BattleTech 44: Falke im Aufwind
näher kamen, zeigten Marthes Sensoren ihr, daß die Schlacht furchtbar gewesen sein mußte. Eine einzelne Nova stand schützend über einem gestürzten Waldwolf, und rings um den einzigen noch aufrechten Kampfkoloß lag ein Heer besiegter Stahlvipern zerschlagen am Boden.
Als Marthe und die anderen in ihren Mechs den Strand hinauf stampften, wobei die extremen Wetterbedingungen ihnen gelegentlich ihre Ortung störten, stellte sie fest, daß der eine noch kampfbereite Jadefalken-Mech Diana Pryde gehörte, und der gestürzte der Mech Ravill Prydes war.
»Ich habe Funkkontakt mit Diana Pryde«, berichtete Samantha. »Ich habe sie gefragt, ob sie möglicherweise eine Erklärung für den plötzlichen Rückzug der Stahlvipern hat.«
»Und, hat sie?«
»O ja.«
»Welche?«
»Sie hat mir erklärt, daß sie den Vipern den
Kampfeswillen genommen hat, indem sie ihnen trotz zahlenmäßiger Übermacht einen leichten Sieg verwehrte. Vor allem aber war es mehr als irgendein Wahrgeborener ertragen konnte, zu sehen, wie ihr Khan von einer Freigeburt besiegt wurde.«
In diesem Augenblick brach alles aus Marthe heraus, was sie während der brutalen Schlacht um Waldorff zurückgehalten hatte. Sie lachte. Es gab nur selten eine Gelegenheit, in der Marthe Pryde lachte, aber dieses Lachen löste endlich alle Anspannungen der Schlacht.
Die Jadefalken hatten die Stahlvipern besiegt und zerschlagen. Außerdem hatte Khan Perigard Zalman eine persönliche Niederlage erlitten, als er einer Freigeborenen im Kampf unterlag. Falls Zalman seine Truppen nicht völlig zermahlen sehen wollte, würde er den Kampf einstellen müssen. Marthe würde ihnen den ehrbaren Rückzug der Hegira anbieten, aber trotzdem würde die Schande sie begleiten. Der Krieg war vorüber. Die Jadefalken hatten gesiegt.
Und der Schlüssel zu diesem Sieg war eine eben erst mit einem Blutnamen ausgezeichnete freigeborene Kriegerin gewesen. Viele Clanner werden ihre Ansichten über jene überdenken müssen, die sie bisher als Freigeburten beschimpft haben. Langsam breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Khanin der Jadefalken aus.
Samantha Clees schnappte auch einen kurzen Wortwechsel zwischen Diana und Ravill Pryde auf.
»Warum hast du mich gerettet?« fragte er.
»Ich bin eine Kriegerin. Das war meine Pflicht, frapos?«
»Die Chancen standen gegen dich.«
»Wie Sterncommander Joanna so gerne und so nervtötend sagt: Ich bin Jadefalke, frapos?«
Danach wurde die Übertragung von Störungen unterbrochen. Samantha versuchte, wieder Kontakt mit Diana Pryde herzustellen, scheiterte jedoch. Dann sah sie, daß Diana ihre Nova verlassen hatte und auf die Sandterrasse zurannte, die unter dem Hämmern der anbrechenden Flut nachzugeben begann.
Marthe ließ Ravill aus seinem Cockpit holen und schickte Helfer zu den Kriegern in den beiden übrigen Falken-Maschinen, von denen eine stocksteif, aber aufrecht auf dem Strand stand und die andere halb über den Rand der bröckelnden Sandterrasse hing und jeden Augenblick hinabstürzen konnte. Beide Piloten wurden gerettet, und der gefährdete Höllenbote konnte in Sicherheit gebracht werden.
Sie bekam zwar kein klares Sichtbild der Verwüstung auf dem Strand, konnte die Einzelheiten aber an Hand der Diagramme des Ortungsschirms ausarbeiten. Der Strand war übersät von BattleMechs beider Seiten, viele davon waren gestürzt und teilweise vom Sand zugedeckt. Wahrscheinlich lagen unter einigen der Sanddünen noch reichlich andere Maschinen.
Selbst angesichts des gewaltigen Siegs über die Vipern auf Waldorff war dieser Sieg beachtlich. Was ihre Krieger hier am Strand von Dæmon erreicht hatten, besonders Dianas Sieg über den StahlviperKhan, war mit Sicherheit ein paar Zeilen in der Erinnerung wert. Stravag, dachte sie, der ganze Waldorff-Feldzug könnte eine eigene Strophe erhalten.
Falls Marthe jemals Zweifel an den Entscheidungen der letzten Jahre gehegt hatte, konnte sie diese jetzt begraben. Mit der Vertreibung der Stahlvipern aus dem Korridor hatte sie bewiesen, daß die stolzen Jadefalken wieder an die Zeiten vergangenen Ruhms anknüpften, und damit war alles gerechtfertigt, was Marthe als Khanin getan hatte. Gelegentlich war sie gezwungen gewesen, neue Wege einzuschlagen, wenn traditionelle Weisheiten sich als unzureichend herausstellten. Aber im Innern war sie dem Wesen der Clans treu geblieben.
Auch Marthe bemerkte, wie Diana über den Strand hetzte und fragte sich, was sie jetzt vorhatte. Die Erinnerung würde das Heldentum
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