BattleTech 44: Falke im Aufwind
vielleicht?« Damit versuchte Diana sich mehr Zeit zu erkaufen. Eigentlich ging es ihr nur darum, das Miniaturgefecht zu verfolgen, und dieser ungehobelte Klotz war nicht mehr als eine ärgerliche Ablenkung, etwa so wie ein Staubkorn im Auge. Sie sah, wie das Bein der Nemesis hart auf der Mondoberfläche aufschlug und in Kniehöhe zerbrach. Das Bruchstück sank sanft schwebend hinab und hüpfte, in der geringen Schwerkraft mehrmals abprallend, weiter, während Aidans Mech, vom Schwung seiner Bewegung getrieben, vorwärts schoß und in eine Senke stürzte, die aus dem Blickwinkel, den Diana eingestellt hatte, nicht sichtbar gewesen war.
Der MechKrieger murmelte etwas über blödsinniges Geschwafel, dann nahm er sich zusammen und sagte, diesmal lauter: »Dreckige Freigeburt!«
Diana schenkte ihm nur einen oberflächlichen Blick und versuchte ihn abzuhalten, indem sie die offene Hand hob, während sie mit der anderen die Holoviddarstellung manipulierte. Sie bewegte den Blickwinkel, bis sie wie Megasas Mech geradewegs in die Grube hinab zu blicken schien, in der die Nemesis lag. An diesem Punkt hatte Megasa seinen Fehler gemacht. Er hätte sich zum Sieger des Gefechts erklären und sich den Blutnamen verdienen können, aber er hatte vor dem Gefecht, in einem Pakt aller Krieger, die es bis zu den Endphasen des Blutrechts geschafft hatten, geschworen, den Kampf nicht zu beenden, bevor der Betrüger Aidan, die Wahl-Freigeburt, die mit der Bewerbung um einen Blutnamen deren gesamte Tradition besudelt hatte, tot war. Hätte er in diesem Augenblick den Sieg beansprucht, wäre Aidan gerettet worden und dieser Schwur unerfüllt geblieben.
»Dreckige Freigeburt«, murmelte der MechKrieger erneut und rempelte Diana an. Sie stieß einen Finger auf den Pause-Knopf, drehte sich zu dem Betrunkenen um und schlug ihn mit einer linken Geraden nieder. Der Hieb schmerzte an den Knöcheln, aber sie grinste trotzdem, als ihr Angreifer unbeholfen zu Boden ging.
Mit einem Knopfdruck setzte sie die Holoprojektion wieder in Bewegung und zoomte auf maximale Vergrößerung, bis Megasas Bluthund die Größe eines kleinen Säugetieres annahm, und die Grube, in die er hinabsah, über die Hälfte des Holotischs ausfüllte.
Manche Analysen dieses Teils des Gefechts vertraten die Auffassung, Aidans Blutname sei minderwertig, weil er durch Megasas unsinniges Festhalten an seinem Schwur eine zweite Chance bekommen hatte. Sie stellten fest, daß Aidan in der Zeit eine hilflose Zielscheibe abgegeben hatte, die der reichlich langsame Megasa gebraucht hatte, um eine Entscheidung über sein weiteres Vorgehen zu treffen. Er konnte nicht aussteigen, weil Rhea keine Atmosphäre besaß, und er konnte die am Boden liegende und reichlich mitgenommene Nemesis auch nicht aufrichten. Megasa hätte nur irgendeine seiner Waffen auf ihn abfeuern müssen, und Aidan wäre erledigt gewesen. Der einzig denkbare Grund für Megasas Zögern schien sein Bedürfnis gewesen zu sein, den Triumph zu genießen.
Diana spannte sich leicht an, als sie auf den Gegenschlag ihres Vaters wartete, dann landeten plötzlich zwei schwere Hände auf ihren Schultern - wie ein Mech bei der Landung nach einem Sprung - und zerrten sie grob vom Holotisch weg. Dabei berührte ihre Hand versehentlich den Wiederholungs-Knopf und startete die komplette Sequenz neu. Sie hatte den Höhepunkt verpaßt, den Triumph ihres Vaters. Sie kochte vor Wut.
Auch diesmal war ihr Angreifer ein Mitglied des 109., wie sie feststellte, während er sie nach hinten einer anderen von Shu-lis Kriegerinnen zuwarf, die sie an den Schultern griff und zurück in Richtung des Holovidtisches stieß, wo die Blutrechtshologramme gerade wieder auf Rhea landeten, diesmal erheblich größer. Diana prallte mit solcher Wucht gegen den Tisch, daß er mit Sicherheit umgefallen wäre, wenn seine Beine nicht am Boden verankert gewesen wären. Die beiden Angreifer bestätigten den Ruf, in dem Shu-lis Krieger standen. Sie waren offensichtlich sowohl stark als auch brutal. Ihre Gesichter waren zu identischen grausamen Fratzen verzerrt, und ihre Haltung machte klar, daß ihnen Aggressivität in all ihren Erscheinungsformen wohlvertraut war.
Diana streifte die Kontrollen des Tischs und berührte einen Schalter, der die Wiedergabe auf dem Holovidfeld beschleunigte. Die Mechs stampften deutlich schneller über die Mondlandschaft, als wollten sie die reduzierte Schwerkraft für ein Aerobictraining nützen.
Der Krieger packte Dianas rechten Arm und
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