BattleTech 36: Blindpartie
Geschäften zuwandten.
Neben ängstlichen und haßerfüllten Blicken bemerkte Jericho auch zahlreiche Pistolen und Gewehre. Sie fragte sich, wie sich Ji-Drohmien so schutzlos und ohne Sorge um sein Leben durch die Straßen bewegen konnte. Aber als sie die Leute näher studierte, erkannte sie, daß die vorherrschende Emotion in der Tat Angst war. Und anscheinend nicht vor dem Erzwesir.
Diesen Mann hassen sie vielleicht, aber vor Shervanis haben sie Angst. Der Kalif könnte seine BattleMechs gegen sie einsetzen, und wer könnte ihn aufhalten? Sie können sonst nirgends hin, außer in die Wüste.
Der Palast des Kalifen im Zentrum der Stadt war von einer Schutzmauer aus verstärktem Stahlbeton umgeben. Mit zwanzig Metern Höhe und fast zehn Metern Dicke stellte diese Mauer für jeden Angreifer ohne sprungfähige BattleMechs ein beachtliches Hindernis dar. Gleichzeitig zeigte sie Jericho, daß Malachye Shervanis eine solide Verteidigung seiner Person für wichtiger hielt als die außerhalb der Mauern verfallende Stadt. Und am Haupttor sah sie einen weiteren Hinweis auf Shervanis' erleuchtete Herrschaft: ein Dutzend aufgespießter Köpfe, die auf langen Stangen in der trockenen heißen Wüstenluft verrotteten.
Ji-Drohmien wischte den Anblick mit einer hochtrabenden Handbewegung beiseite. »Ein Exempel«, stellte er fest, ohne sich die Mühe zu machen, diese Bemerkung näher zu erläutern. Als der warme Wüstenwind den Gestank verfaulenden Fleisches herantrug, stieg in Jericho Übelkeit auf.
Der Palast des Kalifen bot einen erstaunlichen Kontrast zur Stadt. Das gut fünfhundert Quadratmeter messende Gelände enthielt mehrere von Sklaven gepflegte Obsthaine. In seiner Mitte erhob sich ein großer, zweistöckiger Palast, dessen gedrungene, zwiebelförmige Kuppeln in Rot und Gelb in kleine Türmchen ausliefen. Die Wände waren glatt und jungfräulich weiß. Zwei BattleMechs, ein uralter Paladin und ein kaum besser erhaltener Clint patrouillierten über das Grundstück. Alles kündete von Reichtum und Macht, ein Eindruck, der sich noch verstärkte, als sie das Gebäude betraten.
Die Fußböden waren mit rosa Marmor gefliest, und überall waren Sklaven damit beschäftigt, das Interieur zu säubern und zu polieren. Ji-Drohmien führte sie mehrere enge Korridore hinab, an mit schwerer Seide oder Perlenvorhängen verschlossenenen Türen vorbei, die gelegentlich von einem turbantragenden Beduinen mit riesigem Krummsäbel bewacht wurden. Schließlich bat er sie, in einem kleinen Vorraum zu warten, während er ihre Ankunft meldete. Sklavinnen versorgten sie mit Weinkrügen, Tellern voll Datteln und Nüssen und flachen Wasserschalen, um sich den Staub von den Händen zu waschen. Jericho war immer noch übel von der Erinnerung an die abgeschlagenen Köpfe, und sie war froh, als Marcus die Früchte ablehnte.
Erst, als sie endlich allein waren, meldete sich KiLynn. »Die Sänften bedeuteten eine Höflichkeit«, stellte sie fest. »Ein Geschenk des Kalifen Shervanis.«
»Und er wird es als Beleidigung ansehen, daß ich sie nicht angenommen habe?«
»Nein. Solange der Kalif Ihnen. etwas nicht persönlich überreicht, dürfen Sie es ablehnen. Das ist Ihr Recht als Gast. Aber dann haben Sie eine. überlegene Transportmöglichkeit eingesetzt. Das kann und wird ein Pascha als Beleidigung ansehen.«
Jericho bemerkte die Andeutung einer möglichen Ausnahme. Anscheinend war sie auch Marcus nicht entgangen. »Es sei denn?«
»Es sei denn, Sie schenken den Schweber jetzt dem Kalifen.«
Auf Marcus' Miene trat ein erschreckter Ausdruck. »Deshalb war Ji-Drohmien über meinen Vorschlag so erfreut.« Auf Kis leichtes Nicken, stieß er in einem kurzen, scharfen Stoß, den Atem aus. »Jetzt läßt es sich nicht mehr ändern. Bitte warn mich nächstesmal, Ki.«
»Ich werde es versuchen. Aber es wäre fast ebenso beleidigend, wenn eine Frau an einem Ort wie diesem das Wort ergreift.«
Woher weiß sie soviel über die arabische Kultur? fragte sich Jericho. Die Kommunikationsoffizierin der Angeli schien eine unerschöpfliche Quelle nützlicher Informationen. Aber das war jetzt nicht von Bedeutung. Und auch wenn es ihr bitter aufstieß, merkte sich Jericho die Information über >den Platz der Frau< für später. Dies war nicht das Magistrat. Wenn sie hier versuchte, ihre Rechte durchzusetzen, würde sie den Angeli nur Schwierigkeiten machen und diese Mission für ihr Volk gefährden.
Aber Marcus dachte nicht daran, sich darauf einzulassen. »Du bist
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