BattleTech 44: Falke im Aufwind
ernüchternd, daß Diana über den niedrigen Rand des Holovidtisches greifen und alle Figuren so umarrangieren wollte, wie sie stehen würden, hätte sie den Kampf dirigiert, so wie sie es bei ihren gelegentlichen Schachspielen gegen Hengst tat, wenn sie verlor.
Aber die Geschichte kann man wahrscheinlich nicht manipulieren wie Schachfiguren auf einem Brett, dachte sie. Auf diesem Tisch läuft das letzte Blutrechtsgefecht meines Vaters ab, mit all seinen Fehlern. Ich würde es lieber sehen, hätte er andere Manöver gewählt, auf andere Weise angegriffen, sich heldenhafter verhalten. Schließlich war er ein Held. Der große Held Aidan Pryde. Sehen wir es uns noch einmal an.
Sie reaktivierte das Holovidprogramm und sah wieder zu, wie das winzige Schiff auf Rhea, dem Mond Ironholds, eintraf. Zu Beginn der Aufzeichnung zeigte der Tisch die unendliche Leere des Weltraums, in dessen Zentrum sich der Mond um seine Achse drehte, vor dem Hintergrund des Planeten, dahinter die Sonne und die Sterne. Das Landungsschiff tauchte hinter dem Mond auf, und zwei BattleMechs fielen in einer bogenförmigen Flugbahn aus seinen Luken, die zu langsam erschien, aber angesichts der Genauigkeit der Holovidchips wahrscheinlich in Echtzeit ablief. Aidan hatte eine Nemesis gesteuert, und sein Gegner - ein gewisser Megasa - einen Bluthund. Die Mechs waren weit genug von einander entfernt auf der Oberfläche Rheas gelandet, um zu verhindern, daß die Piloten einander sahen.
Sie betätigte die Kontrollen, die es ihr ermöglichten, festzulegen, welche Teile des Gefechts sie sehen wollte, und aus welchem Blickwinkel. Sie verschob die Landschaftsansicht so, daß sie beobachten konnte, wie der holographische Aidan, dessen miniaturisiertes Bild auf Wunsch in einer Aufrißdarstellung seines Mechs sichtbar war, in seiner Nemesis wartete. In Wirklichkeit hatten beide Kontrahenten eine Stunde Zeit erhalten, um sich an die geringere Schwerkraft Rheas zu gewöhnen, aber ein Schriftlaufband an der Seite der Szene meldete, daß diese Wartezeit übersprungen wurde. Nach einem kurzen Flickern verschwand Aidans BattleMech plötzlich und tauchte ein kurzes Stück entfernt wieder auf. Er mußte die Strecke während des Zeitraums zurückgelegt haben, der aus dieser Aufzeichnung herausgeschnitten worden war.
Was hat Joanna gesagt? Irgend etwas darüber, daß Aidan Pryde vorher noch nie unter Minimalschwerkraft gekämpft hatte, und daß sein Tech, der auch keine Erfahrung in den Anforderungen derartiger Bedingungen hatte, sich nicht sicher war, wie er die Unterschiede in der generellen Justierung der Mechwaffen und Steuersysteme ausgleichen sollte. Joanna und Hengst, seine Trainer, waren ebenfalls ratlos. Sie waren gezwungen, in den Handbüchern nachzuschlagen und das Beste zu hoffen.
Der Kampf begann. Aidans Nemesis sprang in die Höhe, dann sank sie wieder herab, langsamer, als sie aufgestiegen war.
Natürlich. Die geringe Schwerkraft verstärkt jede Bewegung. Ich frage mich, was er in diesem Augenblick empfunden hat. Ich habe keine Ahnung, wie es sich anfühlen muß, in einem schweren Mech zu sitzen, der leicht wie eine Feder zu sein scheint. Hatte er Angst, oder hat sich seine berühmte Gelassenheit durchgesetzt? Das hätte ich wirklich gerne gewußt. Ich sollte mich wahrscheinlich nicht für ihn interessieren, nur weil er mein Vater war, aber ich kann nicht anders.
Unzufrieden wie immer mit der Miniaturwelt der Holovidprojektion, justierte Diana die Perspektive, so daß Aidans Mech etwas größer wurde und die Landschaft etwas schrumpfte. Dadurch verpaßte sie den Auftritt Megasas in seinem Bluthund. Sie sah nur plötzlich ein paar Laserimpulse auftauchen und auf den Mech ihres Vaters zuschießen, der hastig Dekkung suchte. Die Lichtimpulse verließen die Szene und schienen in den Schutzrahmen des Holovidtischs zu schlagen.
Die Nemesis reagierte sofort. Eine LSR-Salve senkte sich auf den jetzt im Bild erscheinenden Bluthund. Sie flogen über dessen Kopf hinweg. Anscheinend hatte Aidan sich nicht völlig an die veränderten Bedingungen unter der niedrigen Schwerkraft angepaßt. Die Langstreckenraketen schlugen kurz hinter dem Bluthund ein, am Rand des Holovidtisches. Dadurch detonierten sie in vom Bildrand plötzlich abgeschnittenen Halbexplosionen, begleitet von kleinen Staubfontänen.
Diana hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. In letzter Zeit hatte sie eine Art sechsten Sinn dafür entwickelt. Sie hatte ständig mit Beleidigungen und
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