BattleTech 42: Feuer und Schwert
gesamten Zeit war das einzige Geräusch, das auf der Brücke des Landungsschiffes zu hören war, das klagende und allmählich irritierend schrille Fiepen des Radarwarnsystems. Das unangenehme Geräusch bedeutete eine konstante Erinnerung, daß man ihr Schiff entdeckt hatte und es jetzt von feindlichen Radaranlagen ›gezeichnet‹ wurde.
Dann brach das Abfragesignal ebenso plötzlich ab, wie es begonnen hatte. Das Radar wurde abgeschaltet, und die Nebelparder schienen das Interesse an der Stiletto zu verlieren.
»Was ist passiert?« Ryans Stimme war ein drängendes Flüstern, als habe er Angst, zu laut zu werden, weil ihn die Parder sonst hören und sich wieder für das Schiff interessieren könnten.
»Keine Ahnung«, erwiderte Ge und starrte mit gerunzelter Stirn auf die Instrumente der Stiletto. »So etwas ist nicht üblich. Wenn man einmal vom Radar erfaßt ist, bleibt man bis zum Aufsetzen auf dem Radarschirm. Die Flugsicherung schaltet das Ortungssystem nicht einfach ab.«
»Vielleicht haben sie irgendeine Art von passivem
System?« schlug Ges Kopilot vor.
»Könnte sein«, gab Ge zu. »Aber darauf würde ich
mich nicht gerne verlassen. Passive Systeme sind
viel zu unzuverlässig, wenn es darum geht, ein sich
bewegendes Objekt erfaßt zu halten. Ich kann nur
zwei Erklärungen finden. Entweder besitzen sie ein
Ortungssystem, das unsere ECM-Ausrüstung nicht
erkennen kann, oder sie haben auf Bereitschaft geschaltet und erfassen uns wieder, sobald wir in die
Atmosphäre eintauchen. Zunächst sollten wir ersteres
annehmen. Wir müssen davon ausgehen, daß sie uns auf irgendeiner Art Ortungsschirm haben, auch wenn
wir nicht viel dagegen tun können.«
»Und was schlagen Sie vor?« Obwohl Ryan wie
alle DESTler eine grundlegende Ausbildung in Landungsschiffsoperationen erhalten hatte, verstand er
nur wenig von den technischen Aspekten des Raumflugs. »Zunächst halten wir uns an den Plan«, antwortete Ge. »Wir fliegen weiter an, wie es von uns
erwartet wird. Wir sind ein nettes kleines Nebelparder-Landungsschiff, das Ersatzteile und Vorräte für
die Fabriken von Pahn City transportiert. Erst wenn
die Parder uns das nicht mehr glauben, müssen wir
uns etwas anderes einfallen lassen.«
* * *
»Major? Atmosphärenkontakt in einer Minute.« Ges Stimme drang knisternd aus Ryans winzigen Kopfhörern. »Abwurf in fünf.«
Zum Glück für die DEST-Teams schienen die Nebelparder dem Transponder der Stiletto zu glauben, denn die Ortungsanlagen der Clanner beachteten die Eindringlinge nicht weiter, bis das Landungsschiff die Grenze zwischen der Leere des Weltalls und den obersten Luftschichten Dianas erreichte. Der Missionsplan sah vor, die Teams mitten in der Nacht, gegen 3 Uhr Ortszeit, über der Abwurfzone auszusetzen. Die Dunkelheit sollte den Kommandosoldaten als Deckung dienen, während die Uhrzeit des Abwurfs dafür sorgte, daß wer immer am Boden noch wach war, sich körperlich und geistig auf dem Tiefpunkt seiner Leistungsfähigkeit befand. Es war eine uralte Taktik, gegen die aber noch kein Mensch eine Abwehrtaktik gefunden hatte.
Einige Stunden zuvor waren Ryan und die Mitglieder der DEST-Teams Vier, Fünf und Sechs in den Mechhangar 2 der Stiletto gekommen. Im Innern der riesigen, kavernenartigen Halle befanden sich keine Kampfkolosse mehr. Statt dessen warteten zwei Dutzend Miniaturversionen der zig Tonnen schweren Kampfmaschinen schweigend in ihren Spezialhalterungen. Dies waren Kage -Rüstungen, persönliche Gefechtspanzer ähnlich denen der Elementare - riesenhafte, durch Genmanipulation herangezüchtete Clan-Infanteristen.
Die Hauptunterschiede zwischen ClanKrötenpanzern und den Kage -Anzügen bestanden in Größe und Aufgabe. Während Elementarpanzer riesig waren und entsprechend schwerfällig wirkten, war ein Kage im Vergleich klein, beinahe zierlich. Der Elementaranzug war für den Kampfeinsatz auf dem Schlachtfeld ausgelegt und entsprechend gepanzert und bewaffnet. Im Gegensatz dazu war der Kage bewußt und unter Mithilfe der Draconis EliteSturmtruppen als Scoutanzug entwickelt worden. Statt leistungsstarker Waffen für den Einsatz gegen BattleMechs, besaß ein Kage Handfeuerwaffen für den Kampf gegen feindliche Infanterie, auch wenn die vollfunktionsfähigen mechanischen Hände der Anzüge dessen Träger durchaus gestatteten, eine breite Palette tragbarer schwerer Waffen zu benutzen, einschließlich des furchtbaren Infernowerfers. Zusätzlich besaß der Kage eine Außenhaut aus einem
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