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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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werden.«
    Sam mußte lachen. »Stimmt, Pop-Pop«, feuerte sie zurück. »Du hattest schon immer viel mehr Talent dazu, auf dem Hintern rumzusitzen, als ich.« Sie streckte die Hand aus und nahm das Glas vom Beistelltisch, schwenkte es eine Weile und betrachtete gedankenverloren die rauchig-bernsteingelbe Flüssigkeit darin. Dreißig Jahre alter Single Malt Scotch Whisky, ein Schluck aus Jims eifersüchtig gehütetem Vorrat Royal Lochnager ›Old Rarity‹, ein Whisky, der in den Vereinigten Staaten nie zum Verkauf gestanden hatte. (Sie lächelte traurig. Jim wußte, daß sie Bourbon trank, aber von Zeit zu Zeit hatte er freundliche Versuche unternommen, sie in die Wunderwelt der ›zivilisierten‹ Whiskys einzuführen.
    Noch eine verpaßte Gelegenheit, dachte sie, als das leichte und doch differenzierte Aroma ihre Nase füllte. An Scotch ist mehr, als ich mir je eingestanden habe, und ich habe einen Kenner vorbeigehen lassen, der mit Freuden sein Wissen mit mir geteilt hätte.) Sie nahm noch einen Schluck und stellte das Glas ab.
    Jim leistete ihr Gesellschaft. Für ihn gab es natürlich keinen Whisky - sein Magen konnte ihn nicht mehr vertragen. Und Gott allein weiß, wie sich Alkohol in Verbindung mit dem Cocktail von Medikamenten in seinem Blut auswirken würde. Statt dessen hatte er einen Plastikbecher mit ›Käfersaft‹, wie er es nannte, einer entfernt fruchtig schmeckenden Mixtur aus Elektrolyten und Mineralien. Er nahm einen Zug durch den Strohhalm, den die Schwester ihm in den Becher gesteckt hatte, nachdem er sich bei dem Versuch, gleich aus dem Gefäß zu trinken, naß gemacht hatte. (Und wenn das einem nicht das Herz bricht, weiß ich es auch nicht, dachte Sam mit einem weiteren schweren Seufzer. Jim Dooley, auf einen Strohhalm runter gestuft, weil er den Check für ein Glas nicht mehr packt.)
    Sie sah, wie seine Hand zitterte, als er versuchte, den Becher wieder abzustellen, und nahm ihn entgegen.
    Er nickte dankend. Dann funkelten seine Augen mit satanischem Humor, und er sagte übertrieben freundlich: »Eines Tages wirst du eine wundervolle kleine Ehefrau abgeben, Samantha Rose.«
    Sie hob den Becher mit Elektrolyt, als wolle sie ihn dem alten Mann ins Gesicht schütten. »Welche Größe Käfersaft trägst du noch mal, Pop-Pop?« fragte sie süßlich.
    Jim lachte laut, aber sein Gelächter verwandelte sich in ein trockenes, schmerzhaftes Husten. Sam bot ihm den Käfersaft noch einmal an, aber er winkte ab. Kurz darauf hatte er seinen verräterischen Körper wieder unter Kontrolle und ließ sich zurück in die Kissen sinken. »Ernsthaft«, fragte er nach einer kurzen Pause. »Wann gedenkst du eigentlich zu heiraten, Samantha Rose?«
    Die Frage überraschte sie, aber sie antwortete sofort. »Wenn ich einen Mann finde, der stärker ist als ich, Pop-Pop«, erwiderte sie ehrlich. »Wenn ich jemanden finde, der sich von mir nicht einschüchtern läßt.«
    Einen Augenblick lang war er stumm, dann kicherte er - ein wenig bedauernd, dachte sie. »Das könnte eine lange Wartezeit werden«, stellte er leise fest.
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte sie und versuchte, unbeschwert zu klingen. »Ich hoffe nicht.«
»Hmm.« Ihr Großvater klang nicht sonderlich überzeugt. Er sagte lange nichts mehr, und Sam glaubte schon, er sei eingeschlafen. Aber dann fragte er: »Du hattest schon immer eine sehr niedrige Toleranzschwelle für Dummheit, nicht wahr, Samantha Rose? Dummheit und Schwäche.«
Sam blinzelte. Die Worte trafen sie. »Ich weiß nicht, ob ich es so nennen würde, Pop-Pop.« »Nein, wahrscheinlich nicht.« Er zögerte. »Ich habe so etwas aber schon bei anderen erlebt«, setzte er nachdenklich hinzu. »Und ich habe gesehen, welchen Ärger es verursachen kann. Ich habe Leute gesehen, die denjenigen lieben und achten konnten, mit dem sie ausgingen, in den sie verliebt waren, mit dem sie ins Bett gingen ... solange dieser andere stark, selbstsicher und beherrscht war. Aber sobald ihr Partner das leiseste Anzeichen von Schwäche zeigte oder von Selbstzweifeln oder Verwirrtheit...« Er zuckte die Achseln. »Dann verabschiedeten sie sich, wenn nicht sofort körperlich, so doch auf jeden Fall mit den Gefühlen. Sie sahen auf die ›Schwächlinge‹ hinab, und im Laufe der Zeit empfanden sie nur noch Verachtung für sie. Ganz egal, wie sehr sie den Betreffenden ursprünglich geliebt hatten.« Der alte Mann fixierte Sam. »Verstehst du, was ich sage, Samantha Rose?«
»Ja, ich versteh dich, Pop-Pop.« Die

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