BattleTech 37: Loyal zu Liao
kommen Sie darauf?«
Nun grinste Li. »Wenn Sie hier Verbindungen hätten, würde ich Sie kennen.«
Das war vermutlich richtig. Aris konnte sich noch an seine eigene Zeit auf der Straße erinnern, als es zum Überleben gehörte, am Gesicht zu erkennen, wer ein Undercover-Schnüffler war und an wen man sich um einen Rat wenden konnte, einen Rat, für den natürlich ordentlich bezahlt werden mußte. »Okay. Ich bin nicht von hier. Aber ich bleibe vielleicht eine Weile hier, und muß mich also eingewöhnen und die lokalen... Gebräuche büffeln.« Was heißit, auf welche Zehen ich vermutlich treten werde? Aris war besorgt. Wenn es in Tarrahause organisiertes Verbrechen gab, wäre es ihm schneller auf den Fersen als die Polizei. Sie würden ihn nicht automatisch der Polizei übergeben, aber sie würden das tun, was sie für das beste für sich selbst halten würden. Aris stellte sich besser gut mit ihnen.
Li schürzte die Lippen, als ob er darüber nachdächte, inwieweit er Aris trauen konnte. »Nun, zuerst einmal sind Sie in erstklassigen Jagdgründen. Am Strand ist es leicht, einen Griff zu machen, allerdings wird er aber auch recht gut von der lokalen Djing-cha patrouilliert. Und über kurz oder lang wird wohl das Kriegsrecht verhängt, und das ist nie gut für das Geschäft.«
Aris nickte verständnisinnig. Kriegsrecht bedeutete, daß Diebe auf der Stelle erschossen werden konnten. Es bedeutete Ausgangssperre und Militärpräsenz auf den Straßen. »Ich habe von dem ganzen Ärger gehört. Haben Sie eine Vorstellung, wie lang sich das hinziehen wird?«
»Franklin ist bereits gefallen. Für Mahabodhi sieht es nach der Mahabodhi-Nachrichtenstation auch nicht gut aus.« Li schüttelte den Kopf. »Dieser General Fallon, sie führt die Kaifeng-MSM, sie hat bereits zwischen den drei Distriktstädten eine Nachrichtensperre verhängt. Die einzigen Nachrichten kommen von und über Mahabodhi.«
Das klang gar nicht gut. Eine Kommunikationssperre würde Aris' Möglichkeiten, mit Bataillonskommandant Non in Kontakt zu treten, ernstlich einschränken. »Ich nehme an, daß das nicht für Stationen von ComStar gilt.«
»Nicht direkt«, schnaubte Li Wynn. »Aber ComStar hat eine ihrer berüchtigten Preiserhöhungen durchgeführt.«
Das paßte. Ich muß also an mehr Bargeld kommen. Aber dann kann ich über Franklin jemanden von Haus Hiritsu erreichen. Ein Tag. Vielleicht auch zwei. »Haben Sie eine Idee, wo ich eine billige, unauffällige Unterkunft für ein paar Tage finden kann?« fragte er. Aris merkte, wie er wieder in die Sprache und das Verhalten der Straße verfiel.
»Nehmen Sie einen Bus in die Stadt. Wenn Sie über die Fünfzigste Straße rüber sind, dann sind Sie in der Zone.«
Aris mußte nicht nachfragen, was das sei. Jede Stadt hatte ihre ärmeren Viertel, die meist von denen, die keine andere Wahl hatten, als hier zu leben, einen fast liebevollen Spitznamen erhielten. »Nochmals Danke, Li. Ich schulde Ihnen was.«
Li zögerte kurz, überlegte, ob er Aris noch mehr sagen sollte. »Schauen Sie. Wenn Sie noch etwas Action brauchen, dann gehen Sie zu einem Ort, der Monte's heißt. Ich muß einige Nachrichten überbringen, einige Leute treffen. Wenn etwas dabei herauskommt, kann ich Sie vielleicht beteiligen.«
Aris dachte, daß der Jüngere zu vertrauensselig sei, aber dieses Mal würde er ihm keine Lektion erteilen. »Monte's. Ich werde es mir merken.« Er zog die Brieftasche aus seiner Hose, entnahm ihr eine Handvoll Geldscheine und übergab die Börse dann an Li. »Tun Sie mir den Gefallen und werfen Sie sie irgendwo weg, ja?«
»Ist gemacht.«
Aris ging weiter. Er hatte eine weitere zwanzig CNote in der Brieftasche gelassen. Das würde Li zweifelsohne vor dem Wegwerfen entdecken. Man konnte auf den Straßen keine Loyalität kaufen; jeder, der je hier gelebt hatte, wußte das. Aber großzügige Geldgeschenke stärkten den Eigennutz. Aris war sich sicher, daß er Li Wynn wiedersehen würde. Vielleicht hatte er dann eine bessere Vorstellung von der Lage auf Kaifeng. Wenn er sein Kommunikationsproblem nicht bald lösen könnte, wäre er gezwungen auf eigene Faust zu handeln.
Und das versetzte Aris mehr als alles andere, was ihm auf diesem Planeten zugestoßen war, in Furcht.
15
Beijing-Flugplatz, Beijing
Distrikt Beijing, Kaifeng
Souveränität Sarna, Chaos-Marschen
22. Juli 3058
Das Verwaltungsgebäude lag direkt neben dem Haupthangar des Beijinger Flugplatzes. Die Dainwu, oder Großer Tiger, das Landungsschiff der
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