BattleTech 36: Blindpartie
viele Geschichten über LosTech-Funde haben Sie im letzten Jahr gehört, Marc? Zehn? Zwanzig?«
»Mindestens«, mußte GioAvanti zugeben. »Aber zurück zu den Waffenschmugglern. Warum sollten sie über diesen Astrokazy liefern?«
»Um ihre Herkunft zu verschleiern. Astrokazy besitzt bereits einen florierenden Schwarzmarkt. Die Waffen und Materialien werden dorthin geschickt, und der Planet dient als Isolations- und Verteilerstelle. Egal aus welcher Richtung die Waffenlieferungen verfolgt werden, es existiert keine definitive Verbindung zwischen der Hegemonie und ihren Lieferanten.« Er zögerte. »Würde mich nicht überraschen, wenn es eine Kommandostrecke geben würde. Es wäre eine längere Sprungschiffkette als aus der Niops-Vereinigung nötig - das Doppelte bis Dreifache - und alle in unbewohnten Sonnensystemen, aber wenn sie richtig plaziert wären ...«
Jericho erkannte die tiefere Bedeutung zuerst. »Dann würden sie bereits zwei Drittel einer Kommandostrecke für die Mordbanden zurück an unsere Grenze bilden. Und das Material brauchte gar nicht den ganzen Weg nach Alphard zurückzulegen. Sie könnten ihre Truppen gleich auf Astrokazy neu ausrüsten. Verdammt.«
»Bleibt nur noch eine wichtige Frage offen: Wer liefert die Waffen?« fragte Marcus.
Jase schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Irgendwo zwischen Romita und meiner Rückreise über Campoleone habe ich eine Frage zu viel gestellt. Oder ...« - er warf Major Wood ein kleines Lächeln zu - »... ich habe mir tatsächlich einen Feind geschaffen. Als ich aus der Gatchina-Station geworfen wurde, begriff ich, daß meine weitere Anwesenheit nicht erwünscht war.«
»Die Antwort könnte also auf Astrokazy liegen.« Marcus stand auf. »Und selbst wenn nicht, scheint mir dieser Planet das entscheidende Glied der Nachschubkette. Wir können dorthin fliegen und diesen Gestalten einen dicken Strich durch die Rechnung machen - und wer weiß, vielleicht finden wir sogar ein altes Sternenbund-Materiallager. Jase, wie schnell könnten wir dort sein?«
»Da draußen gibt es keine Ladestationen. Das bedeutet drei Sprünge durch unbewohnte Systeme. Plus der Flugzeit für die Landungsschiffe.« Er verstummte für eine Weile und runzelte nachdenklich die Stirn. »Wenn wir die richtigen Sonnen zum Aufladen finden, könnten wir in anderthalb Monaten vor Ort sein.«
Marcus schnitt eine Grimasse. »Autsch. Das ist ein langer Heimweg.« Er drehte sich zu Major Wood um. »Heute abend habe ich einen offiziellen Bericht für Sie. Läßt sich zusätzliche Ausrüstung für eine ausgedehnte Operation arrangieren - Panzerplatten, Wärmetauscher, Munition?«
Der Major nickte. »Wann fliegen Sie ab?«
»In zwei Tagen. Die kleineren Reparaturen können wir unterwegs fertigstellen. Ich möchte zuerst die Sternkarten studieren, und wäre Ihnen für jede Information dankbar, die Sie über Astrokazy haben, aber erst einmal: Hat hier und jetzt noch jemand eine Frage?«
Jericho Ryan brach das Schweigen. »Also, es ist nicht so schrecklich wichtig, aber ich bin neugierig.« Sie wandte sich an Jase. »Sie haben gesagt, Sie wurden auf der Gatchina-Station angegriffen. Wie sind Sie dort weg und quer durch den Marik-Raum gekommen, wenn doch offensichtlich jemand hinter Ihnen her war?«
Jases linker Mundwinkel verzog sich zu einem schrägen Grinsen. »Ich bin unter zwei Namen gleichzeitig gereist, und habe für beide die Tickets bezahlt. Der zweite war für Notfälle wie diesen vorgesehen. Ich habe den Gesuchten in einem Schrank deponiert und auf einem Landungsschiff der Kline-Frachtkompanie einen Flug gebucht. Ich mußte allerdings die landschaftlich schönere Strecke zurück nehmen, bis ich den Centrella-Raum erreicht hatte.«
»Und Ihr Aussehen? Hat das keine Fragen ausgelöst?«
Das Grinsen wurde breiter. »Würde es Sie überraschen zu hören, daß der Bord-MedTech des Frachters ein alter Freund war?«
21 Palast der Magestrix, Crimson Canopus IV, Magistrat Canopus 24. Mai 3058
Die beiden Flügel der fürstlichen Residenz rahmten einen großen Hofgarten ein, in dem Hunderte Blumen und andere Pflanzen aus dem gesamten Magistrat Canopus in üppiger Pracht gediehen. Der Garten war von Meisterhand angelegt und bot eine harmonische Mischung aus Farben und Gerüchen. Emma Centrella benutzte ihn mit Vorliebe für informelle Gespräche nicht so sehr, weil sie den Garten liebte, sondern eher weil die Umgebung ihre Besucher ablenkte.
Sie wartete, während ein Mitglied der
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