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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Schiebedach glitt minimal zurück.
Sam hätte laut jubeln mögen, als sie den haarfeinen Streifen Tageslicht sah. Sie packte die Haltegriffe und schob.
Die Leitschienen des Kanzeldachs waren verbogen. Das erkannte sie im ersten Augenblick. Bei Generro war das Dach glatt und lautlos vor- und zurückgeglitten. Jetzt knirschte es, krachte und stöhnte, und sie benötigte ihre ganze Kraft, es zu bewegen. Aber es bewegte sich. Der Spalt wurde breiter - einen Finger breit, eine Hand breit. Das Dach klemmte, und Angst hielt Sams Herz in eisigen Klauen. Sie atmete tief durch und drückte mit ganzer Kraft.
Sie konnte fast die Sehnen reißen hören, aber das Dach bewegte sich keinen Millimeter weiter. Die Öffnung war inzwischen knappe dreißig Zentimeter breit. Auf der anderen Seite konnte sie das rauhe Gelände des Vorgebirges und die lückenlose graue Wolkendecke sehen. Es darf nicht klemmen, dachte sie verzweifelt. Ich bin fast raus aus diesem Sarg. Wieder warf sie sich gegen die Haltegriffe und drückte mit ihrer ganzen Kraft, bis das Cockpit unter der Anstrengung vor ihren Augen schwamm. Keuchend fiel sie zurück.
Ein Gefühl der Sinnlosigkeit übermannte sie. Was für eine idiotische Art zu sterben! wütete sie in Gedanken. Eingeschlossen in einem gottverfluchten Roboter auf einer fremden Welt... Sie blinzelte die Tränen fort, die ihr in die Augen traten.
Wieder schloß sie die Augen, zwang sich tief und ruhig zu atmen. Nimm dich zusammen, Dooley. Wenn dich irgendwas umbringen kann, dann ist es
    Panik. Die Ausläufer der Hysterie zogen sich langsam zurück, verschwanden wie die von der Ebbe davongezogenen Wellen eines eisigen schwarzen Meers.
    Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben und ihre Lage objektiv zu analysieren. Sam öffnete die Augen und betrachtete das Kanzeldach und das, was sie von den Schienen, auf denen es sich bewegte, sehen konnte. Sie waren verbogen, aber die Lage war nicht annähernd so schlimm, wie sie hätte sein können. Das Dach hing nur auf einer größeren Ausbeulung fest. Wenn es ihr nur gelang, genügend Kraft aufzubringen, sollte sie es über dieses Hindernis bewegen können. Was sie brauchte, war ein Angelpunkt, eine solide Basis, die es ihr gestattete, Hebelwirkung einzusetzen.
    So gesehen war die Lösung einfach. Weil das Cockpit auf der Seite lag, hockte sie unsicher auf der linken Steuerkonsole, mit verdrehten Schultern, um die Haltegriffe des Kanzeldachs fassen zu können. Dadurch konnte sie bei ihren Versuchen, das Dach zu öffnen, nur ihre Armmuskulatur und die Drehmuskeln der Hüfte einsetzen. Was sie brauchte, war eine Möglichkeit, die starken Muskeln in ihren Beinen ins Spiel zu bringen. Sie sah sich noch einmal um und mußte plötzlich grinsen.
    Ich bin zu gut erzogen, stellte sie mit bitterer Ironie fest. Selbst wenn es darum geht, mein Leben zu retten, bleibe ich mit den Füßen vom Tisch...
    Sie drehte ihren Körper in der Enge des Cockpits und zog die Füße auf das Hauptarmaturenbrett vor dem Pilotensessel. Mit gebeugten Knien drehte sie sich auf die Seite und packte die Haltegriffe. Ein tiefer Atemzug, dann zog sie, so fest sie konnte, mit der ganzen Kraft der Beine und des Rückens. Unter den Sohlen ihrer leichten Wanderstiefel knirschten und splitterten Tastaturen, Knöpfe und Datenanzeigen.
    Einen Sekundenbruchteil widersetzte sich das Dach, dann flog es mit einem lauten Kreischen nach hinten davon. Sam wurde völlig überrascht, verlor den Halt und das Gleichgewicht. Mit einem Aufschrei stürzte sie aus dem offenen Kanzeldach und schlug noch einmal mit dem Kopf gegen die Cockpitwand.
    Sie kam hart auf Schulter und Hüfte auf. Schmerzen schossen durch ihren Körper. Ihre Kampfsportreflexe sorgten dafür, daß sie abrollte und einen Teil der Sturzenergie abfing. Sie kam an einem Felsblock von der Größe eines VW-Käfers zum Stehen und handelte sich dabei den nächsten Schlag vor den Kopf ein. Tränen standen in ihren Augen und ließen die Welt verschwimmen, als sie sich mühsam in die Hocke aufrichtete.
    Ihr linkes Knie explodierte vor Schmerzen, als sie es belastete. Das Gelenk fühlte sich geschwollen und von Flüssigkeit aufgedunsen an. Es klopfte und pulsierte, selbst wenn es unbelastet war, und ein Großteil der Schmerzen war eine Folge des Flüssigkeitsdrucks in der Gelenkkapsel. Aber wenn sie es bewegte oder belastete, verwandelte sich der dumpfe Druck in ein kaum zu ertragendes Stechen, als stoße ein sadistischer Arzt ein rotglühendes Skalpell in die Wunde.

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