BattleTech 37: Loyal zu Liao
Gehsteig traf.
»Yang«, befahl eine harte Stimme oberhalb von Li Wynns Sichtbereich, »holen Sie meinen Wagen.« Eine Pause. »Harris, Sie ziehen unseren Freund zur Seite und bewachen ihn, ja?«
Hände neigten sich herab und umfaßten Aris' Knöchel, und dann wurde der Bewußtlose mit dem Gesicht nach unten mehrere Meter über den asphaltierten Bürgersteig gezogen. Damit blieb ein Kaifeng-Krieger allein mit dem Hiritsu-Verräter, der Frau, die Aris Chan genannt hatte, auf dem Gehsteig zurück.
»Wann können Sie den Bataillonskommandanten übergeben?« fragte die gleiche männliche Stimme. »Übermorgen, ich muß das schnell über die Bühne bringen, bevor Lieutenant General Fallon zu viele Fragen stellen kann.«
Die antwortende Stimme war lässig und distanziert, fast überheblich. »Nicht der privateste Platz, um diese Dinge zu erörtern«, bemerkte sie. Für Li klang sie wie eine der auf sich selbst bezogenen Frauen in der Zone, die einen Mann nach seiner Arbeit und dem Preis seines Autos beurteilten. Was war es bei dieser? Der Rang und das Gewicht seines BattleMech?
»Sie haben den Ort ausgesucht«, erinnerte der
Mann sie.
»Da ich wußte, daß Aris Sung Ihnen mittlerweile auf
den Fersen sein würde«, sagte sie in einem spottenden
Ton. »Ich mußte ihn an einem Öffentlichen Ort fassen.
Er kann sehr schlüpfrig sein.«
»Nun, danke für die Identifizierung.« Nach einem
Augenblick des Schweigens fuhr er fort. »Ich frage
mich, wieviel er im Club erlauscht hat.«
Ihre Stimme wurde leiser, vernünftiger. »Wenn Sie
wegen morgen besorgt sind, das ist unnötig. Wenn
Aris das gewußt hätte, hätte er hier nicht rumgehangen. Er hätte sich beim Versuch, diese Information zu
Ty Wu Non zu bringen, oder zu General Fallon, umgebracht.«
»Fallon?« Bartlett war verblüfft.
»Ich sagte Ihnen«, sprach sie, offensichtlich das Unbehagen des anderen genießend, »er ist schlüpfrig.« Das zweite Mal schon hatte sie ein Ereignis erwähnt,
das für morgen geplant war, und Li Wynn fühlte ein
Flattern in der Magengegend. Daß sich die KaifengMSM mit einem Hiritsu-Verräter zusammentat, erstaunte ihn kaum, das war in jedem guten Kriegsmovie in den Holovids der beste Teil. Aber dies hörte
sich mehr nach einer privaten Abmachung an. Es erinnerte ihn an ein anderes Gespräch, das er einmal mitgehört hatte, als ein Übermittler private Aufträge für
die Solaris-Kämpfe notiert, diese aber dann nicht an
den Buchmacher weitergegeben hatte. Das funktionierte eine Zeitlang, bis einer der Wetter einen großen
Wurf gelandet hatte und der Mann den Gewinn nicht
auszahlen konnte.
»Wie auch immer«, sagte er und wischte augenscheinlich die Sache vom Tisch. »Unser Freund wird
den nächsten Morgen nicht mehr erleben. Das Problem
ist also gelöst. Ich quetsche heute nacht so viele Informationen aus ihm heraus wie möglich, und dann werfe ich ihn in irgendein Loch. Gut?«
»Er ist seit Tagen nicht mehr auf dem laufenden. Sie werden kaum etwas Wesentliches erfahren, aber wie Sie wollen. Wann ich Ihnen Bataillonskommandant Non liefern kann, laß ich Sie über unsere private Frequenz wissen. Und natürlich hängt das alles von Ihren Männern ab, die das Fest morgen in Grund und Boden stampfen.«
Li zog scharf die Luft ein, inhalierte den Staub und den Geruch des Straßenbelags, während er versuchte, der schmerzhaften Kontraktionen in seiner Brust Herr zu werden. Das Drachenbootfest in Grund und Boden stampfen? Er unterdrückte einen Hustenanfall, als der Staub in seiner Kehle kitzelte. Das konnte doch nicht bedeuten...
»Die Mechs sind gestrichen und bereit«, versicherte der Mann ihr. »Ich sorge für den Zwischenfall, und Sie kümmern sich nur um Ihren Teil.«
Oder vielleicht bedeutete es doch, was er dachte. In Lis Kopf drehten sich die Folgerungen. Mitglieder der Kaifeng-MSM würden ihre Stadt angreifen, und dann dem Kriegerhaus die Schuld zuschieben? Was wäre damit erreicht, außer die Bürger der Souveränität Sarna noch mehr gegen Liao einzunehmen? Es machte keinen Sinn, aber Li war hier auch sehr weit außerhalb seiner Expertise. Er brauchte Aris, mußte mit ihm sprechen. Vielleicht konnte der Hiritsu-Krieger helfen. Li Wynn gab nicht viel auf Politik oder Nationalität, solche Dinge betrafen ihn nicht. Tatsächlich hatte der capellanische Angriff auf Kaifeng ihm vollkommen neue Möglichkeiten eröffnet. Aber morgen würden viele seiner Freunde draußen am See Ch'u Yuan sein, einige würden arbeiten, andere nur die
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