BattleTech 41: Freigeburt
Kunst nicht viel übrig hatten.
Es war allerdings wenig wahrscheinlich, daß irgend jemand Sentania Buhallin beobachtete. Sie war geübt darin, ihre Bewegung zu verbergen. MechKrieger Stenis, einer der ältesten Solahmas unter den Jadefalken hier auf Diana, bestand darauf, daß ihre Fähigkeit, unbemerkt zu bleiben, auf der Kunst beruhte, sich unsichtbar zu machen und die Gedanken des Gegners zu verwirren. Sentania stritt es ihm gegenüber nicht ab, denn sie war überzeugt, daß die Jahre im Falkenhorst Stenis in den Wahnsinn getrieben hatten. Tatsächlich hielt sie die meisten Solahmas im Falkenhorst auf die eine oder andere Weise für verrückt, und dabei schloß sie sich selbst nicht aus. Sie nahmen häufig Standpunkte ein und sagten Dinge, die man von Clannern nicht erwartet hätte.
Als Sentania zum Fuß des langen Abhangs hinabrutschte und sich dem tiefen Fluß näherte, der sich zwischen Lutera und den Östlichen Bergen einen Weg durch das Land grub, hechtete sie in ein Gebüsch, das ein gutes Versteck abzugeben versprach. Sentania hielt ständig Ausschau nach Verstecken, selbst in sicherem Gelände. Es konnte nie schaden, eines zur Hand zu haben, falls es einmal nötig wurde.
Sie war schon so lange auf Diana, daß sie sich ein bewundernswertes Wissen über die Geländebedingungen im kilometerweiten Umkreis um den Berggipfel angeeignet hatte, auf dem die Station Falkenhorst lag. Durch die Windungen dieser unzugänglichen Gebirgsregion mußte sie häufig die doppelte Distanz einer Direktverbindung zwischen zwei Punkten zurücklegen. Dies hatte sie die Auf-ab-rein-rausüber-unter-links-rechts-Methode der Bewegung entwickeln lassen, mit der sie durch die Wildnis hetzte.
Allerdings war sie meist nicht in Eile. Und oft war sie nur auf Entdeckungstour, so daß es ihr nichts ausmachte, abgelenkt zu werden. Im Horst vermißte man sie nicht sonderlich, denn es gab kaum etwas zu tun. Die Disziplin war so lasch, daß sie praktisch nicht existierte, und ihr Kommandeur schien mehr als an irgendwelchen Militärbelangen daran interessiert, mit seinem zahmen Falken auf Jagd zu gehen.
Heute tosten und tobten die Wasser des Schwarzen Shikari und machten es unmöglich, den Fluß ohne Hilfsmittel zu überqueren. An anderen Tagen war er ruhig genug, daß man sich ohne Probleme ans gegenüberliegende Ufer treiben lassen konnte. Allerdings war das nicht mehr nötig, seit ein von einem Blitzschlag gefällter Baumstamm etwas flußabwärts eine natürliche Brücke bildete. Wie üblich plante Sentania den Fluß nach kurzer Rast dort zu überqueren.
Das Problem dabei, Solahma zu sein, selbst wenn man so energiegeladen war wie Sentania, war das Bedürfnis des alternden Körpers nach Ruhe. In ihren besten Zeiten hatte sie sich nie ausruhen müssen. Sie erinnerte sich an eine Zeit, als sie in der Lage gewesen wäre weiterzuziehen, selbst wenn ihre Untergebenen dafür zu erschöpft waren. Das hatte ihre MechKrieger nur noch stolzer auf sie gemacht, und sie hatten oft damit geprahlt, unter der zähesten und schneidigsten aller Jadefalkinnen zu dienen. Sie hätten sich für Sentania Buhallin auf eine abschußbereite Raketenlafette geworfen. Einmal hatte einer ihrer Krieger genau das getan.
Sie schloß für einen Moment die Augen, bereit, kurz einzudösen, dann zuckte sie hoch.
Ich werde keine dieser Solahma-Kriegerinnen werden, die ein Mittagsschläfchen brauchen. Davon gibt es im Falkenhorst schon zu viele, auch wenn sie das nicht abhält, sich genauso verrückt zu betragen wie die hellwachen. Wie sagt Stenis dauernd? Um Solahma zu sein, muß man verrückt sein, und da hilft es ungemein, wenn man ohnehin nicht ganz richtig im Kopf ist. Kein Wunder, daß so viele reguläre Krieger uns so mißtrauisch begegnen.
Die Ehrengarde der Station und der unterstützende Binärstern von Solahma-Kriegern hatten außerhalb der Dienstzeit kaum Kontakt, und die Dienstzeit der Truppen im Falkenhorst war auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Die Parder ließen sie weitgehend in Ruhe. Der wissenschaftliche Außenposten war ihnen gleichgültig. Das einzige, was alle FalkenKrieger gemeinsam hatten, war die Abneigung gegen die Wissenschaftler, die reguläre Einheiten und Solahmas gleichermaßen für die verrücktesten Jadefalken der ganzen Station hielten. Sentania allerdings war keine überzeugte Verfechterin dieser ablehnenden Haltung, da sie zu den wenigen gehörte, die Bewunderung für die Bemühungen der Wissenschaftlerkaste empfand, die kriegerischen
Weitere Kostenlose Bücher