BattleTech 38: Exodus
zu
lassen. Sich ihm zu widersetzen, hätte nur Probleme
verursacht, mit denen sie im Moment nicht fertigwerden konnte.
»Jetzt hast du nichts mehr zu sagen, wie?« Wieder
schlug er ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie
zuckte unter Schmerzen zurück, war aber sicher, daß es
schlimmer gewesen wäre, hätte sie sich nicht geduckt,
sobald sie den Schlag kommen sah.
Trent wälzte sich unruhig im Schlaf herum. Er spürte, daß jemand an seinem Bett stand. Als er die Augen öffnete, sah er sie in ihrer grauen Ledermontur stehen, im Schein des Nachtlichts kaum auszumachen. Ihre Pistole hing im Holster an ihrer wohlgeformten Hüfte, und sie starrte ihn mit verschränkten Armen an. Trent war sicher, daß er wußte, wer sie war, aber um ganz sicherzugehen, streckte er den Arm aus und schaltete das Licht ein.
Sie zuckte zusammen, als sie sein Gesicht sah, dann breitete sich ein verächtliches Grinsen auf ihrer Miene aus. »Die Gerüchte stimmen also. Du lebst.«
»Ja, Jez. Ich lebe.« Die Tatsache, daß er Tukayyid überlebt hatte, mußte ihr arg zusetzen. Besonders, da sie ihm ihr Leben schuldete. Als ich sie das letzte Mal sah, hat sie geschworen, im Kreis der Gleichen gegen mich anzutreten. Jetzt ist von ihrem Hochmut nicht viel übrig.
»Und wie ich sehe, bist du attraktiver denn je, Trent.« Sie lachte leise.
Er hätte antworten können, daß ihre Zunge so scharf wie immer sei, entschied sich aber, ihr diese Genugtuung nicht zu geben. Ebensowenig wie er den Blick senkte oder seinen Gesichtsausdruck in irgendeiner Weise veränderte. »Meine Narben weisen mich als wahren Krieger aus. Du lebst auch noch, Jez. Vielleicht bist du deshalb hier. Du bist gekommen, um dich bei mir dafür zu bedanken, daß ich deine Haut gerettet habe, frapos?«
Sie warf den Kopf zurück und lachte wieder. »Anscheinend hat die Schlacht nicht nur deinen Körper verletzt, sondern auch dein Erinnerungsvermögen, Trent. Falls du jemals Zugriff auf meinen Bericht über den Zwischenfall erhältst, wirst du sehen, daß ich es war, die dich gerettet hat.«
Trent schüttelte den Kopf und lachte ebenfalls, wenn auch nicht so kräftig, wie er es gerne getan hätte. »Mir scheint, du hast Lügen darüber erzählt, was wirklich auf Tukayyid geschehen ist. Und nachdem mein Mech verloren ist, kann ich keine Gefechts-ROMs vorlegen, um dich als Lügnerin zu überführen.«
»Die Sieger schreiben die Wahrheit, Trent. Mein OmniMech wurde in einer späteren Gefechtsphase ebenfalls vernichtet, so daß mein Wort gegen deines steht. Obwohl die Nebelparder im Racice-Delta nicht gesiegt haben, haben meine Aktionen dort mir eine Nominierung für den Howell-Blutnamen eingetragen.«
Trent hörte es und fühlte die Wut in seinem Innern brüllen wie ein zur Weißglut angefachtes Feuer. Benjamin Howell hatte ihm erklärt, daß der Khan ihm befohlen hatte, einen anderen Krieger für den offenen Howell-Blutnamen vorzuschlagen. Jetzt berichtete Jez ihm, daß sie sich mit einer Lüge das Recht auf die Teilnahme an eben diesem Blutrecht erschlichen hatte.
Trent bekam sich wieder in den Griff und fixierte sie, damit sie nicht nur seine Worte verstand, sondern auch die Drohung hinter ihnen. »Im Gegensatz zu dir folge ich dem Weg der Ehre, den die Großen Kerenskys für unser Volk vorgezeichnet haben. Auf dem Weg, den du gewählt hast, gibt es keine Ehre, und ich rate dir zu bedenken, was du dir und den Nebelpardern damit antust. Und auch wenn ich deine Version der Ereignisse auf Tukayyid weder beweisen noch widerlegen kann, wirst du mich nicht kampflos besiegen, Jez.« Er hob den rechten Arm und ballte trotzig die halb künstliche Faust. »Bedenke dies, und bedenke es wohl: Ich kenne dich seit unserer Zeit in der Geschko. Ich kenne die Wahrheit darüber, was auf Tukayyid zwischen uns vorgefallen ist. Wissen ist die ultimative Waffe des Kriegers in der Schlacht.« Er wußte, daß sie dieser letzte Satz treffen mußte. Es waren Worte, die ihnen ihr Katzmeister eingedrillt hatte. Wie hätte sie das vergessen können?
Jez starrte zurück, und ihre Augen verengten sich berechnend. »Es gibt noch eine andere alte Redewendung«, stellte sie fest. »Dem Sieger gehört alles.«
4
Planetare Kommandostelle der Nebelparder, Warrenton, Hyner
Nebelparder-Besatzungszone
6. Juli 3052
Trent stand in militärischer Ruhestellung am hinteren Ende des riesigen Wartungshangars, die Arme im Rücken, den Körper vollkommen gerade. Der runde Kragen seiner grauen Montur trug die Abzeichen seines
Weitere Kostenlose Bücher