BattleTech 40: Die Jaeger
die Fähigkeit der Parder zu erneuter Aggression gegen die Freie Innere Sphäre.«
»Sir Masters«, unterbrach einer der Ritter. »Das klingt, als müßten wir zivile Einrichtungen angreifen. Das kann nicht stimmen.«
»Nein, Sir Anropow, es stimmt nicht.« Masters wußte, daß das, was er seinen Untergebenen sagte, nur teilweise der Wahrheit entsprach, und diese Halbwahrheit machte ihm zu schaffen. Die Ritter würden keine Zivileinrichtungen auf Diana angreifen. Aber eine planetenweite Invasion und die völlige Zerstörung der Kriegskapazitäten einer Kultur würden sich sicher nicht ohne Opfer unter der Zivilbevölkerung durchführen lassen. »Tatsächlich habe ich selbst genau diese Frage Marshal of the Armies Morgan Hasek-Davion gestellt, dem Mann, der diese Operation befehligen wird. Ich erklärte ihm, daß die Ritter nicht bereit sind, an der großflächigen Vernichtung Anteil zu haben, die im Verlauf dieser Operation denkbar ist. Der Marshal hat mir versichert, daß er keinerlei Absicht hat, diese Grenze zu überschreiten, was mich zum zweiten Aspekt unserer Rolle bringt. Ich zitiere hier den Marshal selbst. Die Ritter der Inneren Sphäre sollen als das Gewissen der Einsatzgruppe dienen.«
Ein erneutes Raunen ging durch den Rittersaal. Diesmal schwang in den leisen Stimmen eine Note von Stolz und Erleichterung mit. Hier endlich bot sich eine Aufgabe, die der Ritter und den Idealen, aus denen sie entstanden waren, würdig schien. Sie würden einem Gegner von beträchtlicher Stärke und fragwürdiger Ehre gegenübertreten. Die Ritter sollten die Innere Sphäre von einem grausamen Unterdrükker befreien und darauf achten, daß die Befreier sich dabei nicht selbst in Schlächter verwandelten.
»Was die anderen Einheiten unserer Einsatzgruppe betrifft«, rief Masters über das allgemeine Gemurmel, »kann ich Ihnen mitteilen, daß sich uns einige der illustresten Krieger aller Nachfolgerstaaten anschließen werden, sowie zwei der berühmtesten Söldnereinheiten der Inneren Sphäre.«
»Die Dragoner …«
»Nein, Dame Marta, Wolfs Dragoner werden sich unserer Expedition nicht anschließen«, korrigierte er die Ritterin von Tamarind. »Ich beziehe mich auf die Northwind Highlanders und eine weitere Einheit. Wir werden Seite an Seite mit den letzten Erben des alten Sternenbundes und den Erstgeborenen des neuen streiten, der Leichten Eridani-Reiterei.«
* * *
Es ist erstaunlich, wie wunderschön er von hier aus wirkt, ging es Tai-i Michael Ryan durch den Kopf, als er auf den vorderen Sichtschirm der Tengu sah. Vor ihm hing die wolkenverhangene Zentralwelt des Draconis-Kombinats in der Leere des Alls, Luthien, die schwarze Perle Haus Kuritas. Die hohe, dichte Wolkendecke zeigte einzelne Wirbel, die möglicherweise auf ein Unwetter hinwiesen. Ryan versuchte vergeblich, die Gewitter zu plazieren, bis ihm klar wurde, daß er den Planeten ›kopfüber‹ sah. Als er die in seinem Kopf existierende Weltkarte um einhundertachtzig Grad drehte, hatte er keine Schwierigkeiten mehr, den größten der Wolkenwirbel über dem Flußtal des Shaidan zu orten.
»Achtung, ganze Besatzung. Letzte Kurskorrektur steht bevor. Eintauchen in die Atmosphäre in fünf Minuten.«
In Reaktion auf die scheppernde Ankündigung des Interkoms umfaßte Ryan fest die polierte Messingstange, die sich am riesigen Sichtschirm entlangzog. Durch die Stange und die Sohlen seiner Schuhe fühlte er, wie der Rumpf des Landungsschiffs der Achilles Klasse erzitterte. Luthien veränderte seine Position auf dem Sichtschirm um etwa dreißig Grad, als der Skipper der Tengu das Schiff in eine günstigere ›Gleitbahn‹ brachte. Durch dieses Manöver verschwand das untere Viertel der grünweißen Planetenkugel, und der lange DEST-Offizier war gezwungen, sich nach vorne über das Geländer zu beugen, um den Südpol Luthiens zu sehen.
Während er so dastand, die Stirn an die Polymeroberfläche des Sichtschirms gepreßt, öffnete sich zischend die Luke des Beobachtungssalons.
Verlegen richtete Ryan sich auf. Ein leichtes Brennen im Nacken machte ihm klar, daß er rot wurde. Er hatte sich dabei ertappen lassen, wie er träumend auf seine Heimatwelt hinabsah, wie ein Schuljunge bei seinem ersten Raumflug. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Ryan drehte sich zu dem Neuankömmling um und hoffte, daß die schummrige Beleuchtung des Salons half, seine Verlegenheit zu verbergen.
Als er das schmale Gesicht und die hagere,
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