BattleTech 36: Blindpartie
klare Beweise gegen mich persönlich?«
Ist er amüsiert? »Ich habe genug Beweise, um sicher zu sein, daß ich Ihnen nicht trauen darf.« Emma wurde langsamer, dann blieb sie stehen. »Was befindet sich zum Beispiel an Bord der Landungsschiffe, die morgen hier eintreffen? Mein Stab hat mich darüber informiert, daß ihr Schub und Kursvektor auf eine Ladung von über vierhundert Tonnen Masse hindeutet! Das sind etwa dreihundertfünfzig Tonnen mehr, als ich erwartet hätte.«
Wieder gelang es ihr, ihn zu überraschen, und er brauchte einen Moment, um sich zu fassen, bevor er antwortete. »Das war als Überraschungsgeschenk gedacht, Magestrix. Zwei Lanzen modernster BattleMechs, einschließlich zwei der neuen OmniMechs der Freien Inneren Sphäre, TG2-O Totschläger. Ein Zeichen meiner Absicht, das Magistrat auf einen höheren technologischen Standard zu heben.«
»Oh, ich bezweifle keinen Moment, daß sie als Überraschung gedacht waren, Sun-Tzu. Aber diese Schiffe werden ganz sicher nicht aufsetzen.« Ihre Stimme behielt denselben ruhigen Befehlston bei, mit dem sie das Gespräch begonnen hatte, und sie genoß das kurze zornige Aufblitzen in seinen Augen, als sie ihn mit dem Vornamen ansprach. Das war lediglich eine unwichtige Kleinigkeit, und daß es ihn traf, bestätigte nur ihren ersten Eindruck. Er war nichts weiter als ein Knabe, der den großen Staatsmann mimte. Mal sehen, wie verzweifelt du bist. »Sie werden sich und Ihre Truppen augenblicklich aus meinem Reich entfernen.«
Hinter Sun-Tzus dunklen Augen konnte sie die Gedanken wirbeln sehen. Das ist der Punkt, an dem du das Spiel aufgeben solltest, Liao. Aber genau wie dein Großvater bist du unfähig zu erkennen, wann du verloren hast. Und wie deine Mutter kannst du die kleinen Siege, die du erzielst, nicht richtig ausnutzen.
»Magestrix.« Sun-Tzus Stimme klang gelassen, obwohl er nun deutlich besorgt schien. »Sagen wir, ich bin bereit, die Landungsschiffe von einer Minimalcrew Ihrer Truppen übernehmen zu lassen, die meine Besatzungen ablöst und in einer harmlosen Raumfähre absetzt. Damit hätten Sie die Kontrolle über das Material und die Mechs, die ich für Sie mitgebracht habe.«
Du greifst nach Strohhalmen. Emma zwang sich, der Versuchung zu widerstehen. »Meine Leute sind in diesem Augenblick dabei, die Verbindung über Astrokazy zu verifizieren. Dieselben Leute, gegen die Sie bei ihrer Passage durch Andurien einen Sabotageanschlag befohlen haben.«
Sun-Tzu runzelte die Stirn. »Ich habe nichts dergleichen befohlen.«
Naomi zog schnell die Blakes-Wort- und ComStarDokumente aus einem kleinen Ordner, den sie mitgebracht hatte, und reichte sie ihrer Muter. »Hier sind die Beweise«, erklärte Emma und wedelte mit den Papieren. »Als der canopische Händler Adonis durch das Herzogtum Andurien flog, einem Mitgliedsstaat der Liga Freier Welten, zu dem Sie bekanntermaßen Beziehungen unterhalten, wurden Sie über die Prioritätsverbindung informiert.« Sie reichte Sun-Tzu den von Blakes Wort aufgestellten Bericht und ließ ihm einen Augenblick Zeit, ihn durchzusehen. »Und vor zwei Tagen haben Sie via ComStar Anfragen über die Produktion von Kriegsmaterial in der Liga Freier Welten und deren Verschiffung abgeschickt.«
Sun-Tzu blickte sich zu Naomi um. Auf seinem hageren Gesicht standen deutlich Mißtrauen und Überraschung. Dann verschloß seine Miene sich wieder und er studierte die beiden Frauen mit kaltem Blick. Emma ergriff das Wort, bevor Naomi etwas verraten konnte. »Nein, das weiß ich nicht von meiner Tochter.« Das stimmte nur zur Hälfte. ComStar hatte ihr diese Information gegeben. Naomi hatte sie allerdings durch die Gespräche, die sie mit Sun-Tzu in den letzten Tagen geführt hatte, bestätigt. »ComStar und Blakes Wort haben beide bei dieser Untersuchung mitgeholfen.« Sun-Tzu wirkte niedergeschlagen. Seine Schultern sackten nach unten, er schüttelte leicht den Kopf. »Es ist nichts so, wie Sie meinen. Ich habe mich nur in Ihrem Interesse erkundigt. Ich wollte Ihren Verdacht der Liga gegenüber bestätigen oder widerlegen.«
»Aber ich verdächtige die Liga Freier Welten nicht.« Emmas Stimme war von tödlicher Süße. »Ich halte Sie für den Verantwortlichen, und nicht eine HPG-Station meines Reiches wird Ihnen gestatten, Befehle an Ihr Schmugglernetz zu übermitteln. Bis Sie Ihren Heimatraum erreicht haben, werde ich die Beweise, die ich brauche, von Astrokazy haben.« Sie lächelte breit. »Danach werde ich Thomas Marik
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