BattleTech 36: Blindpartie
ihm zusammen, und hinter seinen Augen begann ein pulsierendes Trommelkonzert.
Er versuchte den Stadtrand zu erreichen. Fast geschafft, dachte er und zwang die 40-Tonnen-Maschine wieder auf die Beine. Knapp voraus ragten die höheren Bauten des verlassenen Industriebezirks auf, zwei- und dreistöckige Lagerhallen, die eine gewisse Deckung
g
egen Shervanis' Derwisch versprachen. Wenige hun
dert Meter dahinter lagen der Stadtrand und die Frei
heit. Halt noch ein paar Minuten durch, Thomas. Wir sind fast da.
Allerdings hatte er keinen blassen Schimmer, was ihn außerhalb der Stadt erwartete. Die Mechsensoren hatten bereits ein Landungsschiff der Festungsklasse identifiziert, das sich aus einer Luftunterstützungsposition nahe dem Stadtrand in Richtung der südlichen Wildnis zurückzog. Das mußte die Stecknadelkopf sein - aber bedeutete das, daß die Angeli auf dem Rückzug waren? Die Mechs der Einheit verständigten sich auf Frequenzen, die er nicht einstellen konnte, und keines der Landungsschiffe reagierte auf seine Rufe über die allgemeinen Kanäle.
Ich muß hier raus, dachte Thomas. Raus und in seinen eigenen Mech. Das Feedback des Neurohelms störte seine Sehnerven so extrem, daß er die Geschützmündung praktisch hätte auf den Derwisch setzen müssen, um ihn zu treffen. Das war nicht der Zeitpunkt, den Helden zu spielen, nicht jetzt, wenn die Angeli ihn möglicherweise brauchten. Er drehte den Torso des Clint herum und gab einen Schuß mit der AK/5 ab, die dessen rechte Hand ersetzte. Er legte es nicht wirklich darauf an, einen Treffer zu landen, sondern hoffte vielmehr, den Derwisch-Piloten davon überzeugen zu können, daß er nicht völlig hilflos war.
Wie als Antwort schlug eine weitere LSR-Salve in den Mech ein. Fünf Raketen erweiterten die Bresche im linken Torso und zertrümmerten den dort installierten mittelschweren Laser. Sechs andere bohrten sich mittig in den Rücken des Clint und fraßen sich in die Abschirmung des Fusionsreaktors. Thomas schaffte es, die Kontrolle über den schwerfälligen Mech zu behalten, aber der plötzliche Ausschlag auf der Wärmeanzeige machte ihm klar, daß er in argen Schwierigkeiten steckte, wenn ihm nicht schnell etwas einfiel.
Hastig warf er die Sprungdüsen an. Der Clint stieg in die Höhe und schleuderte superheißes Plasma durch die Sprungdüsenauslaßöffnungen im hinteren Torso und den Beinen. Thomas richtete ihn auf die fernen Stadttore. Amaäli kreischte, aber daran konnte er im Augenblick nichts ändern. Es war schon schwierig genug, vierzig Tonnen alles andere als aerodynamisch geformtes Metall durch die Luft zu steuern. Hinzu kam das Feedback des Neurohelms und die Tatsache, daß er kaum Erfahrung mit sprungfähigen Mechs besaß. Er hatte nicht einmal die Hoffnung, die riesige Kampfmaschine aufrecht wieder zu Boden zu bringen. Ihm reichte es völlig, eine Möglichkeit zu finden, die bevorstehende Bruchlandung etwas sanfter zu gestalten.
In eine zweistöckige Lagerhalle abzustürzen war zwar nicht gerade, was er eine sanfte Landung genannt hätte, aber für einen BattleMech bedeutete es zwei Bremsbarrieren vor dem Aufprall auf den harten Boden des Planeten. Das Dach der Halle brach augenblicklich in einer Wolke aus Stein und Zement zusammen, als vierzig Tonnen BattleMech in einer Bauchlandung aufschlugen.
Er wurde hart genug in die Haltegurte geschleudert, um blaue Flecken davonzutragen, aber die Erschütterung, mit der sein gekaperter Clint zum Stillstand kam, war trotz allem sanfter als Thomas erwartet hatte. Der Sichtschirm war schwarz, also schaltete er auf Infrarot und danach auf magnetische Anomalie um. Ich bin in einem Keller. Das erklärte die sanfte Landung: Der Sturz war von drei Schichten Beton gebremst worden - statt nur von zweien. Aber trotzdem zeigte das Schadensdiagramm den Ausfall eines Schulteraktivators am linken Mecharm und den Verlust mehrerer Tonnen Panzerung über den gesamten Rumpf verteilt: Thomas versuchte den Mech aufzurichten, aber er schien unter herabgestürztem Schutt begraben zu sein.
Der Mech lag auf der Vorderseite, und Thomas hing über den Kontrollen in den Haltegurten. Er zog den schweren Neurohelm vom Kopf und drehte sich nach seiner Passagierin um. Amaäli schluchzte hysterisch, wirkte wie im Schock und blutete aus einer kleinen Schnittwunde am Kinn - durch einen Aufschlag auf die Kontrollkonsole -, schien aber ansonsten in Ordnung. Er warf eiligst einige Schalter um und versuchte so schnell es ging, den
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