BattleTech 34: Der Vater der Dinge
Myomerfasern waren das Grundmaterial für die >Muskeln< eines BattleMechs, die der riesigen Maschine gestatteten, sich mit beinahe menschlicher Präzision zu bewegen. Wenn ein Myomerstrang einer elektrischen Ladung ausgesetzt wurde, zog er sich auf einen Bruchteil seiner ursprünglichen Länge zusammen.
Der Einsatz von Myomer-Halteleinen bei Mechoperationen im freien Raum war durchaus üblich. Der Kampfeinsatz unter diesen Bedingungen war es keineswegs. Selbst mit speziellen Magnetadaptern an den Füßen konnte ein Mech leicht losgerissen werden un d ins All abtreiben. Ein Glückstreffer ins Cockpit konnte einen explosiven Druckverlust verursachen, der den MechKrieger augenblicklich tötete. Da half auch kein Haltekabel. Im eisigen Schweigen des Alls zu m Kampf anzutreten, war ein Alptraum für einen MechKrieger.
»Ich hoffe, das zu unserem Vorteil ausnutzen zu können«, stellte Loren fest un d nah m einen Teil der Halteleine in die Hand, um sie sich anzusehen.
»Sir, wie war das Gegengebot?«
»Zwei Strahlen. Ich nehme an, daß mindestens ein Strahl aus Elementaren besteht, möglicherweise auch beide. Kerndon meinte, ich könnte nähere Informationen über die Einheiten verlangen, gegen die wir antreten, aber auch, daß ein Parder mehr Kühnheit beweisen würde, indem er darauf verzichtet. Und da die Novakatzen nicht nachgefragt haben, welche OmniMechs wir einsetzen, wollte ich nicht zaghaft erscheinen.«
»Da gehen Sie lieber blind in den Kampf?«
Loren nickte. Er war sich der Bedeutung dieser Entscheidung noch sehr viel bewußter als sein Freund. »In diesem Fall, ja. Ich habe hier eine Rolle zu spielen, und ich will das Leben unserer Kameraden auf Wayside V nicht gefährden, indem ich uns bei der ersten Gelegenheit verrate.«
»Wenn die Frage gestattet ist, Sir, warum Sie? Warum müssen Sie das hier tun?«
»Ich habe das Kommando, un d ich habe Erfahrung mit Gefechten dieser Art.« Beides stimmte, aber Loren wußte, es war mehr. Ich muß es tun, um mir selbst etwas zu beweisen.
»Wenn Ihnen etwas zustößt, stirbt das ganze Regiment auf Wayside V«, wandte Mitch ein.
Loren legte die Hand auf die Schulter des Techs. »Nein. Wenn mir etwas zustößt, müssen Sie die Mission weiterführen.«
»Ich?« Mitch war entgeistert.
»Natürlich Sie«, bestätigte Loren. »Sie sind der ranghöchste Offizier, Kapitän. Wenn ich sterbe, fällt die Aufgabe, für den erfolgreichen Abschluß dieser Mission zu sorgen, an Sie. Ich habe in der Datenbank detaillierte Missionspläne für Sie abgelegt.«
»Major Jaffray« Mitch heulte fast. »Ich bin ein Tech, kein MechKrieger. Ich kann so eine Verantwortung nicht übernehmen.«
»Mitch, Sie sind ein Northwind Highlander und ein Fusilier zuerst und zuletzt. Sie machen sich keinen Deut weniger Sorgen um den Oberst und die anderen auf Wayside V als wir alle. Sie werden unsere Kameraden und mich - nicht enttäuschen. Ich weiß ...«
Der Schiffsinterkom unterbrach ihn. »Major Jaffray, eine Nachricht von der Katzenauge-Ladestation. Die Novakatzen verlangen, daß wir unsere Einheiten absetzen.« Es war die Stimme der KommTech auf der Brücke.
»Ich mu ß los«, entschied Mitch Fraser, dessen Gesicht plötzlich kreidebleich war.
»Ich auch. Wohin müssen Sie?« fragte Loren un d stieß sich in Richtung Mechcockpit vom Boden ab.
»Tja, Sir«, antwortete Mitch Fraser. »Ich mu ß in meine Kabine und den lieben Herrgott anflehen, daß er Sie diesen Einsatz überleben läßt.«
24
Ladestation Katzenauge 009, System EC-EY-4170 Äußere Peripherie
8. Juli 3058
Lorens geborgter Schwarzfalke und Commander Hectors Masakari standen auf der Unterseite der Ladestation, während die Ingenieure des Landungsschiffes in ihren Raumanzügen die Myomerleinen am Rumpf der Novakatzenstation befestigten. Mitch hatte die Leinen an eine kontrollierte Stromladung angeschlossen. Sie bedeuteten eine Rettungsleine, die Loren und Greg Hector dringend brauchen würden, wenn sie sich an die Planung hielten. Hector war deswegen ziemlich unruhig, und Loren konnte es ihm nicht verdenken.
Die Novakatzen-Ladestation war lang, beinahe einen Kilometer, und mindestens 750 Meter breit. Die leichte Rumpfkrümmung war im All kaum zu erkennen, aber jemand wie Loren, der sich mit den Magnetsohlen seiner Mechfüße aufrecht hielt, bemerkte sie sehr wohl. Als er die Ausleger entlang des Stationsrumpfes betrachtete, manche nur ein, zwei Meter hoch, andere, wie eine Antennenphalanx ganz in seiner Nähe, zweimal so hoch wie sein
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