BattleTech 37: Loyal zu Liao
wären, befahl er die Ruder einzulegen und ließ alle nach seiner Flaschenmarkierung Ausschau halten. Vierzig Augenpaare suchten die Wasseroberfläche ab.
Einen Augenblick lang fürchtete Aris, er hätte sich geirrt, oder seine Markierungen wären untergegangen. Der bloße Gedanke trocknete ihm Mund und Kehle aus, und er mußte schmerzhaft schlucken. Wenn das der Fall wäre, dann müßte er tauchen und hoffen, daß die Glücksgötter mit ihm waren. Dann deutete jemand nach Backbord und rief: »Da!«
Es war eine der Getränkeflaschen, die auf den leichten Wellen in der Brise auf und ab hüpften. Das Etikett war abgewaschen worden, und so war die durchsichtige Plastikflasche vor dem Wasser fast unsichtbar. Die Ruderer bewegten das Boot darauf zu. Aris sah, daß die Nylonschnur algenüberzogen, aber immer noch befestigt war.
Er überprüfte das Fortschreiten der BattleMechs. Sie waren nahe an der Stelle, an der das Nordufer fast in einem Neunzig-Grad-Winkel abbog und nach Süden führte. Die Leute auf dem Ostufer zerstreuten sich, aber zu langsam. Es gab keine Hinweise auf irgendwelche Kaifeng-MSM-BattleMechs.
Aris tauschte mit Li Wynn ein schnelles Händeschütteln. »Geht zur Küste, und dann nichts wie raus aus der Stadt.« Die Furcht in den Augen des anderen sagte Aris, daß Li verstand, in wie großen Schwierigkeiten er wäre, wenn Major Bartlett schließlich zwei und zwei zusammenzählen würde. Dann glitt Aris aus dem Boot und tauchte an der Flasche vorbei. Er ergriff die Schnur, die er an der Schulter spürte, und machte sich, eine Hand vor der anderen, auf den Weg in die dunklen Tiefen des Sees Ch'u Yuan.
24
See Ch'u Yuan, Tarrahause
Distrikt Tarrahause, Kaifeng
Souveränität Sarna, Chaos-Marschen
25. Juli 3058
Der Rabe schritt auf die Mitte der Straßenkreuzung, sein schnabelartiger Kopf bewegte sich, wie bei dem Vogel, dessen Namensvetter er war, ruckartig hin und her. Der Mittelschwere Zwillingslaser, der auf dem stummeligen rechten Arm saß, spuckte grüne Pfeile, die sich in nahe Gebäude fraßen. Rauch stieg aus der Startrampe im rechten Torso auf, nachdem sechs Kurzstreckenraketen daraus abgefeuert worden waren und auf ein verlassenes Auto trafen, es auseinanderrissen und seinen Treibstofftank entzündeten. Das Auto flog in die Luft, erhob sich auf einer Säule aus Feuer und knallte dann mit voller Wucht wieder auf die Straße.
Eine beeindruckende Arbeit, dachte Lieutenant Kevin Yang bitter. Vielleicht ist noch ein gefährlicher Eiscremestand in der Nähe, der ein würdiges Ziel abgäbe.
Yang drehte den oberen Torso des Rabe und suchte, weit entfernt von allen Leuten, ein neues Ziel. Die verängstigten Bürger von Tarrahause waren überall, die meisten rannten vor dem BattleMech weg, aber einige verwirrte bewegten sich tatsächlich auf ihn zu, als ob sie nicht mehr wüßten, wo sie seien. Yang schluckte, um die Enge in seiner Kehle zu vertreiben, die ihn zu ersticken drohte. »Ich folge nur Befehlen«, flüsterte er in der Einsamkeit seines Cockpits. Nun, das war aber auch eine originelle Verteidigungsrede.
Es war nur gut, daß Yangs Kommunikationssystem für diese Mission lahmgelegt worden war. Er redete, seit er die Außenbezirke der Stadt betreten hatte, pausenlos mit sich selbst, und es wäre nicht gut, wenn das ein anderes Mitglied der Kaifeng-MSM mitgehört hätte. Vielleicht war es ein geheimer Wunsch von ihm, ertappt, entdeckt und von der Mission wegbefohlen zu werden. Sicher gab es jetzt keinen Rückweg mehr, jetzt, da er wirklich auf Tarrahause gefeuert hatte. Er mußte das Spiel bis zum Ende mitspielen.
Es war schon zu spät gewesen, als er mit Karl Bartlett und Paul Harris das gottverdammte Terminal betreten hatte. Yang hatte Bartlett schon immer respektiert und ihn manchmal auch gefürchtet. Kevin Yang war ein guter MechKrieger. Er würde sich niemals den Lebensunterhalt bei den Spielen auf Solaris verdienen, aber er bezweifelte auch, daß er in den Rängen der Militärs der Souveränität Sarna je sehr hoch steigen würde. Nein, nicht jeder hatte das Zeug zu Kommandopositionen. Nein, er war ein guter Mechpilot und ein loyaler Gefolgsmann, und zwei Jahre lang hatte er seinem Kompaniekommandanten vertraut, die harten Entscheidungen zu treffen, während er das einzige tat, was er konnte, nämlich einen Mech zu steuern.
Nun fiel alles auseinander. Er vertraute Karl Bartlett nicht mehr. Er dachte, daß Bartlett weit außerhalb seiner Liga spielte, da er sich allein mit dem
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