BattleTech 36: Blindpartie
würde.«
Charlenes Stimme erhielt einen spekulativen Unterton. »Besonders nach unserem Auftritt gegen Liaos New Home Regulars.«
»Moment mal.« Marcus fixierte Jericho. »Hat sich das Herzogtum Andurien nicht mal mit Canopus verbündet und ist in die Konföderation Capella eingefallen? Und jetzt glauben sie, es könnte die Seiten gewechselt haben?«
»Das war vor fast dreißig Jahren, Kommandant.« Jerichos Miene war nachdenklich. »Nichts bleibt wie es war. Magestrix Emma Centrella hat die Beziehungen zu Andurien nach der fehlgeschlagenen Invasion abgebrochen und ist sogar so weit gegangen, sich in aller Form bei Haus Marik zu entschuldigen. Und sie hat Geldmittel zur Unterstützung des Wiederaufbaus von Einrichtungen auf einigen Ligawelten bewilligt, die während des andurianischen Unabhängigkeitskrieges gelitten haben.« Sie lächelte dünn. »Reiner Überlebensinstinkt. Wir mußten die Liga Freier Welten irgendwie besänftigen, und die Magestix ist billig davongekommen.«
»Und Sun-Tzu Liao?« fragte Charlene. »Wie paßt er in diese Vorstellung?«
»Der Erfolg der Marik-Liao-Invasion der alten Mark Sarna hat eine gewisse Sympathie für ihn geweckt. Blakes Wort hat sich das zu Nutze gemacht und sich bemüht, noch aus den Zeiten der andurianisch-canopischen Invasion der Konföderation zurückgebliebene Animositäten beizulegen und gute diplomatische Beziehungen wiederherzustellen. Ganz ähnlich den Bemühungen, die Allianz zwischen Canopus und dem Tauruskonkordat zu festigen.«
Marcus nickte. »Genau wie in den Chaos-Marken.« Er überlegte. »Na schön, es gibt also eine mögliche Verbindung. Stellt sich die Frage: Was können wir tun?«
»Gar nichts«, antwortete Jericho sofort. »Charlene hat recht, wenn sie sagt, daß die Entschuldigung und Entschädigung des Herzogtums die Sache beilegt, gleichgültig, ob sie ehrlich gemeint ist oder nicht. Wenn wir den Konflikt jetzt schüren, erwecken wir den Eindruck, unsere eigenen politischen Ziele zu verfolgen.« Faber und Ki-Lynn nickten. »Bestenfalls können Sie darauf hoffen, die Nachschublinie in die Marianische Hegemonie zu unterbrechen und eine Verbindung mit den Andurianern aufzudecken. In dem Falle könnten Sie eine gewisse Genugtuung empfinden.«
Marcus fand keine Schwachstelle in ihrer Argumentation. »Einverstanden.« Er löste den Sitzgurt und richtete sich auf. Mit festem Griff an der Rückenlehne drehte er sich um den Stuhl und blieb senkrecht hinter ihm hängen. »In der Zwischenzeit betrachten wir die Liga Freier Welten als Feindgebiet. Charlie, doppelte Wachen an den Luken der Heaven Sent und Stecknadelkopf. Außerdem auf beiden Schiffen zwei Bordpatrouillen. Faber, hol mir Petrowko. Wir werden beide Landungsschiffe von den Techs und MechKriegern vom Bug bis zum Heck durchsuchen. Vielleicht hat Corporal Owens noch ein paar Überraschungen an Bord zurückgelassen.« Er machte eine Pause, um Atem zu holen und sah ärgerlich zur Klimaanlage hoch, die gerade wieder ratterte. »Noch etwas?«
Charlene machte einen Vorschlag, während sie sich abschnallte und aus dem Stuhl erhob. »Kumpelsystem, wenn das Sprungschiff, mit dem wir fliegen, an einer Ladestation liegt oder Fähren erwartet.«
»Das durchzusetzen, könnte schwierig werden, aber wir werden es zumindest nachdrücklich empfehlen.« Jericho erhob sich mit einem Nicken in Shannons Richtung. »Dann kehre ich jetzt wieder auf die Adonis zurück. Skipper McFarlaine ist auf Ihr Zeichen bereit zum Sprung. Soll ich ihr die Freigabe erteilen?« Marcus nickte kurz. »Je eher desto besser.« Dann fragte er nach: »Wann werden wir schätzungsweise im canopischen Raum sein?«
»GAZ ist der neunundzwanzigste April. An diesem Tag überqueren wir die Grenze. Aber bis zu unserem geplanten Eintreffen auf Marantha wird es Anfang Mai sein.«
Mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen schwebte Marcus in Richtung Luke. »Ich hätte nie gedacht, daß ich das nochmal sage, aber ich kann es nicht erwarten, in die Peripherie zu kommen.«
10 Palast der Magestrix, Crimson
Canopus IV, Magistrat Canopus
24. April 3058
Demipräzentorin Jamie Nicholas ging einen breiten Korridor hinab, der absichtlich prunkvoll dekoriert war. Ein dicker Teppich in dunklen Gold- und Brauntönen bedeckte den Boden über die gesamte Länge. Die Wände waren mit einem Blumenmuster verziert und mit feingewobenen Wandteppichen und gelegentlichen Hologrammen verschiedener Mitglieder Haus Centrellas behangen - den Gründerinnen und Herrscherinnen
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