BattleTech 38: Exodus
können wieder frei sein.«
Jetzt verstand Judith. Sie hatte Berichte über GuerillaAktionen in diesem Gebiet gehört, vor allem in den unteren Kasten. Den Gerüchten zufolge hatten einige Mitglieder der 2. Arkab-Legion, der draconischen Einheit, die Hyner gegen die Eroberung durch die Nebelparder verteidigt hatte, irgendwie die Besetzung überlebt und einen Widerstand organisiert. Sie hatte sich bei ihren privaten Besuchen in der >Lahmen Ente< schon häufig mit dem Ehepaar unterhalten. Die beiden wußten, daß sie zu ComStar gehört und auf Tukayyid gekämpft hatte. Jetzt glaubten sie, ihr einen Gefallen zu tun. »Sie irren sich«, antwortete sie. »Ich gehöre zum Clan Nebelparder. So wie Sie.«
»Sie können die Fahne ändern, die wir aufziehen, aber nicht, was wir im Herzen empfinden. Sie haben auf Schuyler unseren Sohn getötet und uns vom Rest unserer Familie auf Pesht abgeschnitten. Wenn Sie überleben wollen, kommen Sie mit. Wenn nicht, sind Sie nicht mehr als eine Verräterin in unseren Augen und deren aller, die unsere wahre Regierung repräsentieren«, stellte Mr. Quong eisig fest. Dann huschten er und seine Frau davon zu einem wartenden Fahrzeug.
Judith stand einen Augenblick lang nur da, horchte und sah sich um. Das Grollen, das sie in der Ferne hörte, war ihr nur allzu vertraut. Und es kam näher. Das Geräusch war unverwechselbar. Ein BattleMech. Das deutliche Donnern mindestens eines Mechs im Anmarsch auf Beaver Falls, möglicherweise auch mehrerer.
Trent ... Ich muß ihn warnen. Sie rannte über die Straße zum Haus >Zur Lahmen Ente<.
Trent und Russou stießen die Stühle im selben Moment zurück, in dem Judith durch die Tür stürzte. Ihre Ankunft, verbunden mit der plötzlichen Erkenntnis, daß die Besitzer des Restaurants verschwunden waren, und einem tiefen Grollen, das den Boden unter ihren Füßen erzittern ließ, brachte beide Krieger auf die Beine.
»Ärger, Sterncaptain«, keuchte Judith. »BattleMechs im Anmarsch.«
»Guerilleros?« fragte Russou.
Sie nickte und schnappte nach Luft. »Hinten raus. Sofort.«
Russou sah aus dem Fenster und konnte nichts von den anrückenden Mechs sehen. »Wir lassen uns von Leibeigenen niederer Kaste nichts befehlen. Wir sind Krieger.«
Der Boden zitterte immer heftiger, und der lauter werdende Donner der Schritte ließ keinen Zweifel daran, wie nahe der feindliche Mech schon sein mußte. »Dann sieh es als den Rat eines Freundes an«, erklärte Trent und machte sich auf den Weg zur Hintertür, Judith dicht auf seinen Fersen. »Ich schlage vor, wir gehen.«
Trent öffnete die Hintertür des Restaurants in dem Augenblick, als ein Kriegshammer das Feuer auf das Haus eröffnete. Ein Donnerschlag krachte, als habe ein Blitz in einen Baum unmittelbar über ihnen eingeschlagen. Alle Haare auf Trents Körper stellten sich auf, als die PPK des Mechs das Gebäude zertrümmerte.
Er und Judith stürzten halb, halb rollten sie sich neben den Müllcontainer gegenüber der Tür. Russou hatte weniger Glück. Er stand noch in der Tür, als das Gebäude explodierte. Wie ein gewaltiger, rechteckiger Kriegerschild flog die Tür geradewegs in den Zaun neben dem Container, Russou wie ein Relief auf dem Blatt.
Das Haus >Zur Lahmen Ente< flog in einer gewaltigen Detonation, wahrscheinlich durch den Bruch der Gasleitung, in die Luft, als ein zweiter PPK-Feuerstoß es traf. Trümmer prasselten in den Müllcontainer, hinter dem Trent und Judith in Deckung gegangen waren, und der Metallbehälter ließ jeden Schlag wie Donner hallen. Trent versuchte sich zu beschützen, indem er sich zu einem Ball zusammenrollte. Seine Ohren klingelten vom infernalischen Lärm der Explosion. Neben ihm lag Judith. Sie hatte sich ebenfalls eingerollt. Staub und Qualm füllten die Luft, und nur Russous Husten ein paar Meter entfernt bewies, daß er noch lebte.
Jetzt sah Trent den Kriegshammer zum ersten Mal. Die Maschine stieg über die Trümmer des Restaurants. Ihre gigantischen Metallfüße pulverisierten, was davon noch erkennbar war. Aus einer Entfernung von nicht einmal zehn Metern erschien der 70 Tonnen schwere Mech wie ein urzeitliches Monster. Seine Feuerkraft verdankte er zwei PPKs an Stelle der Arme und einer auf der Schulter montierten Raketenlafette.
Trent hatte sein ganzes Leben als Krieger zugebracht und wußte, daß es viele Methoden gab, einen BattleMech auszuschalten. Aber ein Angriff mit bloßen Händen gehörte nicht dazu. Er sah zu dem Mech hoch und bemerkte unter einer
Weitere Kostenlose Bücher