BattleTech 36: Blindpartie
Auffassungsgabe. Er hatte die Beine um Marcus' Körper gelegt und versuchte, ihm die Luft aus den Lungen zu quetschen, während seine Hände nach dessen Kehle angelten. Marcus zog den Kopf zwischen die Schultern und hämmerte die Fäuste ins Nierenbecken seines Angreifers, während sie weiter über den Innenrumpf der Heaven Sent polterten.
Die Kante einer Doppel-T-Stütze traf Marcus knapp hinter dem Ohr - nicht hart genug, um ihn bewußtlos zu schlagen, aber es reichte aus, die Sterne vor seinen Augen tanzen zu lassen. Er hob beide Arme über den Kopf, faßte den Stützträger und riß die Beine zu einer Rückwärtsrolle nach oben. Ein schmerzhaftes Grunzen und das Nachlassen des Drucks um seine Taille belohnten die Anstrengung. Marcus hatte seinen Gegner Kopf voraus gegen den Stahlträger geschlagen und ihm so das Bewußtsein geraubt. Jetzt konnte er ihn leicht abschütteln und die Beine wieder unter den Körper ziehen.
Wie ein antiker Wasserspeier auf der Stütze hockend suchte Marcus die Schatten nach einer Bewegung ab. Und wo steckt dein Kumpel?
Der Schlag traf Marcus an der rechten Schläfe und schleuderte ihn nach links davon. Die schwere Stiefelsohle schabte über sein Gesicht. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Schummerlicht und Schatten liefen ineinander zu einem einzigen düsteren roten Nebel. Irgendwie war es ihm gelungen, sich festzuhalten, aber ein zweiter Tritt in- die Magengegend schleuderte ihn davon. Er flog sich überschlagend durch den Hangar, bis er gegen die Wand und von dort auf ein Laufsteggitter schlug.
Mit einer Hand an einem Kettengeländer hing Marcus in der Luft und schüttelte langsam den Kopf, um den Schmerz und die Benommenheit zu vertreiben. Er wird mir nachsetzen, dachte er. Ich muß in Bewegung bleiben.
Der Schatten schoß schnell und lautlos heran, beinahe parallel zur Schiffshülle, beide Fäuste wie ein Rammbock ausgestreckt. Marcus beugte sich nach hinten, aus der Linie des Angriffs, hakte einen Arm nach oben über die Glieder seines Gegners und versuchte sie gegen dessen Körper zu pressen. Er wollte den anderen herumdrehen und ihn, wenn möglich, gegen das Gitter drücken. Aber die Nachwirkungen des Kopftreffers behinderten ihn, und sein Angreifer schaffte es, die Beine unter den Körper zu ziehen.
Marcus kämpfte darum, seinen Gegner, dessen Arme er noch immer gefangenhielt, aus dem Gleichgewicht zu werfen. Die beiden Männer vollführten einen schwerfälligen Null-G-Tanz, beide mit einer Hand an der Geländerkette. Dann ertönte eine Stimme weit rechts von Marcus.
»Philippe, aus dem Weg. Verschwinde.«
Er hatte den Nadlerschützen vergessen! Die Stimme war die einer Frau, aber Marcus hörte den Unterton der Verzweiflung und erkannte, daß sie bereit war, wenn nötig auf Freund und Feind gleichermaßen zu feuern. Er fing eine zweite Warnung an Philippe auf, aus dem Weg zu gehen, und die plötzlichen, panischen Bemühungen seines Gegners ließen keinen Zweifel daran, daß er sie ebenfalls gehört hatte. Während die beiden Männer miteinander rangen, schaffte Marcus es endlich, seinem Gegner den Halt zu rauben. Er stieß ihm die Beine weg und legte ihn eine Sekunde parallel zum Laufsteg in die Luft, bevor er ihn in die Richtung schleuderte, aus der er die Frauenstimme gehört hatte.
Das nur allzu vertraute Husten der Nadlerpistole klang vor ihm auf, und rasiermesserscharfe Plastiknadeln füllten die Luft. Die meisten schlugen in Philippe ein, dessen Körper wie eine Stoffpuppe herumgeschleudert wurde, als die Plastikgeschosse ihre Bewegungsenergie in ihm entluden. Ein paar kamen jedoch vorbei und zischten an Marcus vorüber, um neben und hinter ihm gegen das Metall zu knattern. Er fühlte ein scharfes Stechen im linken Arm und der Schulter. Dann riß ein Hieb von knochenbrecherischer Gewalt seine Beine nach vorne und schleuderte ihn in einem brutalen Überschlag nach hinten gegen die Schottwand.
Von dort prallte er ab und trieb viel zu langsam zur Decke empor. Feuer schoß durch sein linkes Bein, raubte ihm den Atem und ließ ihn mit den Zähnen knirschen. Es gelang ihm, ein Minimum an Stabilität zu erreichen, und er blickte in die Richtung seiner Angreiferin. Er sah ihre Silhouette, als sie sich von der Schulter der Wespe ins Leere beugte und den Nadler hob.
Dann zuckte hinter der Schützin eine plötzliche Bewegung auf, ein Arm packte in einem schnellen Haken ihren ganzen Kopf. Ein tiefes, dumpfes Hallen, der Aufschlag eines Körpers auf den Rumpf der
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