BattleTech 42: Feuer und Schwert
Trotzdem gab ihm dieser Befehl durch die für die Versiegelung des Kokons und die anschließende Überprüfung aller Funktionen benötigte Zeit nur zwei Minuten mehr Freiheit als seinen Teamkameraden.
Jedes der DEST-Teams würde von einem unbemannten Kokon begleitet werden, in dem sich die Ausrüstung befand, die dessen Mitglieder nicht in ihren Kapseln unterbringen konnten. Dieser Kokon wurde von einem einfachen Computerleitsystem gesteuert. Obwohl dies theoretisch die beste Lösung war, hatte Ryan kein großes Vertrauen in diesen Drohnenkokon. Im Training der DESTler auf Defiance hatten die Kokons etwa einmal in zehn Versuchen versagt. In einer Operation von so entscheidender Bedeutung wie dieser wagte er es nicht, sich auf ein System mit einer zehnprozentigen Ausfallrate zu verlassen. Deshalb hatte er seine Leute angewiesen, sich mit soviel Material auszurüsten, wie sie nur in ihre Kokons zwängen konnten. Er selbst war so schwer beladen, daß er sich selbst in dem hydraulisch unterstützten Kage Panzer nur mühsam bewegen konnte.
Sobald die letzte Kokonplatte verschraubt war, geriet der eiförmige Behälter heftig ins Schwanken. Ryan wußte, daß die Bewegung durch einen Tech in einem schweren industriellen Exoskelett ausgelöst wurde, der den Kokon aufhob und auf der Abwurfrutsche des Schiffs plazierte. Im Innern der Kokonkapsel eingeschlossen, versuchte Ryan, sich auf den Augenblick vorzubereiten, in dem Maeda Ge den Befehl zum Abwurf geben würde. Er wußte ungefähr, wie lange es dauerte, die Kokons zu verladen und die Rutschen zu schließen, und er beobachtete die auf das Sichtfenster des Kage projizierte Zeitanzeige, zählte die Sekunden bis ...
Auf einmal fiel der Boden unter seinen Füßen weg. Er hatte sich um fast zehn Sekunden verzählt. Einige endlos lange Augenblicke stürzte die Kapsel in freiem Fall nach unten und wurde nur durch die Druckwelle der weiterfliegenden Stiletto erschüttert. Schwach drang das Donnern der Luftmassen durch die dicke Außenhaut, durch die sich der Abwurfkokon wie eine Gewehrkugel eine Bahn brach. Trotz der schweren Isolationsschicht des Kokons und der Klimaanlage des Krötenpanzers wurden seine Beine und sein Rücken allmählich warm. Sein Kokon und mit ihm, so betete er zumindest, die seiner Leute drangen in Dianas obere Atmosphäreschichten ein, wo die Reibungshitze die Schmelzschicht der äußeren Kapsel auf solare Temperaturen aufheizte. Ryan konnte nur hoffen, daß alle Nebelparder, denen die Feuerspuren auffielen, die jetzt mit Sicherheit am Himmel Dianas aufleuchteten, sie für Meteoriten hielten.
Ich weiß, was ich mir wünschen würde, schnaubte Ryan mit bitterem Lachen. Ich würde mir wünschen, daß die Parder fett, dumm und guter Dinge bleiben.
Wieder sah Ryan auf die Uhr und versuchte, die Zeit abzuschätzen, die noch blieb, bis der Kokon die Troposphäre erreichte. Diesmal stimmte seine Berechnung exakt.
Gerade als er bei Null ankam, brach der Kokon in sechs schmale Sektionen auseinander und fiel davon. Ryan machte ein Hohlkreuz, soweit es der Krötenpanzer erlaubte, und kämpfte darum, seinen Sturz unter Kontrolle zu bringen. Als er die optimale Sprungposition erreicht hatte, wie sie für Abwürfe dieser Art vorgeschrieben war, mit Hohlkreuz und seitlich ausgestreckten Gliedmaßen, suchte er den Himmel nach dem Rest des Teams ab. Zunächst waren die schwarzgepanzerten Kommandosoldaten nicht zu finden. Erst, als er auf die in seinem Anzug eingebaute Infrarotsicht umschaltete, konnte er die übrigen DESTler als etwas hellere Flecken vor der kalten Dunkelheit des Nachthimmels ausmachen. Nicht weit entfernt fiel der robotgesteuerte Frachtkokon durch die Nacht. Zu seiner erheblichen Überraschung funktionierte das vermaledeite Ding diesmal einwandfrei.
Die Sturmtruppen manövrierten sich mit Arm- und Beinbewegungen in eine grobe Sprungformation hinter ihrem Anführer. Mit Hilfe der Orientierungspunkte der Sichtprojektion seines Anzugs bestimmte Ryan seine Position und neigte seine Sturzbahn auf einen unsichtbaren Punkt der Planetenoberfläche unter ihnen. Wie ein Schwarm lautlos jagender Greifvögel folgten die dreiundzwanzig Männer und Frauen unter seinem Befehl seinem Beispiel.
Der Absprung selbst war nicht sonderlich schwierig. Aber das Auffinden der korrekten Abwurfzone war ein ganz anderes Problem. Ohne Navigationshilfen oder Peilbojen mußten die DESTler praktisch blind springen und sich ganz auf die in die Bordcomputer der Anzüge geladenen
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