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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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möglicherweise hatte ich nicht den Mut, es zu riskieren. Wenn ich dir weh getan habe, tut es mir leid, Samantha.«
Sie schüttelte den Kopf, konnte einen Augenblick lang nichts sagen. Ein Pfeil bittersüßer Schmerzen durchbohrte ihr Herz.
»Warst du wirklich so unglücklich?«
Sam blinzelte die Tränen weg. Sie ergriff die Hand ihres Großvaters. »Nein, Pop-Pop. Nein. Nicht unglücklich...«
»Aber auch nicht glücklich«, beendete er den Satz für sie. »Ich verstehe.«
»Sie waren nie schlecht zu mir oder irgendwas.« Ihr wurde klar, daß sie plapperte. Pop-Pop verstand, was sie sagen wollte, auch ohne daß sie es ausführte. Aber etwas in ihr wollte reden, wollte zum ersten Mal die Gedanken und Gefühle ausdrücken, die sie so lange unter Verschluß gehalten hatte. »Sie haben sich um mich gekümmert, haben für mich gesorgt.« Sie schluckte schwer. »Ich weiß, sie haben mich auch geliebt, auf ihre Art.«
»Auf ihre Art«, wiederholte Jim leise. »Aber nicht auf deine Art?«
Sie zuckte in plötzlicher Verlegenheit die Schultern. »Ich weiß, das hört sich kleinlich an, nicht wahr? ›Ich nehme ihnen übel, daß sie mich nicht auf genau die Weise geliebt haben, in der ich geliebt werden wollte, daß sie nicht genau das gesagt haben, was ich gebraucht hätte.‹ Aber so habe ich es nun mal erlebt.« Sie seufzte. »Genau wie bei Mom.«
Pop-Pop drehte den Kopf und sah sie an. Seine Stimme klang nüchtern, als er fragte: »Wie meinst du das?«
Wieder zuckte Sam die Schultern. »Ich weiß, du bist gut mit Mom ausgekommen«, sagte sie langsam. »Aber du mußt doch zugeben, daß sie mit ihren Gefühlen nicht gerade großzügig war.«
»Großzügig«, artikulierte der Todkranke, als wolle er das Wort aus allen Blickwinkeln beleuchten. »Großzügig? Na gut, vielleicht nicht. Jedenfalls nicht mehr, als du auf der Bildfläche erschienst.«
»Wie meinst du das?«
Er lächelte traurig. »Für jeden Menschen gibt es irgendwo eine Grenze, Samantha Rose«, erklärte er sanft. »Selbst für deine Mutter.« Er seufzte. »Zu der Zeit, als du sie brauchtest, hatte sie schon deinem Vater alles gegeben, was sie geben konnte. Sie war leer, Samantha, erschöpft. Deshalb hat sie ihn verlassen.«
»Aber er hat nicht von ihr verlangt...«
Die Lautstärke seiner Stimme blieb unverändert, aber seine Worte unterbrachen sie ebenso wirkungsvoll, als hätte er sie angebrüllt. »Ich habe nicht gesagt, daß er es von ihr verlangt hat. Deine Mutter hat aus sich heraus gegeben, bis sie nicht mehr konnte. Und dann ist sie gegangen.«
Nein, wollte Sam widersprechen, so war es nicht.
Aber vielleicht war es ja doch so. Warum hatte ihre Mutter in jener Nacht vor so vielen Jahren die ›unausgesprochenen Regeln‹ gebrochen? Vielleicht, weil sie nicht mehr konnte. Konnte das Schweigen nicht auch ein Geschenk sein? Und das Verdrängen, das Spielen ihrer Rolle in der gemeinschaftlichen Illusion dieser ›Regeln‹, ein weiteres Geschenk? Was machst du, wenn dein Herz leer ist, deine Seele erschöpft, und du einem anderen nicht mehr geben kannst, was er von dir braucht?
»Es gab noch eine andere Möglichkeit, weißt du?«
Sie sah zu ihm hinüber, die Frage auf der Zunge. Aber dann wurde ihr klar, was er meinte. Sie blinzelte mit schmerzenden Augen. »Ich weiß, ich hätte es dir sagen können«, flüsterte sie. »Ich hätte dir sagen können, daß ich bei dir leben wollte.« Sie atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe. »Aber ich wollte dich auch nicht bedrängen, Pop-Pop. Ich wollte dich nicht zu einer Entscheidung zwingen.«
Er lachte leise. »Und du wolltest nicht riskieren, daß ich nein sage, oder?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf und ließ den Tränen freien Lauf. »Nein, das wollte ich nicht riskieren.«
Jim Dooley nahm ihre Hand in beide Hände. Er drückte sie mit einer Kraft, die Sam überraschte. »Wenn wir nur die Chance hätten, es noch einmal zu versuchen...«
Sam nickte. Mit der freien Hand wischte sie die Tränen fort. Wir haben einander zu spät kennengelernt, Pop-Pop, dachte sie. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit.
    Samantha massierte sich die verspannten Nakkenmuskeln. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie ihren Körper in den Lehnstuhl zurücksinken.
    Jim Dooley neben ihr beobachtete sie mit einiger Belustigung in den grünen Augen. »Mit der Jugend von heute ist nichts mehr los«, schalt er in gespielter Empörung. »Als ich in deinem Alter war, konnte ich den ganzen Tag in einem bequemen Sessel sitzen, ohne müde zu

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