
Die müden Augen musterten sie. Die Art der Kleidung, seine Manieren und Wortwahl verrieten ihr etwas darüber, was er von ihrem Status hielt oder dem Status zumindest, den sie für diesen Auftrag vorschützte. Die Tatsache, daß sein Chef ihm befohlen hatte, so gut wie möglich mit ihr zusammenzuarbeiten, verriet ihm noch mehr. Sie war eine Gefolgsfrau irgendeines Adligen; ob sein Vorgesetzter nun zufällig erwähnt hatte, daß der Adlige den Nachnamen ›Kurita‹ trug, wußte sie nicht, aber vermutlich wußte er das sowieso. Jedenfalls befand sie sich an dem großen Marterpfahl, den die Kombinatsgesellschaft darstellte, mehrere Etagen über ihm. Frau oder nicht.
»Sie wissen, daß wir die niedrigste Verbrechensquote aller Nachfolgerstaaten haben«, sagte er. »Aber wie sicher fühlen Sie sich, wenn Sie durch unsere Straßen gehen? So wahren wir unser Gesicht, so erhalten wir die niedrigen Verbrechensquoten, um die die Ver-Ratten und die Mariks uns so beneiden. Natürliche Todesursache.«
»Sie sind ein tapferer Mann, McCartney san .«
»Warum? Weil ich so rede? Sie glauben, ich hätte Angst, Sie könnten eine Spionin des Auges sein?« Er schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht nur die armen Verwandten der ISA. Wir sind kaum ein flüchtiger Gedanke. Sie achten mehr auf das Tun der Unproduktiven als auf uns Freundliche Berater. Besonders auf das Büro für Verbrechensbekämpfung. Sie müßten sehr gelangweilt sein, um irgend etwas zur Kenntnis zu nehmen, was ich sage oder tue.«
Er legte eine vernarbte Hand ans Kopfende des Schiebetischs. »Genug gesehen?«
Sie nickte. Mit einem letzten nachhallenden Knall schob er das Schubfach zu und begann sich zu entfernen.
»Ist Ihnen das egal?« rief sie ihm nach.
Er wandte sich um. Seine Augen schienen sich in seinen Schädel zurückgezogen zu haben. Er pflückte sich die Zigarette aus dem Mund, warf sie auf den gleißenden, makellosen Fliesenboden und zertrat sie mit dem Absatz. Für einen Kurita war dies eine Geste, als hätte er die Hosen fallen gelassen und sich an Ort und Stelle erleichtert.
»Was glauben Sie?« schnappte er. »Wir sind die Polizei. Aber man nennt uns nicht so. Die große Mehrheit von uns sind nicht mehr als glorifiziertes Wachpersonal, dem es wichtiger ist, darauf zu achten, daß die Bürger den Autoritäten ein freundliches Gesicht zeigen als darauf, ob sie sich in den Gassen gegenseitig die Kehle aufschlitzen. Dieser Unwürdige, der vor Ihnen steht, hat die Ehre, zu der elitären Minderheit zu gehören, die die Pflicht hat, tatsächliche Verbrechen zu untersuchen. Mein Spezialgebiet ist Mord.«
Er kam zurück und donnerte mit der Faust gegen Jinjiro Colemans kaltes Schubfach - nur eines in einer ganzen Wand solcher Fächer. »Und jeden Tag sehe ich Morde, die ich als etwas anderes ausgeben muß. Das ist mir natürlich nicht egal!«
Cassie sah ehrlich überrascht zu ihm auf. Sie hatte ihr ganzes Leben lang Erfahrungen mit Bullen gesammelt. Und nur sehr wenige davon waren wie dieser hier gewesen. Sie war an Straßenbullen gewöhnt, gezügelte Bullen wie die Freundlichen Berater in ihren bonbonfarbenen Uniformen. Draco, Davion, Steiner, Liao - es machte kaum einen Unterschied. Die Bullen, mit denen sie als Straßenkind aus Larsha und als Scout des 17. zu tun gehabt hatte, waren meist auf Zeit eingestellte Raufbolde gewesen, die darauf aus waren, Köpfe einzuschlagen und ehrliche Leute zu belästigen. Sie waren üblicherweise nicht so schlimm wie die Maskirovka-Wachen, die sie als Kind vergewaltigt hatten, aber in ihren Augen war das eine graduelle Frage, keine grundsätzliche.
Und hier stand sie jetzt also etwas Neuem gegenüber: einem Bullen, der sich etwas daraus machte. Einem Bullen, der tatsächlich daran interessiert war, die bösen Buben zu erwischen. Und seine Chefs ließen ihn nicht.
Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Mitleid mit einem Polizisten.
Sie legte die Handflächen vor dem Brustbein aneinander und verbeugte sich leicht. »Verzeihen Sie mir, McCartney san . Ich habe meine Frage falsch gestellt. Ich wollte fragen: Sind Ihnen die Umstände dieses speziellen Mordes egal?«
Und dann sah er aus wie die Art von Bullen, die sie kannte: Er warf ihr den festen Blick zu, den Bullen Zivilisten schenken, die glauben, ihnen erzählen zu können, wie sie ihren Job machen sollen. Aber sie hatte genug Status, daß er zuhören mußte.
»Inwiefern?« fragte er heiser.
»Wir beide sehen, daß er Yakuza ist, McCartney san . Warum wurde er

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