BattleTech 40: Die Jaeger
des Laderaums zusammengepferchten Clan-Kriegsgefangenen schienen seine instinktive Angst vor den Gepanzerten nicht zu teilen. In den zwei Wochen, in denen sie unwillige Gäste der Einsatzgruppe gewesen waren, hatte es keinerlei Veränderung in der kalten, felsenfesten Entschlossenheit derer gegeben, die sich weigerten, einen Leibeigenenschwur abzulegen.
»Hören Sie gut zu, ich mache Ihnen dieses Angebot zum letzten Mal.« Morgans lautsprecherverstärkte Stimme hallte hohl von den Stahlwänden des Frachtraums zurück. »Wenn Sie bereit sind, dieser Einsatzgruppe gegenüber den Leibeigenenschwur abzulegen, melden Sie sich.«
Er senkte das kleine Handmikrofon und wartete. Ein paar MechKrieger traten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Sonst aber bewegte sich keiner der Clanner. Er hatte nichts anderes erwartet, aber diese letzte Chance hatte er den Gefangenen doch noch geben wollen.
»Na schön«, nickte Morgan mit einer gewissen Trauer. »Sie verdienen eine Erklärung, was mit Ihnen geschehen wird. Sie werden an Bord von Landungsschiffen gebracht und ins Systeminnere befördert. Dort werden sie in der lebensfreundlichsten Umgebung ausgesetzt, die wir finden können. Wir werden Ihnen an Nahrung, Ausrüstung und Werkzeugen da lassen, was wir entbehren können. Sie werden weder Kommunikationsgeräte noch Waffen erhalten, abgesehen von Äxten und Messern. Falls diese Einsatzgruppe ihre Mission beenden kann, werde ich jemanden hierher schicken. Wie Sie bis dahin überleben, liegt bei Ihnen. Es tut mir ehrlich leid, daß ich diese Maßnahme ergreifen muß, aber die Umstände lassen mir keine andere Wahl. Viel Glück.«
Er wandte sich von den stoischen Mienen der Gefangenen ab und schob das Mikro einem früheren ComGuardisten in die Hand. Der Maat hob es an den Mund und verlas seine Befehle. »Aufgepaßt. Sobald Ihr Name aufgerufen wird, begeben Sie sich zum Steuerbordluk. Wenn Sie kooperieren, läuft alles glatt und reibungslos ab. Wenn nicht …« Der Unteroffizier verstummte und sah hinüber zu den wartenden Kröten. Jeder im Innern des Laderaums verstand, was er sagen wollte.
»Verdammt. Ich hasse das«, fluchte Morgan, als er zu Ariana Winston ging, die das Geschehen die gesamte Zeit über verfolgt hatte. »Es ist eine verdammte Verschwendung. Das müssen sie doch sehen.«
»Ich bin sicher, daß sie es tun«, antwortete Winston und zupfte an ihrer Jacke. »Sie haben sich für das Exil entschieden, statt uns ›Barbaren der Inneren Sphäre‹ bei der Eroberung einer Clan-Heimatwelt zu helfen. Sie können nicht wissen, ob wir es statt auf Diana nicht auf Strana Metschty oder Arcadia abgesehen haben. Würdest du ihnen helfen, wenn du davon ausgehen müßtest, daß sie New Syrtis oder Kathil überfallen wollen?«
»Nein, wohl nicht«, gab Morgan ihr recht. Dann seufzte er. »Das Ganze ist nur so eine Verschwendung.«
»Ja, das ist es, aber es gibt nichts mehr, was du dagegen tun könntest. Sie werden es dir nicht übelnehmen. Die Krieger vielleicht, aber die Zivilisten werden dich nicht dafür hassen, daß du sie nicht tötest. Laß es gut sein.«
Morgan grüßte den Lieutenant, der das Gepanzerte Infanterie-Kontingent befehligte, und legte die Handfläche auf die Sensorplatte. Das winselnde Zischen, mit dem sich die Irisluke öffnete, klang laut durch den monotonen Singsang des Maats, der die Namen der Clanner ablas, die sich weigerten, Leibeigene zu werden. Als er in die Schleuse trat, schaute Morgan noch einmal zurück zu den in Richtung Steuerbordluk marschierenden Gefangenen. Die Szene erinnerte ihn schmerzhaft an alte Photographien unschuldiger Zivilisten, die auf Terra einst in Eisenbahnwaggons getrieben worden waren, weil ein Wahnsinniger sie für eine Gefahr für die Reinheit der Rasse gehalten hatte.
Lieber Gott, ich dachte, wir wären darüber hinaus, unsere Feinde an irgendeinen fernen Ort zu verbannen, wo wir uns keine Gedanken mehr um sie zu machen brauchen. Aber ich werde sie nicht vergessen.
Die Luke schloß sich und schnitt ihm den Blick in den Laderaum ab.
* * *
An Bord mehrerer der größten Schiffe der Einsatzgruppe spielten sich mit mehr oder weniger viel Mitgefühl identische Szenen ab. Auf dem RitterSprungschiff Bernlad, das, auf Colonel Paul Masters’ ausdrücklichen Wunsch, eine große Zahl an ClanZivilisten beherbergte, war Major Sir Gainard mit dem Befehl über den Verladeprozeß betraut. Gemäß den Wünschen seines Kommandeurs unternahm er jede Mühe, Familieneinheiten
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