BattleTech 38: Exodus
schwach. Ich könnte dich leicht besiegen, wenn du einen derartigen Test versuchtest. Und selbst wenn du irgendwie gewinnen würdest, würde Khan Osis mich einfach selbst herausfordern. Schlußendlich garantiere ich dir, daß er der Sieger bliebe. Nein, Trent. Das ist die beste Lösung - die einzige Lösung.«
Trent atmete tief durch. Er fühlte die kalte Luft an den Beinen. Als er an seinem Körper in dem kargen Krankenhemd herabsah, mußte er sich eingestehen, daß er noch nicht kampfbereit war. Selbst wenn es ihm irgendwie gelang, Benjamin bei einem Widerspruchstest zu besiegen, hätte er damit nur Kraft verschwendet, die er dringend benötigte, um sich einen Blutnamen zu erkämpfen. Und an dem, was Benjamin Howell sagte, war etwas richtig. Lincoln Osis konnte ihnen beiden das Leben schwermachen, wenn Trent versuchte, sich seinem Willen zu widersetzen. Er biß sich enttäuscht auf die Unterlippe. Das darf nicht wahr sein. Beherrschen jetzt politische Ränkespiele unseren Clan? Diese Nominierung gehörte mir! »Diesen Blutnamen lasse ich mir nicht verwehren«, erklärte er leise.
»Ich kann dir nicht helfen«, meinte Benjamin. »Diesmal nicht. Vielleicht, Wenn ein anderes Blutrecht verfügbar wird...«
Trent schüttelte den Kopf. Die Wut hatte sich wie eine Schlange in seinem Innern zusammengerollt, und er mußte ihre Kraft zurückhalten, bis der Zeitpunkt gekommen war, zuzuschlagen. »Ich will deine Hilfe nicht, Sterncolonel. Ich bin ein Krieger. Es gibt immer einen zweiten Weg.«
Benjamin nickte. »Das Gestampfe.«
»Aye. Jetzt ist es meine einzige Hoffnung.« Die meisten Kandidaten konnten nur an einem Blutrechtstest teilnehmen, weil sie von einem Blutnamensträger vorgeschlagen worden waren. Aber ein Kandidat wurde nicht durch Vorschlag ermittelt, sondern durch ein Gefecht Jeder-gegen-Jeden: das Gestampfe. Alle anspruchsberechtigten Krieger, die niemand vorgeschlagen hatte, durften daran teilnehmen. Es war ein völlig offener Kampf, in dem sich Dutzende von Mechs gegenübertraten. Nur ein Krieger konnte sich als Sieger erweisen, und er gewann das Recht, an den Blutrechtskämpfen teilzunehmen. In einem offenen Gefecht wie dem Gestampfe war das schiere Überleben der Schlüssel zum Erfolg.
»Du könntest dabei sterben. Du bist noch immer geschwächt von Tukayyid.«
Trents Blick war hart, seine Stimme ebenfalls. »Ich werde antreten und mein Schicksal finden.«
»Du bist also die Leibeigene, die in meinen Hangar versetzt wurde?« fragte der großgewachsene Mann, als er Judith in den Tiefen des Landungsschiff-Mechhangars umrundete. Der Geruch auf Ol basierender Schmiermittel füllte die Luft, vermischt mit dem durchdringenden Aroma von Schweiß. Judith hatte sich schon früher in ähnlichen Wartungshangars aufgehalten, und das vertraute Scheppern der Gerüste ringsum vermittelte ihr ein seltsames Gefühl der Vertrautheit. »Deine Anwesenheit hier ist eine Beleidigung, Freigeburt.«
»Tut mir leid, wenn Sie das so sehen«, erklärte sie. »Das sollte es auch«, erwiderte er kalt. »Ich bin MasterTechniker Phillip. Du magst das Eigentum eines
Kriegers sein...« Er lüpfte mit einem Finger die Leibeigenenkordel um Judiths Handgelenk. »... Aber hier, in diesem Wartungshangar, bin ich dein Herr.«
»Ich bin Judith Faber ...« Phillip schnitt ihr mit einer
Ohrfeige das Wort ab.
»Neg«, brüllte er sie an. »Du bist Judith. Du hast kei
nen anderen Namen. Du hast nichts, das ich dir nicht
gestatte oder gebe. Was immer du an anderen Namen
hattest, ist auf Tukayyid mit dir gestorben.«
»Ich verstehe.« Judith war intensiv in der Gesellschaftsstruktur der Clans und ihren Sitten unterwiesen
worden. Jetzt lebte sie endlich mitten unter ihnen. Die
Regeln hatten sich geändert, und sie mußte sich anpassen. In Ordnung, Phillip. Du willst das Sagen haben. Von
mir aus. Der Tag wird kommen, an dem du lernst, mich zu
respektieren. Vorerst darfst du die Rolle des dominanten
Männchens spielen.
»Du verstehst gar nichts. Selbst wenn du die hellste
Tech der Inneren Sphäre wärst, wüßtest du nichts, verglichen mit mir. Man hat dich hierher geschickt, weil du
Anlaß zu einer leisen Hoffnung gegeben hast, lernen zu
können, wie wir unsere Arbeit erledigen. Obwohl ich
Wichtigeres zu tun habe, werde ich dich zu einer echten
Tech machen ... und wenn es dich umbringt.« Diesmal antwortete Judith nicht. Dieser Knabe hielt
sich ihr offensichtlich für überlegen, und für den Augenblick war es wohl am besten, ihm seinen Glauben
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